Ambiente | Kommentar

Streiken statt lernen

Wenige Wochen vor den Landtagswahlen will Fridays For Future die Klimakrise zum Wahlkampfthema machen. Die Aktivist*innen sind möglicherweise zu jung dafür.
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Foto: Seehauserfoto
Sie sind bis in die Bozner Innenstadt zu hören. Auf ihrer Demoroute durch die Landeshauptstadt fordern sie rasche Schritte für mehr Klimaschutz ein. Ja, es sind die verrückten Menschen, die noch glauben, irgendetwas am Klimawandel ändern zu können. Glauben Sie mir, auch mir geht die globale Erderwärmung manchmal gewaltig auf die Nerven. Der Weltklimarat IPCC prognostiziert, dass uns noch knapp sechs Jahre bleiben, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Das ist praktisch übermorgen. Bis 2030 müssten die globalen CO₂-Emissionen gegenüber 2019 um 48 Prozent sinken.
Der demografische Wandel macht das Ganze auch nicht besser. Während ein paar privilegierte, weiße Mittelschicht-Kinder auf die Straße gehen, wählen ältere Menschen meist das, was sie schon immer gewählt haben. Zwar leiden gerade auch ältere und kranke Personen unter Hitzewellen, aber die Gewohnheit siegt häufig trotzdem.
 
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Demonstration in Bozen: Fridays For Future fordert ein Klimaschutzgesetz in Südtirol. (Foto: Seehauserfoto)
 
Durch die steigende Lebenserwartung und die recht niedrige Geburtenrate gibt es mehr ältere Menschen, die im Gegensatz zu den Jüngsten wahlberechtigt sind. „Was wäre, wenn wir beispielsweise bei bestimmten Abstimmungen nur noch unter 50-Jährige abstimmen lassen, wenn sie vor allem die jungen Generationen betreffen“, fragte kürzlich der Politologe Hermann Atz in der Südtiroler Wirtschaftszeitung. Im Landtag beträgt das Durchschnittsalter 48,3 Jahre, der einzige Politiker unter 40 heißt Philipp Achammer (38). 
 
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Vor den Landtagswahlen: Die Aktivist*innen wollen die Klimakrise in den Fokus des Wahlkampfes rücken. (Foto: Seehauserfoto)
 
„An der Klimakrise leiden mehr jüngere Menschen, weil die jetzt ausgestoßenen Treibhausgase sich erst zeitversetzt auf das Klima auswirken. Allerdings ist es nicht nur ein Problem der Zukunft, etwa leiden ältere und schwachen Personen bereits jetzt sehr stark unter der Hitze“, sagt Nathan Previdi von Fridays For Future South Tyrol (FFF) bei der heutigen Demo. 
„Es ist wichtig, dass man auf junge Menschen hört und ihnen mehr Möglichkeiten bietet, etwa durch die Senkung des Wahlalters. Da sie von dem Problem stark betroffen sind, sollten sie bei dessen Lösung mitreden dürfen“, so Previdi. „Der globale Klimastreik ist eine wichtige Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu schaffen, weil das Thema oft in Vergessenheit gerät, auch teilweise von der Politik. Wir wollen Menschen motivieren, an der Landtagswahl im Oktober teilzunehmen, und die Klimakrise in den Fokus des Wahlkampfes rücken, sowohl bei den Wähler*innen als auch bei den Parteien“, erklärt Linda Maier von FFF. Ob diesem Anspruch nur die Grünen gerecht werden, bleibt der Einschätzung der Wähler*innen überlassen.  
 
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Am Silvius-Magnago-Platz: Rund 150 Menschen haben sich für die Demonstration vor dem Landtag versammelt. (Foto: Seehauserfoto)
 
„Bei Entscheidungen im Landtag müssen die Folgen auf Umwelt und Klima berücksichtigt werden“, betont Maria Malfertheiner, ebenfalls Aktivistin bei FFF. „Dem vorgelegten Klimaplan der Landesregierung fehlt es an Verbindlichkeit. Es ist nur ein Papier ohne viel Aussagekraft. Wir brauchen ein Klimagesetz, konkrete Maßnahmen, wie eine Überetscher Bahn, mit Zeitplan, Finanzierung und die Erfassung der eingesparten Treibhausgase“, so Maier. 
Die rund 150 Demonstrant*innen ziehen vom Silvius-Magnago-Platz vor dem Landtagsgebäude vorbei Richtung Bahnhof. Menschen schauen aus den Fenstern, bleiben stehen, holen ihr Handy raus, machen Fotos oder Videos. Ein deutsches Touristenpaar kommentiert: „Wir kommen aus Berlin, da ist das Standard. Es kann natürlich mal nervig sein, wenn man eine Stunde irgendwo im Stau steht, aber grundsätzlich ist es richtig. Wenn sich die jungen Leute nicht rühren, dann wird sich auch nichts verändern.“
 
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Mehr Aufmerksamkeit für Klimaschutz: Zumindest auf den Bozner Straßen wurde dieses Ziel erreicht. (Foto: Seehauserfoto)
 
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Josef Fulterer Sab, 09/30/2023 - 20:55

Die von der Wirtschaft + den Verbänden an den Marionetten-Fäden zappelnden überalterten Politiker, werden die mutigen Beschlüsse zur Abwendung der KLIMA-KRISE nicht schaffen.
Höchste Zeit "für das Wahlrecht ab 16 Jahre + für die Eltern der Kinder unter 16 Jahren, für jedes Kind."

Sab, 09/30/2023 - 20:55 Collegamento permanente