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Skigebiete: erfolgreicher Ticketverkauf

Die Tiroler Tourismusorganisation Vitalpin präsentiert erfreuliche Zahlen zum Nachwuchs auf der Piste und fordert eine sachlichere Debatte beim Thema Skifahren – zu recht?
Skifahren am Kronplatz
Foto: Seehauserfoto
  • Ist Skifahren gleichermaßen beliebt oder bleiben immer mehr Menschen den weißen Pisten wegen zu hoher Kosten fern und der Nachwuchs bleibt aus? Diese Streitfrage beschäftigt nicht nur die Südtiroler Medien, sondern auch die Tourismusorganisation Vitalpin mit Sitz in Innsbruck. Vitalpin hat deshalb bei mehreren Skiverbunden in Tirol und Südtirol nachgefragt, wie der Ticketverkauf in dieser Saison läuft. Das Ergebnis wird in einer fröhlich klingenden Presseaussendung mitgeteilt: „Es stehen sogar mehr Kinder und Jugendliche auf den Skipisten.“ Die Ortler Skiarena meldet beispielsweise, dass die günstige Saisonkarte für Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren zusätzlich 1.000 Mädchen und Buben auf die Skipisten gebracht hat.

    „Wir müssen auf vertrauenswürdige Quellen setzen. Schnell durchgeführte Umfragen, die falsch gedeutet werden, verursachen großen Image-Schaden. Und zwar für alle Branchen“, erklärt Vitalpin-Geschäftsführer Manuel Lutz. Zu der Tourismusorganisation zählen Mitglieder aus Tirol, Salzburg, Vorarlberg, Südtirol, Graubünden und Bayern, zum Beispiel auch der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) oder die Handelskammer Bozen. Lutz appelliert zu Sachlichkeit und der „richtigen Interpretation“ von Daten.

  • Manuel Lutz: „Wir müssen auf vertrauenswürdige Quellen setzen.“ Foto: privat

    Lutz bezieht sich auf eine Umfrage des Forschungsinstituts Marketagent im Auftrag von Mastercard, veröffentlicht am 25. Jänner 2025. Diese kommt zum Schluss, dass „64 Prozent der Österreicher*innen dem Ski- oder Snowboardfahren bereits den Rücken gekehrt haben. Hauptgrund dafür sind die steigenden Kosten für den Wintersport – 93 Prozent empfinden die Preise für das Skisportangebot als zu teuer, wobei Liftkarten den größten Kostenfaktor darstellen.“

    Vitalpin-Geschäftsführer Lutz stimmt zu, dass in Österreich nur rund ein Drittel der Bevölkerung Ski fährt. Das hänge aber auch maßgeblich davon ab, wie weit der Anfahrtsweg ist. „Wenn das Skigebiet wie in Tirol nicht weit entfernt ist, gehen auch mehr Menschen Ski fahren als in Bundesländern wie Niederösterreich“, so Lutz. Die nicht öffentlich zugängliche Studie von Mastercard liegt dem Vitalpin-Geschäftsführer vor. Er zweifelt vor allem daran, dass die im Dezember durchgeführte Studie repräsentativ ist, wie Mastercard angibt: „Von den 1.000 Befragten sind nur 80 Personen aus Tirol dabei“, kritisiert der Vitalpin-Geschäftsführer. 

    Er verweist stattdessen auf eine Erhebung der Manova GmbH für den Fachverband der Wirtschaftskammer Österreich, durchgeführt im Winter 2022 in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Demnach gehen rund 38 Prozent der 14- bis 70-Jährigen Ski fahren. In Südtirol fahren laut ASTAT (Februar 2022) rund 22 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 80 Jahren Ski, wobei der Anteil bei den 18- bis 39-Jährigen mit 29 Prozent am höchsten ist. 

    Beim Blick auf die gemeldeten Verkaufszahlen scheint, dass die Lust auf Skifahren ungebrochen ist: Die Tirol Regio Card hat für die Saison 2024/2025 um 25 Prozent, die Snow Card Tirol um 21 Prozent mehr Tickets verkauft als in der Vorsaison. „Kinderkarten machen ein Drittel der verkauften Tickets aus. Wir wollen wieder mehr Kinder auf die Ski bekommen, deshalb haben wir hier einen besonders günstigen Preis“, sagt Franz Dengg, Geschäftsführer der Tiroler Zugspitzbahn. Auch das Freizeitticket Tirol kann für diese Saison mit 63.000 Tickets hohe Zahlen vorlegen, davon knapp 60.000 an die Bevölkerung im Großraum Innsbruck. Eine Auswertung verschiedener Saisonkarten aus dem Zillertal zeige ebenso, dass in den vergangenen drei Jahren jeweils mehr Saisonkarten als noch in den Jahren vor der Corona-Pandemie abgesetzt wurden. 

    Gleichzeitig reißt die Kritik an den hohen Preisen für den Skisport nicht ab: Etwa kritisiert die Südtiroler Verbraucherzentrale die Kosten für den Skipass der Ortler Skiarena oder Dolomiti Superski. Der Tourismusforscher Robert Steiger von der Universität Innsbruck erklärte gegenüber der österreichischen Tageszeitung Der Standard dazu lapidar: „Vor 30 oder 40 Jahren war Skifahren auch keine billige Sportart wie zum Beispiel Fußballspielen.“