Cronaca | Stalking/Angriff

„Wir sollten Gefühle zeigen“

Ein Monat nach der Attacke in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses Bozen mit einem Küchenmesser auf Andreas Conca sprach er mit Rai Südtirol. Bei der anonymisierten Meldung vor einem Monat wurde der Primar zum Ziel eines Angriffs.
Andreas Conca
Foto: Sabes
  • Ein Patient aus einer anderen Abteilung verletzte den Primar der Psychiatrie am Bozner Krankenhaus leicht. Am Abend des 16. September wurde Andreas Conca, den die Attacke im vergangenen Monat „stark beschäftigte“, gegen 18 Uhr „von einem bekannten Stalker“ bedroht. Die Messerattacke habe einen „körperlich glimpflichen Ausgang“ gehabt, sei aber wohl nach der Dynamik einem Mordanschlag entsprechend.

    Großes Glück in der Situation habe bedeutet, dass die Mitarbeiter der Psychiatrie auf die Deeskalierung von Konfliktsituationen entsprechend vorbereitet gewesen seien. „Wir müssen da investieren, der Mensch wird insgesamt aggressiver.“, so Conca im Gespräch mit Verena Volgger. Der 57-jährige Mann sei kein Patient Concas gewesen. „Das ist auch eine schöne Lehre dafür, dass psychische Erkrankung nicht immer mit solchen Aggressionen in Verbindung gebracht wird, sondern dass Aggressionen auch ohne psychische Erkrankungen stattfinden.“ Patienten in der Psychiatrie seien eher Opfer denn Täter von Gewalt, betonte der Primar weiter, der leicht verletzt worden war.

    Conca hatte sich, nachdem er einen Monat nach dem Angriff seinen inneren Frieden mithilfe von psychologischem Beistand einigermaßen wiedergefunden habe, entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Anlass für den Anschlag auf den Primar war ein aus der Sicht des Täters in der Sanität erfahrenes Unrecht, für das er Conca verantwortlich gemacht habe. Man könne dem Erlebten nun Namen und Begrifflichkeiten zuordnen und damit vielleicht auch Antworten finden. 

    Im Radiointerview ist Andreas Conca hörbar emotional. „Wir predigen immer, wir sollten Gefühle zeigen und dann sollte genau ich der sein, der sie nicht zeigt? Ich bin so wie ich bin.“, betont der Primar die Wichtigkeit und Richtigkeit von gezeigtem Gefühl. Wünsche sich Primar Andreas Conca an seinem Arbeitsplatz jetzt besseren Schutz? „Ich würde nicht sagen, dass da ein Mechanismus versagt hat, überhaupt nicht.“ Am Ende hätten viele Mechanismen eben so gegriffen, dass es nicht zu einem Mord hatte kommen können. Davon „noch mehr Kameras, noch mehr Polizei und noch mehr Mauern zu bauen“, rät Conca ab, auch wenn es „sicherlich noch Verbesserungspotenzial“ gebe. Der Fall sei „persönlich“ aufzuarbeiten. Der mutmaßliche Angreifer, der bereits festgenommen wurde, muss sich wegen schwerer Körperverletzung und Stalking verantworten. Conca sieht dadurch seinen rechtlichen Schutz gegeben, psychologischen Beistand hole er sich andernorts.