Politica | Homosexuelle und Politik

Minderheitenrechte für Schwule, Lesben und Transgender

Der Präsident der Südtiroler Homosexuellen-Initiative Centaurus Andreas Unterkircher kandidiert bei den Landtagswahlen für die Grünen. Ich habe ihn gefragt, warum gerade bei den Grünen, welches die Ziele, Aktivitäten, Erfahrungen und Probleme des Vereins sind, und welche politischen Ziele er sich für Schwule, Lesben und Transgender setzt?
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Foto: Noiland

Bei den vergangenen Parlamentswahlen haben der Linksblock einerseits und die Grillini andererseits sich in ihren Programmen für die Gleichstellung der homosexuellen Beziehungen mit der Ehe ausgesprochen. Vom grünen Kronbichler hat man diesbezüglich nicht viel vernommen.

Ich weiß dass Florian die rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare befürwortet. Seine Partei SEL war ja immer schon für die völlige Gleichstellung, musste aber im Wahlkampf bei solchen „heiklen“ Themen Kompromisse eingehen, weil ihr Bündnispartner PD eben nicht die völlige Gleichstellung wollte, sondern lediglich eine Regelung der Lebenspartnerschaften nach deutschem Vorbild. Jetzt haben sich ihre Wege getrennt, SEL ist in der Opposition und PD in der Mehrheit.

Warum hast du dich entschieden, gerade bei den Grünen für den Landtag zu kandidieren?

Wieso die Grünen? Das hat sich so ergeben. Die meisten von ihnen kenne ich seit Jahren, sie kamen immer zu unseren Fackelkundgebungen und zu allen Veranstaltungen von Centaurus. Es war einfach die logischste Entscheidung

Bei den Gemeinderatswahlen hat es schon in Vergangenheit offen deklarierte Schwule und Lesben gegeben. Bist du der erste Präsident von Centaurus, der für die Landtagswahlen kandidiert?

Das weiß ich nicht. Vielleicht. Wäre toll diesen Rekord gebrochen zu haben. Mit solchen kleinen Schritten treibt man die Emanzipation voran. Einen erklärten Schwulen oder eine erklärte Lesbe im Landtag wäre dann ganz einfach historisch. In Tirol hat das bereits 2008 der Grüne Gebi Mair geschafft.

Die Homosexuellen-Initiative Centaurus vereint Schwule, Lesben und Transgender in einem Verein. Das ist ziemlich einmalig. Dazu kommen in Südtirol noch die verschiedenen Sprachgruppen und inzwischen vielleicht auch Zuwanderer und Farbige. Wie kriegt man das alles unter einem Hut?

Ja, wir sind eine bunte Mischung. Nicht zufällig ist die Regenbogenfahne unser Symbol. Das führt nicht selten zu Reibereien, auch innerhalb des Vorstandes. Das Gute daran ist dass wir dabei gegenseitigen Respekt und Wertschätzung lernen.
Ja, auch Ausländer klopfen verstärkt an unsere Tür. Wir hatten einen Fall, wo ein Afrikaner die Abschiebung in sein Herkunftsland riskierte. Da er dort aufgrund seiner sexuellen Orientierung verfolgt worden wäre, hat sich Centaurus gegen die Abschiebung eingesetzt - und gewonnen!

Welches sind zur Zeit die Themen und politischen Aktivitäten, für die sich Centaurus einsetzt?

Ein wichtiges Projekt heißt „Ganz normal anders“: Wir gehen mit einem Pädagogen in die Schulen und sprechen über das „anders sein“.
Zudem gibt es seit kurzem eine Arbeitsgruppe, die sich mit Transsexualität befasst. Es wird auch verstärkt mit den LGBT-Vereinen in Trient zusammengearbeitet.

Was stellst du dir vor, was du als evtl. gewählter Vertreter der Schwulen, Lesben und Transgender im Südtiroler Landtag bewirken kannst? Welches ist dein spezielles Wahlprogramm?

Dass eindeutige Diskriminierungen aufgehoben werden, wie zum Beispiel im geförderten Wohnbau. Ich will den in Südtirol so viel verwendeten Begriff des Minderheitenschutzes auf die Rechte Schwuler, Lesben und Transgender ausweiten. Überall dort wo das Land Zuständigkeit hat müssen bestehende Diskriminierungen gleichgeschlechtlicher Paare beseitigt werden, zum Beispiel im geförderten Wohnbau. Es braucht ein Antidiskriminierungsgesetz.
Falls es zu einem Dritten Autonomiestatut kommt, sollen auch die sexuellen Minderheiten ausdrücklich genannt und geschützt sein.
Parallel dazu müssen wir uns kulturell engagieren. Durch gezielte Projekte in den Schulen soll eine Kultur der Akzeptanz und der Wertschätzung der Andersartigkeit gefördert werden. Bullying in den Schulen und Mobbing am Arbeitsplatz sollen bekämpft werden.
Die Sexualkunde darf in Südtirol kein Tabu mehr sein, auch zur Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten.

 

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Sepp.Bacher Mer, 05/15/2013 - 19:58

Es ist mir wichtig zu spezifizieren, dass die Kandidatur von Andreas Unterkircher vorerst nur die Vorwahlen im Juli betrifft. Richtig stellen muss ich den Namen des Vereins: er heißt richtiger Weise: Schwul-Lesbische Initiative.

Mer, 05/15/2013 - 19:58 Collegamento permanente
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Sylvia Rier Gio, 05/16/2013 - 08:04

diese hier, und auch das Gespräch mit Herrn Unterhofer finde ich sehr gelungen. Ich wünsche mächtig viel Glück, den Grünen und dem Herrn Unterhofer und den von ihm vertretenen Minderheiten, auf mächtig viel Erfolg bei den Wahlen im Herbst, denn unser Land hat sehr viel Öffnung bitter nötig, finde ich (als Bestätigung dafür der gestrige Leserbrief, den ich über fb aufgeschnappt habe, und in dem beklagt wurde, dass einem dunkelhäutigen Menschen, der in Begleitung seiner Freunde ein Lokal besuchen wollte, der Zutritt verwehrt wurde. Ist das nicht beschämend für unsere Gesellschaft).

Gio, 05/16/2013 - 08:04 Collegamento permanente
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Salto User
Sepp.Bacher Dom, 05/19/2013 - 09:07

Nun möchte auch ich einmal polemisch werden: Schon öfters habe ich nachgefragt, warum bestimmte Blogs, darunter auch meiner, keine Chance haben unter die top 5 oder auf die Titelseite zu kommen. Ich wurde immer vertröstet. Als ich dieses Interview postete, bat ich sogar die Redaktion, im diesmal eine Chance zu geben. Nichts ist passiert und zum ersten mal sogar keine Reaktion, kein Mail-Antwort. Schon von Anfang an habe ich den Eindruck, dass mich die Frau, die für die Blogger zuständig ist, boykottiert.
Inzwischen sind in allen aufgeschlossenen Medien im Zusammenhang mit dem Tag gegen Homophobie Berichte, Kommentare und Interview - meist mit Andreas Unterkircher - veröffentlicht worden, doch auf salto. bz gibt es immer noch keinen Platz dafür. Da kann nur System dahinter stecken. Wenn man dem Grünen Kandidaten Egger so viel Platz eingeräumt hat, warum dann nicht dem Grünen Kandidaten Unterkircher? Werde wohl keine Antwort erhalten!

Dom, 05/19/2013 - 09:07 Collegamento permanente