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Es geht um die Wurst

Paul Thuile ist nicht nur Künstler und Informatiker. Der Hutträger, Selbstversorger und Brotbäcker kennt sich auch mit Hühnern aus. Und mit Würsten.
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Foto: Salto.bz

Von Künstlern und Künstlerinnen weiß man, dass sie nur ganz selten Extrawürste, arme Würstchen oder beleidigte Leberwürste sind. Einer der sich weniger mit Wurst-Redewendungen, sondern vielmehr mit richtigen Würsten gut auskennt, ist der Künstler Paul Thuile. In seinem vor kurzem erschienen Buch Pauls Wurstfibel gewährt Thuile einen richtig guten und ästhetisch anspruchsvollen Einblick in sein Hobby. „Ich mach schon mein ganzes Leben lang Wurst...“ gesteht er spontan und schwelgt beim Gespräch über die Entstehung des Buches auch gern in der Vergangenheit: „Das ist auch eine Familiengeschichte. Mein Großvater hatte das Gasthaus Zum Turm in Gargazon. Das Gasthaus war berühmt für seine Würste und ich schaute meinem Großvater immer zu, wie er beim Gasthaustisch Würste abbindet. Das Wurstmachen haben meine Eltern dann weitergeführt.“ Und nun Paul. Der Feinschmecker kennt sich aber nicht nur beim Wurstmachen aus, auch das Buchmachen ist im geläufig. Nun kam das eine zum anderen. „Die Idee kam vom Verlag, die davon wussten, dass ich gerne und gute Würste mache. Sie sind dann an mich herangetreten“, erzählt Thuile, der bereits einige Bücher zu anderen Themen vorlegte – dieses Buch-Unterfangen allerdings war für ihn und den Verlag „Neuland und Risiko“.
 


Mit leicht wackeligem Strich ziehen Paul Thuiles Zeichnungen normalerweise die Wände hoch. Der Künstler hat sich mit „hausgemachten Graffitis“ einen Namen gemacht, indem er Wohnungen, Möbel, Gegenstände in Perspektive setzt und sie kunstvoll abbildet. Hausgemacht sind auch seine Haus- und anderen Würste. Im Buch geht es demnach auch gleich so richtig ans Eingemachte. Nach einleitenden Worten von Gabriele Crepaz zur Persönlichkeit Paul Thuile gibt es Seite um Seite Wurst-Wissen um Wurst-Wissen, das sich in dem geschmackvoll gestalteten Reise- Geschmacksführer dahinwurstelt und sich einen festen Platz in den Herzen aller Anti-Vegetarier sichert. Da geht es um den Fleischwolf (den großen „Stolz der Mutter“), aber natürlich auch um all die anderen handwerklichen „Zutaten“ wie: Lochscheiben, Messer, Handschuhe, Schere, Waage, Wurstfüller, Gewürzmühle, Thermometer, Wurstgarn, Schneidebrett und das Vakuumiergerät. Die immer wieder eingebauten Familiengeschichten sind passende Würze und angenehme Reisebegleiter in die sehr spezielle Wurstwelt des Autors. Gerne erzählt er auch im Gespräch mit salto.bz die Geschichte von den zweierlei Würsten seiner Vorfahren: „Die guten Würste bekam an hohen Feiertagen die hohe Geistlichkeit, die weniger guten, die sogenannten Schubelwürste, aßen die anderen. Aber man erzählte sich, die eigentlich guten Würste waren die Schubelwürste, da sie voller schmeckten“, beichtet Thuile. Die Pfarrer werden es schon verkraftet haben.
 


Richtwerte von Würzzutaten werden im Buch fein säuberlich aufgelistet und in Basiszutaten und in spezielle Zutaten (bsp. Bier, Chili, Fenchelsamen, Ingwer, Thymian, Wein, Zucker, Honig…) unterteilt. Ob Rind- oder Schweinefleisch, Geflügel oder Hasen, seine ganz besondere Lieblingswurst gesteht der Wurstexperte, „ist die Wurst mit Lammfleisch, mit Zitrone, Rosmarin und dem nordafrikanischen Gewürz Ras el Hanout.“ 
 


Pauls Wurstfibel ist immer wieder ein Erinnerungsbuch, denn der passionierte Wurster beschreibt das Früher im Heute, skizziert und zelebriert die Wurst wie ein Kind seine neue Eisenbahn am Heiligen Abend. Und wie beobachtet er den Trend zum fleischlosen Konsum? Ein Fleischbuch in veganen Zeiten, hat doch sicher auch einen bitteren Beigeschmack. „Für mich ist das eine normale Geschichte, die zu meiner Biografie gehört. Erst im Nachhinein, als das Buch herauskam, wurde mir bewusst, dass ich da etwas gegen den Strom schwimme. Es gibt so viele Bücher über gesundes Essen, dann ist dieses Buch schon fast eine Provokation. Aber ich propagiere ja nicht den hemmungslosen Fleischkonsum. Im Gegenteil.“ 
Natürlich kommt in Thuiles Würste nur das beste Fleisch, jenes aus der „artgerechten Haltung“ , wie er betont. Apropos: der Begriff passt perfekt zu Kunst und Wurst. Hoch lebe die Art-Gerechtigkeit!