Politica | Wahl des neuen Gemeindeverbandspräsidenten

Andreas Schatzer: Kräftemessen zum Neustart

Schlechter Einstieg für den Nachfolger von Arno Kompatscher: Der neue Gemeindenverbandspräsident Andreas Schatzer startet seine Präsidentschaft beim Gemeindenverband mit einer schweren Hypothek.

Missglückter Start für den neuen Gemeindenverbandspräsidenten Andreas Schatzer: Als letztendlich einziger Kandidat mag die Wahl zum Nachfolger von Arno Kompatscher für den Vahrner Bürgermeister zwar rein formal wie ein   Spaziergang ausgesehen haben. Doch sein Wahlergebnis – 28 weiße Stimmen bei 75 Stimmen für Schatzer und zwei Stimmen für Überraschungskandidat Franz Locher - spiegelt deutlich wider, dass nicht nur beim Verhältnis zwischen Land und Gemeinden, sondern auch zwischen Südtirols Gemeinden einiges zu kitten gibt.

Groß gegen klein, italienisch gegen deutschsprachig: Der alte Macht- und Verteilungskampf innerhalb der Interessensvertretung der 116 Südtiroler Gemeinden kochte bereits im Vorfeld der Wahl mit der Kandidatur von Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli wieder auf. Um die drohende ethnische Spaltung des Verbandes zu vermeiden, arrangierte sich Schatzer im Vorfeld mit seinem Bozner Amtskollegen. Der Deal? Spagnolli zog seine Kandidatur zurück, erhielt dafür aber in einem schriftlichen Abkommen konkrete Zugeständnisse für die Sonderrolle der Landeshauptstadt. Wie auch schon im Entwurf zum Koalitionsabkommen zwischen SVP und PD festgehalten, geht es dabei um eine Vorzugsspur der Landeshauptstadt im Verhältnis zur Landesregierung. Gleichzeitig sicherte Schatzer aber auch zu, dass Bozen mehr Geld bei der Gemeindenfinanzierung erhält. Und: Luigi Spagnolli bestand darauf, dass diese Vereinbarung schon im Vorfeld der Präsidentenwahl bekannt gegeben wurde. Auch wenn der Vahrner Bürgermeister dabei beteuerte, dass dies nicht zu Lasten der kleineren Gemeinde gehen würde, zog er sich dabei den Zorn zahlreicher Amtskollegen zu. Denn angesichts des schrumpfenden Landeshaushalts stellt sich die berechtigte Frage, wie diese Rechnung aufgehen soll. 

Zusätzlich belastet wurde der Neustart durch die Überraschungskandidatur des Sarner Bürgermeisters Franz Locher. Der erklärte klar, nicht für die  Präsidentschaft, sondern nur für einen Sitz im Rat der Gemeinden anzutreten. Damit bekam er nicht nur die Unterstützung seines Bezirkes, sondern auch der Eisacktaler und Wipptaler, die hinter Schatzer standen – und bremste somit im ersten Wahlgang die drei weiteren Kandidaten für das Präsidentenamt Klaus Runer (Terlan), Dieter Pinggera (Schlanders) und Robert Steger (Prettau) aus. „So ein abgekartetes Spiel hinterlässt bei vielen ein ungutes Gefühl“, bringt es der Kienzer Bürgermeister Reinhard Niederkofler in der Samstag-Ausgabe der Dolomiten auf den Punkt. Und passt so gar nicht zum Zeitalter der politischen Transparenz, das  Schatzers Vorgänger ausgerufen hat.