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Gratis Öffis? Gibt es nicht!

Fake-Accounts bieten nicht existierende kostenlose Abos für den öffentlichen Nahverkehr an: Seit Monaten läuft die Betrugsmasche auf Facebook. Das Ziel: sensible Daten abgreifen. Handhabe dagegen scheint es keine zu geben.
ein gefälschtes Gewinnspiel von südtirolmobil
Foto: Screenshot
  • „Ich fühle mich wie im Film ‚Und täglich grüßt das Murmeltier‘“, gesteht Joachim Dejaco. Der Generaldirektor der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) hat erst eben wieder einen Facebook-Kommentar gepostet: „ATTENZIONE, TRUFFA!“ Achtung, Betrug.

    Der Post, vor dem Dejaco warnt, verspricht: Wer in Südtirol ansässig ist, hat die Chance, sechs Monate kostenlos mit den öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren. Keine Aktion von Land oder STA, um Luft aus der Debatte rund um die gratis Öffis für Touristen zu nehmen. Sondern eine Betrugsmasche, gegen die es bis auf die Warnung davor keine Handhabe zu geben scheint.

  • Geisterfahrer auf Facebook

    Zum ersten Mal passierte es Mitte Juni dieses Jahres: Auf Facebook tauchten gesponserte Anzeigen auf, gepostet von Accounts mit dem Namen „Amministrazione del Trentino-Alto Adige“ und „Trasporto pubblico in Trentino-Alto Adige“. Der Inhalt war derselbe: Die öffentliche Verwaltung habe eine Kampagne gestartet, um umweltfreundliche Mobilität zu stärken und stelle deshalb für ein Jahr kostenlose Mobilcards für den öffentlichen Nahverkehr bereit, die über den Klick auf den angefügten Link erhältlich sei. Bebildert waren die Posts mit Fotos und Logos von südtirolmobil. Die Marke wird im Auftrag des Landes von der STA verwaltet – deshalb war es auch die STA, die umgehend tätig wurde. Denn hinter den beiden Facebook-Seiten standen Fake-Accounts. Das verlockend klingenden Abo gab es nicht. „Unmittelbar nach den ersten Hinweisen haben wir Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Bozen erstattet“, teilte die STA im Juni mit. Doch die Fake-Accounts samt ihren Posts blieben noch tagelang sichtbar.

  • Foto: Collage/STA AG
  • Wenig später dann das Déjà-vu – unter neuem Namen, aber mit derselben Masche: Mitte August veröffentlichte der Fake-Account „Carta dei trasporti in Trentino-Alto Adige“ auf Facebook die Nachricht, dass „die Gemeinde Trentino-Südtirol“ (im Original: „il Comune di Trentino-Alto Adige“) kostenlose Jahresabos für den öffentlichen Nahverkehr vergibt. Dazu müsse man nur einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Wieder warnte die STA vor dem falschen Angebot und Account, informierte die Behörden – und den Facebook-Konzern Meta.

  • Meta mauert

    „Ich war selbst bei der Postpolizei und anfangs sehr zuversichtlich, die Verantwortlichen ausfindig zu machen“, erinnert sich STA-Direktor Joachim Dejaco. Doch die Ernüchterung folgte prompt: Auf die Kontaktaufnahme der Staatsanwaltschaft habe Meta entweder nicht reagiert oder „einzig mitgeteilt, dass sie keine Daten herausrücken bzw. auf einen Account in Nepal verwiesen, der schon wieder gelöscht und daher nicht verfolgbar sei“, so Dejaco.

  • Falscher Verkehr: Seit der zweiten Oktoberwoche lockt der (Fake-)Account „Trasporti pubblici a Bolzano“ mit falschen Abos. Foto: Screenshot/Facebook

    Vor einigen Tagen ist nun erneut ein Fake-Post auf Facebook aufgetaucht: Der Account „Trasporti pubblici a Bolzano“ verspricht, mit dem Logo von südtirolmobil im Profilbild, in Südtirol Ansässigen ein halbes Jahr lang gratis Öffis – wenn man denn Glück habe und eine von nur 500 kostenlosen Mobilcards gewinne.

    Aufmerksame Bürger, südtirolmobil, STA-Direktor Dejaco, Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider selbst und auch die IDM – über den Account „Südtirol Alto Adige South Tyrol“ warnen auf Facebook vor den Fakes. Die in identischer Form italienweit für Verunsicherung und Verärgerung sorgen, wie die Plattform „Scam Intelligence“, die sich unter anderem mit Online-Betrug beschäftigt, aufzeigt. Dort wird auch erklärt, was mit den Fake-Gewinnspielen und -Angeboten überhaupt bezweckt werden soll. Wenig überraschend: Datenklau.

  • Falscher Gewinn, echte Daten

    Auf scamintelligence.it erklären die Betreiber, wie die Masche abläuft:

    Der Betrug wird über gesponserte Anzeigen in den sozialen Netzwerken der Meta-Gruppe verbreitet, darunter Facebook, Instagram und WhatsApp.

    Nutzer, die auf den Link klicken, werden auf eine betrügerische Website weitergeleitet, auf der ihnen die Möglichkeit geboten wird, ein Jahresabonnement für den lokalen Nahverkehr zu erhalten.

    Um dieses vermeintliche Angebot zu nutzen, müssen die Zahlungsdaten eingegeben werden, um die angeblichen Versandkosten zu bezahlen. Nachdem das Gewinnspiel abgeschlossen und die Zahlungsdaten eingegeben wurden, wird das Opfer aufgefordert, den Betrug zu teilen, um neue Nutzer in die Falle zu locken.

    1. Das Opfer sieht eine der betrügerischen Anzeigen.
    2. Das Opfer klickt auf den Link.
    3. Das Opfer füllt die Umfrage aus und teilt den betrügerischen Link, um ein „Jahresabonnement“ zu gewinnen.
    4. Das Opfer klickt auf eines der angezeigten Geschenkpakete, wobei der Nutzer spätestens beim zweiten Versuch ein Jahresabonnement gewinnt.
    5. Das Opfer gibt seine Zahlungsdaten ein, um angebliche Versandkosten zu bezahlen.
    6. Die Betrüger erlangen die Zahlungsinformationen des Opfers.
  • Fake hoch zwei: Fake-Accounts preisen in den Kommentaren unter dem Post das Fake-Gewinnspiel an. Foto: Screenshot/Facebook
  • Italienweit sind eine Reihe von Unternehmen des öffentlichen Personennahverkehrs betroffen: in Städten wie Mailand, Rom, Neapel, Turin und in Regionen wie Lombardei, Veneto, Emilia-Romagna u.a.m.

  • Geschenktem Gaul ins Maul schauen

    Unschönes Déjà-vu: STA-Generaldirektor Joachim Dejaco fühlt sich seit Juni wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Foto: STA AG

    Die Hoffnung, den Betrügern beizukommen oder jemanden gar zur Rechenschaft zu ziehen, ist bei STA-Direktor Dejaco trotz der Bemühungen von Postpolizei und Staatsanwaltschaft verblasst. Wegen der Kooperationsunwilligkeit von Meta. „Das ist eine mühsame Geschichte“, meint Dejaco nach den Hinweisen auf den jüngsten Fake-Post. Er ruft dazu auf, Vorsicht walten zu lassen – und Hausverstand: „Wenn dir auf Facebook etwas, was normalerweise 300 Euro kostet, um 30 Euro angeboten wird, kann das nur fake sein. Niemand schenkt dir dort etwas.“ 

  • Eindringlich appellieren STA und auch das Land Südtirol, keinesfalls auf die angehängten Links zu klicken: „Wer dem Link gefolgt ist und sensible Daten weitergegeben hat, ist gebeten, in den nächsten Tagen und Wochen die eigene Kreditkartenrechnung im Auge zu behalten. Wer seine Kreditkarten-Daten weitergegeben hat, sollte sich am besten mit dem Kreditkartenanbieter in Kontakt setzen, um weitere Schritte einzuleiten.“

Das mit der fehlenden Betriebsfähigkeit der Entwerter ist eine Tatsache, die sich immer wieder feststellen läßt. Über den Daumen gepeilt würde ich schätzen, dass bei mehr als 10%, ja vielleicht auch bei gegen 20% der Versuche einer Entwerrtung die Apparate als "außer Dienst" stehend anzutreffen sind.
Da das seit Jahren und jetzt auch mit der jüngsten Generation der Apparate so läuft, sollte man wohl Rücktritte der Entscheidungsträger, die das stoisch so hinnehmen, und noch viel mehr die Erhebung von Schadenersatzansprüchen gegen die Lieferanten bzw. gegen die Dienstleister einfordern dürfen, die für die unglaubliche Misere verantwortlich sind.

Gio, 10/17/2024 - 09:26 Collegamento permanente