Società | Suchterkrankung

Gaming Disorder

Die Landesregierung hat die Computer-Spielsucht offiziell als Krankheit anerkannt. Damit können Betroffene die Gesundheitsleistung des Landes in Anspruch nehmen.
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Während der Pandemiezeiten hat die problematische Nutzung von Computerspielen, in Fachkreisen als „Gaming Disorder“ bekannt, deutlich zugenommen. Wie Oskar Giovanelli, Psychologe und Psychotherapeut beim Verein „Hands Onlus“, Salto.bz gegenüber mitteilte, haben sich die Anfragen in den vergangenen zwei Jahren beinahe verdoppelt. Die Hälfte der Betreuungsanfragen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 25 war im Jahr 2021 dabei auf Internetsüchte zurückzuführen – in Zahlen ausgedrückt handelte es sich um rund 50 Personen, die an „Gaming Disorder“ litten. Das Krankheitsbild äußerte sich unter anderem durch zunehmende Aggression oder die Weigerung, in die Schule zu gehen. Vor rund drei Jahren wurde das Projekt „Young-Hands“ ins Leben gerufen, um den Hilfesuchenden erstmals in Südtirol eine Anlaufstelle bieten zu können, so Giovanelli. Seitdem wird ein steter Anstieg der Fälle von „Gaming Disorder“ verzeichnet.

 

 

Von der WHO wurde diese neue Form der Abhängigkeit offiziell als Krankheit anerkannt. Am Dienstag (15. März) hat die Landesregierung mit einem Beschluss die Computer-Spielsucht ebenfalls als Krankheit eingestuft. Wie Gesundheitslandesrat Thomas Widmann im Rahmen der Pressekonferenz erklärte, sei eine stetige Nachfrage nach Hilfe für die Betroffenen und Familien zu verzeichnen – insbesondere sei die jüngere Generation von diesem Problem betroffen. „Wir haben diese Form der Spielstörung offiziell als Pathologie anerkannt und als Extra-LEA eingeordnet, sprich als Gesundheitsleistung, für die das Land aufkommt“, so Widmann, der betonte, dass diese Maßnahme die Voraussetzung für eine Behandlung in Ticketbefreiung ist, wie sie bereits für das pathologische Glücksspiel vorgesehen ist. 

 

Indikatoren

 

Für die Diagnose dieser Krankheit werden von der Fachwelt neun Indikatoren genannt: Computerspielnutzung als dominierende Beschäftigung, Entzugssymptome bei Konsumverhinderung, Toleranzentwicklung, Kontrollverlust, Interessenverlust, Fortführung des Konsums trotz negativer Konsequenzen, Verheimlichung des Nutzungsausmaßes, Emotionsregulation durch die Computerspielnutzung, Gefährdung wichtiger zwischenmenschlicher Beziehungen. Ein pathologisches Verhalten wird als solches diagnostiziert, wenn mindestens fünf Indikatoren vorliegen und sich über einen Zeitraum von zwölf Monaten wiederholen.

Eine zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Suchtverhalten ist der Verein „Hands Onlus“. In Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb läuft seit 2018 das Pilotprojekt „Young-Hands“ im Bereich der Online-Spielsucht, das speziell Jugendliche und junge Erwachsene berät, betreut und eventuell weitervermittelt. Von der Landesregierung wurde diese Dienstleistung nun ebenfalls anerkannt und damit zusammenhängend auch das entsprechende Finanzierungssystem.