Euregio-Studentenheim für Camerino
Die Universität von Camerino in der Provinz Macerata hat eine 700-jährige Geschichte und verkauft sich selbst als eine der interessanten und innovativsten Hochschulen Italiens. Doch seit den Erdbeben im vergangenen Herbst ist das Uni-Leben im 7000 Einwohner-Städtchen in den Marken stark eingeschränkt. Nicht nur die Uni, vor allem das dazugehörige Studentenwohnheim wurde so stark beschädigt, dass es nicht mehr bewohnbar war. Abhilfe schafft nun ein laut Landeshauptmann Arno Kompatscher einmaliges Hilfsprojekt. Denn in Zusammenarbeit mit dem Trentino und der Mithilfe des Landes Tirol baut Südtirol in Camerino ein neues Studentenwohnheim, das aus 20 Wohneinheiten mit je vier Wohnungen besteht und insgesamt 457 Schlafplätze bietet.
Errichtet in Holzbauweise, erdbebebensicher und nach Südtiroler state of the art. 9,4 Millionen Euro soll der Bau insgesamt kosten. Je etwas über 4,5 Millionen steuern Südtirol und das Trentino bei, 333.000 Euro kommen aus Tirol. „Damit gehört die Europaregion zu den großzügigsten Unterstützern der schwer geschädigten Provinz“, unterstrich der Landeshauptmann nach der heutigen Sitzung der Landesregierung. Dort wurden noch die letzten Formalitäten beschlossen, die notwendig waren, um die Bauphase in die Wege zu leiten. Die Zeit drängt – schließlich soll das Wohnheim bereits zu Beginn des neuen Studienjahres im Herbst bezugsfertig sein. Damit wird laut Kompatscher ein wichtiger Beitrag geleistet, um den Vollbetrieb der Universität wieder zu gewährleisten. Eine nachhaltige Investition, wie der Landeshauptmann unterstreicht, da die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit rund um Camerino von der Universität abhänge. „Und ein sehr konkretes Zeichen von Solidarität, da wir nicht Geld schicken, sondern das Heim auch selbst bauen.“
Das Projekt ist nicht so
Das Projekt ist nicht so einmalig, wie es hier geschildert wird, sondern steht in einer guten Tradition. Bereits nach dem Erdbeben in der Irpinia (1980) haben Nord- und Südtirol (die Europaregion gab es noch nicht) gemeinsam geholfen und in der Ortschaft Ricigliano 44 Einfamilienhäuser gebaut. Südtirol hat die Fundamente und die Zufahrten errichtet, Nordtirol die Fertighäuser geliefert und montiert. Diese Zusammenarbeit ist seither von den Südtiroler Medien total verschwiegen, von den "Dolomiten" sogar geleugnet worden, indem sie z. B. im Oktober 2008 in einer ganzseitigen Reportage über Ricigliano die Nordtiroler Beteiligung unerwähnt ließen und sogar ein von Nordtirol geliefertes Haus als Geschenk aus Südtirol bezeichneten.