Società | Aleppo

Dear Bana

Ein Klick. Plötzlich und unaufgefordert warst du da. Auf meinem Bildschirm. In meinem Büro. Bana.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Bana Aleppo
Foto: Twitter

Das Telefon klingelt ohne Unterlass und ich tippe wie wild in meine Tastatur. Es ist schließlich kurz vor Weihnachten, da will jeder noch ganz dringend dies und jenes erledigt wissen. Ich bin verzweifelt um meine adventliche Stimmung bemüht. Denn eigentlich mag ich Weihnachten. Ich mag Kekse backen und Kaminfeuer, Tannenduft, Geheimnisse und Kerzenflackern.

 

Ein Klick. Plötzlich und unaufgefordert warst du da. Auf meinem Bildschirm. In meinem Büro. Bana.

 

Du siehst aus wie ein 7-jähriges Mädchen. Aber nein, das kann nicht sein, dein Blick wirkt so viel älter. Eine Augen erzählen mir mehr, als ich wissen möchte. Ich sitze hier, in meinem Büro und du sitzt dort, in Aleppo. Bana.

 

Ich lese, was du der Welt zu sagen hast. Teile deine Hilferufe in meinen sozialen Netzwerken. Und schon bin ich auch Teil der medialen Schein-Samariter, die glauben, so hilft man heutzutage. Was nützt das schon. Ich könnte spenden. Ja, das werde ich auch. Aber im Überlegen eines Betrags kommen mir die Tränen. Was bist du mir wert?

 

Mit meiner Hilflosigkeit kommt die Wut. An Arbeiten ist jetzt nicht mehr zu denken. Ich werde mit allem in Verzug geraten und das Telefon läutet noch immer. Wer gibt dir das Recht so einfach in mein Büro zu platzen, Bana? Es passiert doch dauernd Schlimmes auf dieser Welt. Und ich kann ja doch nichts tun, das siehst du doch! Was nützt das alles. Es ist doch sowieso irgendwie normal geworden, das alles. Die Newsfeeds quellen über vor Schicksalsschlägen. Wer kann das noch ertragen?

Da vergeht einem ja die adventliche Stimmung. Und eigentlich mag ich Weihnachten. Ich mag Kekse backen und Kaminfeuer, Tannenduft, Geheimnisse und Kerzenflackern. Doch immer ist diese Ahnung da. Die Gewissheit, dass man nie wird sagen können: ich wusste von nichts.

 

Wenn ich heute nachhause komme und meinen Sohn umarme, Bana, dann werde ich an dich denken müssen. Ich werde ihn zu Bett bringen, ihn warm kuscheln und ihm ein bisschen von Weihnachten erzählen. Nein, von dir kann ich ihm noch nicht berichten. Sein Herz würde nicht ertragen, wozu mein eigenes schon kaum imstande ist. Was würde er dann bloß von mir denken? Von mir, wo ich mit ihm Kekse backe und mich mit ihm über Kaminfeuer, Tannenduft, Geheimnisse und Kerzenflackern freue, während du in den sozialen Medien lautlos um Hilfe rufst.

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Fidi Ellmenreich Sab, 12/17/2016 - 12:52

... auch wenn nicht sicher ist ob es sich bei diesem Twitter account wirklich um ein kleines Mädchen und ihre Mutter in Aleppo handelt, was aber auch unwichtig ist, wichtig ist dass es auf die Situation in Syrien hinweist und eine teils sehr kontroverse und widersprüchliche Diskussion in Gang setzt!

Sab, 12/17/2016 - 12:52 Collegamento permanente