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Korridorzug: Begräbnis mit Hoffnung auf Wiederauferstehung

Letzte Fahrt für den Direktzug Lienz-Bruneck-Innsbruck am heutigen Samstag. Doch trotz Trauerzug bleibt die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der historischen Verbindung bestehen.

Abschied vom Korridorzug Lienz-Bruneck-Innsbruck mit einem symbolischen Trauermarsch zum Lienzer Bahnhof und einer letzten Fahrt nach Innsbruck. „Nach 65 Jahren wird eines der wenigen funktionierenden Projekte der sogenannten Europaregion Tirol zu Grabe getragen“ schreibt die Südtiroler Freiheit in einer Presseausendung. Abgeordneter Sven Knoll postet auf seiner Facebookseite bereits am Vormittag Fotos von seiner Zugfahrt von Innsbruck nach Kitzbühel und der anschließenden Busfahrt über den Felber Tauern nach Lienz. Die zweite Variante also, die mit der morgen in Kraft tretenden Fahrplanänderung nun auf österreichischer Seite neben einer direkten Busverbindung zwischen Innsbruck und Lienz zur Verfügung steht.

Da die direkte Alternative zur Bahnverbindung nun aber nicht mehr im Pustertal hält, müssen die Pusterer mit Fahrziel Innsbruck ab Sonntag entweder mit dem Zug nach Lienz fahren und dort in den Bus umsteigen, oder sonst über die Zwischenstation Franzensfeste mit dem Zug nach Innsbruck fahren. Auf Südtiroler Seite wird es ab dem 15. Dezember erstmals eine Direktverbindung Bozen-Innsbruck mit Flirt-Zügen geben – vorerst einmal täglich am Abend von Bozen aus und einer Rückfahrt am frühen Morgen. Ab Ende 2014 sollen die Flirt-Züge zudem auch Richtung Osttirol bis nach Lienz verkehren.

Für Sven Knoll sind all das jedoch keine vollwertigen Alternativen zum Korridorzug, der mit dem Gruber-De Gasperi-Abkommen als Garant für eine Verbindung von Tirol und Osttirol eingeführt worden war. Zu langsam die Regionalzüge, zu viel Stau auf der Pustertaler Straße, um den Bus als Alternative zur Bahn anzunehmen. „Wir befürchten, dass mit dem kommenden Jahr immer mehr Pendler auf das eigene Auto umsteigen werden“, sagt er.

Vor allem aber ist nicht nur bei der Südtiroler Freiheit nach wie vor die Empörung groß, dass eine funktionierende Zugverbindung mit guter Auslastung – auch noch mit Unterstützung der Tiroler Grünen – eingestellt wird. Eine wesentliche Mitverantwortung macht Sven Knoll aber bei Südtirols Verkehrslandesrat Thomas Widmann aus. Nicht nur weil die finanzielle Beteiligung Südtirols in Höhe von 168.000 Euro an den jährlichen Gesamtkosten von drei Millionen Euro nicht im Verhältnis zur starken Nutzung des Korridorzugs durch Südtiroler stehe. Vor allem müsse der Korridorzug den Flirt-Zügen nach Lienz weichen, „weil Widmann unbedingt den Bahnhof in Vierschach für eine Anbindung der Skigebiete am Helm haben möchte“, so Knoll.

Bei aller Nostalgie wird die letzte Bahnfahrt von Lienz nach Innsbruck am späten Nachmittag jedoch auch mit Hoffnung verbunden sein. Denn ganz geschlagen geben sich weder die Osttiroler, die 7500 Unterschriften für den Erhalt der Verbindung gesammelt hatten, noch die Südtiroler Freiheit. Sie hat heuer im Südtiroler Landtag immerhin einen Beschlussantrag durchgebracht, laut dem auch künftig direkte Zugverbindungen zwischen Lienz und Innsbruck ermöglicht werden sollen. Je nachdem, wer nun in Bozen das Verkehrsressort übernehmen wird, kann sich Knoll durchaus neue länderübergreifende Lösungen vorstellen, die auch vom Dreier-Landtag gefordert werden. Vorerst heißt es aber in dem Fall umsteigen – ob in den Bus, in andere Züge oder ins eigene Auto. Und zumindest bis zur kommenden Fahrplanänderung in einem Jahr wird sich daran selbst laut Sven Knoll sicher nichts mehr ändern. 

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Benno Kusstatscher Sab, 12/14/2013 - 16:36

Möge unsere zukünftige Verkehrslandesrätin (m/w) endlich einsehen, dass dies kein fernes Thema der Osttiroler ist, sondern in Südtiroler Verantwortung liegt. Wie wollen wir anderen Respekt vorm Gruber-DeGaspari-Vertrag abverlangen, wenn wir ihn selber mit Füßen treten?
Innsbruck als auch Bozen und Trient sollen mit Lienz FLIRTen, aber nicht nur Bimmelbahn-mäßig!

Sab, 12/14/2013 - 16:36 Collegamento permanente