Ende der Fahnenstange?
Noch vor Kurzem hatte es so ausgesehen, als wäre das Kapitel Bersaglio endgültig abgehakt. Doch nun kommt wieder Bewegung in die Sache, die in den vergangenen Wochen und Monaten in Meran für Stunk in der Regierungskoalition gesorgt hatte und in gegenseitigen Schuldzuweisungen gegipfelt war.
Vom Schießstand in den Schlachthof
Die Vorgeschichte ist hinlänglich bekannt: Das ehemalige Schießstandgebäude, das derzeit dem Verfall preisgegeben ist, sollte zu einer neuen Begegnungsstätte für Kultur und Sport werden. Vor allem aber sollte dort der größte Meraner Kulturverein Ost West Club seine neue Bleibe finden. Weil sich aber die beiden involvierten Sportclubs – dem SCM Meran gehört das Gebäude, dem ASM Merano steht ein Nutzungsrecht zu – nicht einigen konnten und auch der Bürgermeister keinen Handlungsspielraum mehr sah, hatte Paul Rösch die Verhandlungen um Weihnachten für gescheitert erklärt. Dem Ost West Club, der sich zuvor aus dem Projekt zurückgezogen hatte, legte er einen neuen Vorschlag auf den Tisch: Der Verein könnte im nordwestlichen Teil des gemeindeeigenen Schlachthofs in der St.-Josef-Straße unterkommen.
Mehrere Stallgebäude werden aufgrund der reduzierten Schlachttätigkeit schon seit Jahren nicht mehr zur Gänze genutzt. “Da das gesamte Areal und die Gebäude der Gemeinde gehören, könnten wir ohne langwierige Verhandlungen investieren und ein neues Kulturzentrum im ungenutzten Teil einrichten”, preist Rösch den Schlachthof an. Am Donnerstag (14. Februar) fand nun ein Lokalaugenschein statt.
Mit Vertretern des Ost West Clubs begutachtete Rösch das Gelände. Mit dabei waren auch Vermögensstadtrat Nerio Zaccaria, Wolfram Haymo Pardatscher, Leiter der Abteilung Bauwesen und technische Dienste und der Direktor des Landesamtes für Jugendarbeit, Klaus Nothdurfter.
Im Vorfeld waren bereits Bedenken vorgetragen worden. Der Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit, Christoph Mitterhofer forderte: Falls der Ost West Club in den Schlachthof einziehen sollte, müsse sichergestellt werden, dass der Betrieb des Schlachthofes dadurch “keinesfalls gestört wird”. “Der Meraner Schlachthof erfüllt eine wichtige Rolle nicht nur in der Stadt, sondern im gesamten Bezirk. Er ist unerlässlich für die tiergerechte Schlachtung und Fleischverarbeitung unter optimalen Hygienebedingungen”, so Mitterhofer.
Erste Zweifel konnte Wolfram Haymo Pardatscher am Donnerstag ausräumen: “Der neue Sitz des Ost West Clubs müsste aus Sicherheitsgründen vom Areal des Schlachthofs klar abgegrenzt werden. Der Aufwand dafür wäre aber nicht groß”, so der Gemeindearchitekt.
Entscheidung bis Ende März
“Die Struktur ist für einen neuen Vereinssitz durchaus interessant”, heißt es im Anschluss vom Ost West Club. “Wir werden in weiteren Gesprächen im Vorstand, mit den Verantwortlichen der Gemeinde und des Landes, sowie euch Mitgliedern versuchen zeitnahe eine Entscheidung über den neuen Sitz für unseren Kulturverein zu finden.” Ende gut, alles gut also?
Bei weitem nicht. Denn just einen Tag vor dem Lokalaugenschein am Schlachthof kommt auf der anderen Seite die Wende. Am Mittwoch teilen die Sportclubs SCM und ASM mit, eine Einigung über eine gemeinsame Nutzung erzielt zu haben – nachdem sie Vorwürfe gegen den Bürgermeister erhoben hatten. Er habe sie “im Regen stehen gelassen”, so die Kritik an Rösch.
Der aber lässt sich auf die Provokation nicht ein. “Ich wäre sehr froh, wenn sich die beiden großen Meraner Sportvereine nun wider Erwarten doch noch geeinigt haben sollten – zufällig einen Tag vor unserem Lokalaugenschein. Wenn ein konkreter Vorschlag vorliegt, bin ich natürlich gerne zu Gesprächen bereit”, richtet der Bürgermeister aus.
Bis Ende März – spätestens – will Rösch die grundsätzliche Entscheidung fällen, wo der Ost West Club in Zukunft seinen Sitz haben wird. Ausschlaggebend dürfte dabei vor allem eines sein: Für welches Projekt bekommt er die Zustimmung im Gemeinderat? Der Koalitionspartner SVP setzt sich seit Langem kräftig für das Bersaglio ein und wird sich kaum dazu bewegen lassen, für den Schlachthof zu stimmen. Den Gefallen wird man Rösch ein gutes Jahr vor den Gemeinderatswahlen nicht machen. Den Bürgermeister selbst versucht, einem erneuten politischen Hickhack zuvorzukommen: “Ich befürworte alles, was die Stadt voran bringt, ganz egal, wer sich das dann auf die Fahnen schreibt.”
....offensichtlich sahen sich
....offensichtlich sahen sich der SCM und der ASM jetzt gezwungen, ihr stures Verhalten in den Verhandlungen aufzugeben. Sturheit rechnet sich nicht wenn dann die Beiträge (Steuergelder !!!) der Gemeinde fehlen. Zeit und Glaubwürdigkeit würde durch unprofessionelles und egoistisches Verhalten der beiden Präsidenten vergeudet. Hoffentlich haben sie diese Lektion gelernt.