Einsame Inseln sollt man nicht verlassen
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SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?
Kurt Lanthaler: Das Kochbuch "Italienische Küche" von Hans Debeljak (4. verbesserte Auflage, Gerber Verlag, 1955). Das der Mensch, von dem ich es in den 90ern im Zuge eines Erbvorlasses übernommen in meinen "Besitz", 1957 gekauft, laut Eintrag. Und ab ca 1962 mit Bleistiftseinzeichnungen versehen, meinerseits. Erstmal war ja nur blättern und schauen, Schule hatte erst noch zu kommen. Schaubilder warn da auch: "Das Kalb und seine Teile", die Metzgerschnitte dem Babykörper eingezeichnet. ("Die Teilung der Tiere und die Verwendung des Fleisches.") Und Schwarzweißfotos von Baumstämmen und Rehrücken, Farbfotos (nachgerade sowjetischer Machart) von "Brötchenplatten". Später dann auch gelesen. Zitat: "Mittags- und Abendtisch. (Tavola per pranzo e cena). Mittags- und Abentisch deckt man weiß, einige Blumen sollen nicht fehlen; ebenso Pfeffer, Salz und Brot."
Usw usf ecc. (Wurde sich nicht dran gehalten im Aufwachsen seither.)Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?
"(…); dann brach alles ein, und das große Leichtentuch des Meeres wogte weiter wie vor fünf Jahrtausenden." (In der Übersetzung von M. Jendis) "(…); dann brach alles in sich zusammen, und das große Bahrtuch des Meeres rollte sich hin, wie es sich vor fünftausend Jahren schon hingerollt." (In der Übersetzung von F. Rathjen) "(…); then all collapsed, and the great shroud of the sea rolled on as it rolled five thousand years ago."
So ist es: rolled on as it rolled.
Jetzt müßt nur das statistische Mittel von Autorinneneinkommen leise ansteigen, und man könnt sich immer beides leisten.
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Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?
Günther, mit Ausnahme der Schnecke. (Empfehle stattdessen Kurzeck.)
Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?
Dadadrauf kann ich logischerweise nur auf Klingonisch antworten. Und also mit batlh Daqawlu’taH. (Und was das heißt, wissen die Folianten-Nixen.)
Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?
Keinen. Muß man selber lesen. Dann wird man sehen. Manchmal erst nach Jahren, im Wiederlesen.
Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?
Einsame Inseln sollt man nicht verlassen. Läßt sich gut schreiben dort. (Wenn auch kaum buchdrucken, oder?)
Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?
Elektrisch les ich bei Bedarf aus Recherche/Arbeitsgründen (weil da einmal angemerkte Stellen sich schneller auch Jahre später noch wiederfinden lassen); idealiter steht das nichtelektrische Exemplar daneben, samt Eselsohren. (Jetzt müßt nur das statistische Mittel von Autorinneneinkommen leise ansteigen, und man könnt sich immer beides leisten.)
Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?
Oberhollenzer. Prantner, oder die Erfindung der Vergangenheit. (Aus belegbaren Gründen.)
Cesarini-Termine im EM-LandMittwoch, 3. Juli 2024, 19:00 Uhr, Köln, Italienisches Kulturinstitut, Universitätsstr. 81 / Moderation: Anna Vollmer (FAZ)
Donnerstag, 4. Juli 2024, München, Italienisches Kulturinstitut, Hermann-Schmid-Straße 8 / Moderation: Antonio Pellegrino.
Montag, 8. Juli 2024, 19:00 Uhr, Berlin, Italienisches Kulturinstitut, Hildebrandstraße 2 /Einführung: Francesca Moschitta, Moderation: Stefano Vastano.
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