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Wos steatn do?

Lockdown, Langeweile und Lust am Rätseln haben den Studenten Stefan Eiberger in Wien auf eine originelle Idee gebracht.
Bleistift
Foto: Pixabay/salto.bz

Do muasch um troi vischlinsch oichi fohrn
und um viri wida aschling auffa, du Zniachtl!

 

“Wos hosch grod gsog?” Obwohl sich Stefan Eiberger und seine Mitbewohner sprachlich meist sehr gut verstehen, taucht diese Frage dann doch immer wieder auf. Stefan stammt aus Kaltern und studiert in Wien. Dort lebt er in einer WG mit Nord- und Südtirolern zusammen. Die unterschiedlichen Dialekte und Sprachfärbungen, die er zu hören bekommt, der Lockdown und die “aktive Langeweile”, die er dabei verspürt, haben Stefan auf eine Idee gebracht. Seit Längerem ist er begeisterter Rätsel-Ersteller. Nun hat er ein “Dialektsatzrätsel” kreirt – ein Rätsel, bei dem es darum geht, Dialektsätze auf einer Tirol-Karte geografisch korrekt zuzuweisen.

Schon vor dem ersten Lockdown im Frühjahr hat Stefan Eiberger begonnen, sich Worträtsel auszudenken. Zunächst in der Straßenbahn, danach, als die Bewegungsfreiheit eingeschränkt war, daheim. “Zwischendrin habe ich mich an Gedichten versucht, aber die haben mich nie so sehr gereizt wie diese Rätsel”, berichtet Stefan.

 

Was er so besonders an Rätseln findet, erklärt der junge Kalterer so: “Es sind zwei Sachen, die mir bei den Rätseln am Herzen liegen: der Schaffensprozess und die Reaktion meiner Mitmenschen. Beim Erstellen eines Rätsels hat man die Möglichkeit, den alltäglichen Usus des Lebens umzukehren: Im Leben hat man ständig Probleme – die müssen nicht unbedingt schlimm sein, meist geht es aber darum, eine Lösung dafür zu finden. Bei den Rätseln ist es genau umgekehrt, man hat bereits eine Lösung, muss aber dafür erst ein Problem erfinden. Diese Tatsache ist besonders für mich interessant, da ich viel im technischen Bereich unterwegs bin, und es dort fast ausschließlich um Problemlösungen geht. Die Reaktion der Mitmenschen ist für mich der Beweis dieser Umkehrung. Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich das Rätsel gelöst wird, wie viel leichter die Lösung ist, wenn mehrere Personen zusammenarbeiten, wie ich hätte arbeiten müssen, um ein Rätsel schwieriger oder einfacher zu gestalten. Es ist fast schon eine Kunst, den Schwierigkeitsgrad richtig einzuschätzen. Das Rätsel muss schon schwierig sein, die ‘Löser’ dürfen aber nie die Hoffnung verlieren, der Lösung nicht gewachsen zu sein.”

Als im November der zweite Lockdown über Österreich verhängt wird, entsteht die Idee für das Satzrätsel. “Ich wollte die sprachlichen Unterschiede auf Papier verpacken”, erklärt Stefan Eiberger, “und habe mich für die Variante mit den Dialektsätzen und als Rätselaufgabe die Zuweisung der Sätze zu den Positionen auf der Karte entschieden”. Die Sätze beigesteuert haben Mitbewohner, Freunde und Bekannte – Stefans einziger Anspruch: “Man sollte den Dialekt möglichst gut erkennen.” Dennoch, es sei gar nicht so einfach, sich etwas auszudenken, hat er bemerkt: “Oft hinterfragt man sich dabei selbst: Wie rede ich jetzt eigentlich im Dialekt?

 

Drei Wochen habe es gedauert, bis er alle Sätze beisammen gehabt hat. “Ein schöner Nebeneffekt war, dass ich mit vielen Menschen nach Ewigkeiten wieder Kontakt aufgenommen habe”, meint Stefan. Den ladinischen und den zimbrischen Satz habe er “aus rein edukativen Gründen” ins Rätsel aufgenommen: “Mir ist schon untergekommen, dass so manche Nordtiroler noch nie etwas von den Ladinern gehört haben. Das konnte ich nicht so stehen lassen.”

“Im Lockdown konnte man gut beobachten, wie viele Menschen eine neue Form der Zeitverbringung für sich entdeckt haben”, meint der Student noch. “Ob Stricken, Töpfern und was weiß ich was. Bei mir waren es halt diese Rätsel. Für mich hat dies auch gut funktioniert.”

Das Satzrätsel dürfen nun Freunde, Bekannte, Mitbewohner und alle Rätselfüchse, die mögen, lösen. Hier steht es zum Download im pdf-Format bereit. Die Auflösung gibt es übrigens auch – doch die hält Stefan Eiberger noch zurück.