Società | Protest

Sterzing ist nicht allein

Rund 3.000 Menschen versammelten sich am Donnerstagabend, um gemeinsam gegen die Schließung der Geburtenstation im Sterzinger Krankenhaus zu demonstrieren.

Es war 20 Uhr und der Abend dämmerte bereits. Ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit war es in Sterzing am 14. Juli, als sich in den frühen Abendstunden zahlreiche Menschen aus ganz Südtirol versammelten, um gemeinsam gegen die Schließung der Geburtenstation des Sterzinger Krankenhauses zu protestieren. Jede und jeder auf seine Art und Weise: Mit selbst gebastelten Bannern, emotional beschrieben, Trommeln und selbst gedichteten Liedern, zugeklebten Mündern und brennenden Fackeln brachten die Bürger und Bürgerinnen ihre Enttäuschung zum Ausdruck. Wenn mit 31. Oktober 2016 die Geburtenstation geschlossen wird, dann, so steht für die versammelte Menge fest, ist das in allererster Linie die Schuld der Landesregierung, die am 12. Juli das Aus der Geburtshilfe besiegelt hat. Trotz hör-, les- und spürbarer Wut war die Stimmung am Donnerstag Abend dennoch friedlich. Unter den geschätzt 3.000 Menschen fanden sich neben Krankenhausangestellten, Müttern und Familien auch Sterzinger Lokalpolitikern und solche aus anderen Wipptaler Gemeinden ein – darunter zahlreiche SVP-Mandatare. Vertreter der Oppositionsparteien waren dabei, aus Landtag und Gemeinden wie dem Sarntal, Neumarkt und dem restlichen Unterland. Ebensowenig fehlen durften die Gesandten aus dem Pustertal und dem Vinschgau, die mit Sterzing einen langen Weg der Ungewissheit und gemeinsamen Kampf in Sachen Geburtenstationen teilen. Sie alle wollten ein Zeichen setzen, gegen die Entscheidung der Landesregierung und die Art und Weise, wie diese getroffen wurde.

„Die Vorgänger-Landesräte sind hergekommen und haben Begrüßungsreden gesprochen. Jetzt haben wir eine Landesrätin, die alles ignoriert.“
Fritz Karl Messner, Bürgermeister von Sterzing

Nacheinander sprachen die lokalen Poltiker zur versammelten Menschenmenge, allen voran Bürgermeister Fritz Karl Messner. Dann ergriffen mehrere Vertreter des Krankenhaus Sterzings das Wort. In einer gefühlsbetonten Rede sprach unter anderem der ärztliche Leiter des Krankehauses, Franz Ploner, über die Schließung. Ploner zählt zu den Gallionsfiguren im Einsatz für die Offenhaltung der Geburtenstation und wurde warm empfangen. Nicht ganz so freundlich wie seine Vorredner wurde der Wipptaler SVP-Bezirksobmann Karl Polig begrüßt. Er betonte in seiner Rede, wie bereits Ploner zuvor, dass die Geburtenstation gut funktioniert habe: „Es sind alle Voraussetzungen gegeben und wir haben sehr stark in den letzten zwei Jahren für die Erhaltung des Krankenhauses gekämpft, besonders für die Erhaltung der Geburtenabteilung“, so Polig. In fast allen Statements, die am Donnerstag Abend gemacht wurden, schwang eine mehr oder weniger laute Kritik in Richtung Gesundheitslandesrätin Martha Stocker mit. Auf den zahlreichen Bannern und Umhängetafeln wurde das offene Misstrauen deutlich. Einige forderten ihren Rücktritt.

Im Anschluss an die Kundgebung am Sterzinger Schulzentrum wurden die Teilnehmenden aufgefordert, in zwei verschiedene Richtungen loszumarschieren, um anschließend auf dem Gemeindeweg zwischen der Lahn und Thuins eine Lichterkette aus Fackeln zu bilden. Geeint im Protest, das war Sterzing am Abend des 14. Juli, über Bezirks-, Partei- und Sprachgrenzen hinweg.

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Maximilian Ben… Ven, 07/15/2016 - 09:55

Es ist ganz einfach. Wenn die Landesregierung 5-10 Mio Euro ins Krankenhaus Sterzing setzt, hält die SVP 20.000 Stimmen. Während 5-10 Mio ins Bozner Krankenhaus weniger als die Hälfte ausmachen. So war's bis heute. Ich hoffe die Leute in Südtirol werden es verstehen. Wichtig für die Qualitätssicherung wäre die territoriale Gesundheitsreform.

Ven, 07/15/2016 - 09:55 Collegamento permanente