Cronaca | Sport

Ungehört im Lockdown

Ein Neustart ist für die Fitnesswelt weiterhin keiner in Sicht. Die Politik reagiert auf Vorschläge der Branche nicht. Die Unruhe wächst.
Fitness
Foto: Pixabay

“Unsere Gruppe wächst ständig”, sagt Harald Markart. Und zugleich wachsen Unruhe und Unmut. Markart ist einer von mittlerweile über 60 Vertretern der Fitnessbranche, die sich in der Gruppe “Hallo Fitness Südtirol” zusammengeschlossen haben. Seit 12. März sind Fitnessbetriebe geschlossen. Und noch immer ist kein Ende des Lockdowns in Sicht. Am Montag (11. Mai) fand eine Videokonferenz mit Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer statt – Landeshauptmann Kompatscher entschuldigte seine Abwesenheit – statt, von der sich viele Branchenvertreter Klarheit erhofften. Doch die gibt es weiterhin nicht.

“Auf Wunsch von Herrn Achammer haben wir einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, der das Arbeiten in unseren Studios ermöglicht hätte – angelehnt an das jüngst verabschiedete Landesgesetz mit den nötigen Abständen, Hygienemaßnahmen und all den anderen Bestimmungen”, berichtet Harald Markart, der die Trainingshalle samt Yogaschule Lebenskompass Fitinlife in Ratschings leitet.
Das dreiseitige Papier wurde in Windeseile von drei Dutzend Fitnessunternehmern ausgearbeitet, um es dem Landesrat rechtzeitig vor Beginn der Sitzung der Landesregierung am Dienstag Morgen zuzuschicken. “Es wurde uns eine verbindliche Rückmeldung versichert”, berichtet Markart am Freitag Nachmittag. “Aber wir haben bis heute nichts gehört.”

 

Gesundheit, Gesellschaft, Überleben

 

Zwei Meter Abstand, maximal 90 Minuten Trainingszeit, kein Körperkontakt, penible Desinfektion von Händen, Geräten und Hanteln, kein Duschen, aber Umziehen vor Ort möglich. Das sind einige der Punkte in dem Maßnahmenkatalog. Dass sie noch immer auf eine Antwort warten, finden zahlreiche Studioinhaber, Trainer und Coaches “nicht respektvoll”. “Wir werden von der Politik unterschätzt und übersehen”, kritisiert Markart im Namen der Gruppe “Hallo Fitness Südtirol”.

Er verweist auf die Bedeutung der Branche: “Die Fitness- und Gesundheitsbranche ist in der Lage, die Gesundheit der Bevölkerung aufrecht zu erhalten und dauerhaft sicherzustellen. Das Trainieren in den Studios leistet einen relevanten Beitrag dafür, dass das Immunsystem der Menschen gestärkt wird und damit auch die Risikogruppen im Zusammenhang mit der aktuellen Pandemie reduziert werden.” Dazu kommt die soziale Komponente, betont Markart: “Das Training und die Kurse sind eine Gelegenheit, um Menschen zu treffen, sich auszupowern und Balance zu finden.”

 

Und nicht zuletzt stellt der andauernde Lockdown das wirtschaftliche Überleben vieler aufs Spiel. “Wir sind alle Unternehmer, zahlen Löhne und Steuern und haben eine Verantwortung den Mitarbeitern und Kunden gegenüber”, unterstreicht Markart. “Je länger der Schließungszustand besteht, umso größer ist das Insolvenzrisiko der gesamten Branche.”

 

Trotzdem eine schöne Seite

 

Die einzige Nachricht, die am Donnerstag bekannt gegeben wurde, war: Im Herbst wird es Sonderfinanzierungen für Vereine geben. “Man spricht von der Förderung der Vereine, aber in welche Sparte fallen wir? Werden wir auch unterstützt?”, fragt man sich bei der Gruppe “Hallo Fitness Südtirol”. Die Forderung ist klar: “Wir fordern unsere Politiker dringend auf, uns wahrzunehmen, Antworten zu liefern, finanzielle Unterstützung zuzusichern und uns vor allem unseren Arbeitsplatz zurückzugeben!” Seinem Ärger Luft verschafft am Freitag Vormittag Manuel Hillebrand, Mitgründer von Personal Coaching Südtirol, auf Facebook:

Während Handels- und Gastronomiebetriebe langsam wieder ihre Tätigkeit aufnehmen und auch für Hotels ein Datum für die Wiedereröffnung feststeht, gibt es für Fitnessstudios weiterhin keines. Auf staatlicher Ebene war zunächst vom 18. Mai die Rede, inzwischen spricht man vom 25. Mai. Doch auf dem “Südtiroler Weg” wurde die Fitnessbranche nicht mitgenommen. Harald Markart kann der Situation dennoch etwas Positives abgewinnen: “Wir haben uns in der Branche untereinander sonst eher als Konkurrenten gesehen. Das Schöne jetzt ist, dass wir zum ersten Mal zusammenschauen und eine Gesprächsbasis besteht.” Man überlegt bereits, als Fachgruppe dem Südtiroler Handels- und Dienstleistungsverband hds beizutreten. “Das ist noch Zukunftsmusik”, meint Markart. Zuallererst gilt es nun erst einmal, die Zukunft der Fitnesswelt zu sichern.

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gorgias Sab, 05/16/2020 - 07:53

Der Cornoavirus wird durch die Atemluft ausgestoßen. Wenn sich mehrere Personen in einem geschlossenen Raum für längere Zeit aufhalten und kräftig Atmen ist das ein erhöhtes Risiko. Die Begrenzung auf 90 Minuten und der 2m Abstand Vorschlag sind Augenwischerei.

Wenn es wirklich um die Gesundheit geht, dann soll man sich doch lieber an der frischen Luft betätigten. Das ist weit gesünder und weniger risikoreich für eine Ansteckung.

Am Ende ist alles systemrelevant, weil es der Wirtschaft nützt. Unter vorgehaltener Hand sprechen sich die meisten Unternehmer eh für eine Durchseuchung aus. - Natürlich mit Ausnahme des Santitäsfachhandels.

Sab, 05/16/2020 - 07:53 Collegamento permanente
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Klemens Riegler Sab, 05/16/2020 - 10:16

Aus epidemiologischer Sicht ist das Öffnen von Fitnessstudios natürlich problematisch bzw. nur möglich, wenn spezielle Vorbereitungen wie kompletter, starker und kontinuierlicher Luftaustausch nach Oben (Abzug) möglich ist (Lufteinzug freilich an anderer Stelle oder Wasserbrücke). Neben den vorgesehenen Distanzregelungen, Desinfektion usw. versteht sich. Ein zusätzlicher Einbau von UV-Strahlern kann ebenso hilfreich sein wie eine zeitlich abgestimmte Nebel-oder Dampf-Desinfektion (ohne Publikum) z.B. alle zwei Stunden. Damit ginge die Übertragungswahrscheinlichkeit gegen Null.

Sab, 05/16/2020 - 10:16 Collegamento permanente
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Priska Spitaler Dom, 05/17/2020 - 00:39

Super Manuel, endlich jemand, der sich traut, den Mund aufzumachen. Kann dich volle gut verstehen. Immer wieder vertröstet zu werden, erzeugt ein Gefühl der Ohnmacht und Verzweiflung. Ich habe Hochachtung vor Menschen wie dir, die sich nicht mehr ducken und ihre Stimme erheben. Solltet ihr immer noch nicht gehört werden, werdet lauter und wehrt euch. Denn auch eure Existenz muss gesichert werden. Ich hoffe, dass eure Situation so bald als möglich bessert und ihr wieder loslegen könnt. Bleibt dran und lasst euch und unterkriegen!!!

Dom, 05/17/2020 - 00:39 Collegamento permanente