Ambiente | Antersasc

Vieh oder Mensch

Urbanistiklandesrat Elmar Pichler Rolle und einige Umweltschützer haben die Antersasc-Alm für einen Lokalaugenschein besucht, um ihren Streit zu schlichten. „Es wurde miteinander geredet, und das ist positiv“, sagt Andreas Riedl, Geschäftsführer des Dachverbands für Natur und Umweltschutz, zu salto.bz. Von Hannes Prousch
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Foto: (c) Sinfotel

„Allerdings“ so Riedl, „sind und bleiben die Positionen verhärtet.“ Sprich: Pichler Rolle bleibt dabei, die Genehmigung der Landesregierung zum Ausbau des Weges zu einer Straße aufrecht zu erhalten.

Vor mehr als drei Jahren beantragt der Montaler Johann Mair eine Wegerschließung der Antersasc-Alm (Antersaasch, heißt auf Ladinisch „Unterm Stein“) im Gadertal. Der Bauer hätte gern, dass zum bestehenden Wanderweg ein breiter Traktorweg errichtet wird, einen Kilometer lang. Dieser soll Mair die Fahrt im unwegsamen Gelände erleichtern. Die Landesregierung genehmigte ihm das Projekt.

Pichler Rolle meint dazu: Mair benötige die Erschließung des Talschlusses „unbedingt zur Wiederbewirtschaftung der Alm“. Als der Weg zur Hälfte ausgebaut war, bekamen jedoch Umweltschützer Wind von der Sache, sie legten Rekurs gegen den Bau des zweiten Teilstücks ein. Riedl erklärt: „Eine Straße ist keine Garantie, dass eine Alm weiter bewirtschaftet wird. Es findet bereits die Beweidung mit Schafen von Pächtern statt.“

Doch Bauer Mair möchte neben Schafen in Zukunft auch Kälber halten – bis zu dreißig Stück. Die Bewirtschaftung sei so deshalb mühsam, da er mit den Kühen in Montal einen zweitägigen Fußmarsch antreten müsste, um sie auf die Alm zu bringen, „wie vor 30 Jahren“.

Den Umweltschützern entstehen solche Argumente aber zu sehr aus persönlicher Opportunität. „Das private Interesse hat nicht Vorrang vor dem allgemeinen Interesse. Und diese Alm ist ein Juwel.“, lässt sich Klaus Peter Dissinger vom Dachverband für Natur und Umweltschutz von der Tageszeitung zitieren. Geschäftsführer Riedl sieht „die Erhaltung der Alm als einen Nutzen für die Allgemeinheit.“

Doch Landesrat Pichler Rolle verteidigt den Plan, dass die Straße verbreitert und  dass Bauer Mair neben dem Motorrad auch mit dem Auto darauf fahren können soll. „Von einer Naturzerstörung kann meiner Ansicht nach nicht die Rede sein. Es geht nicht um den Bau eines Hotels oder Skiliftes.“

Für die Wegerschließung stehen drei Möglichkeiten im Raum: Der zusätzlich zum Wanderweg zu errichtende 1,5 Meter breiter Traktorweg, ein 2,5 Meter breiter Traktorweg oder der Ausbau des Wanderwegs zur Straße. Für alle drei Varianten gilt: Der Materialtransport soll per Hubschrauber erfolgen. Das könnte teuer werden.

„Die Kosten für dieses letzte Teilstück werden von der Forstbehörde mit 60.000 Euro beziffert, einen Teil davon muss der Landwirt selbst tragen.“, schätzt Elmar Pichler Rolle. Und was die beiden verfallenen Hütten auf der Alm angeht: Die würde Mair nach der Erschließung der Alm sanieren – wieder mit dem Hubschrauber. In welchem Ausmaß die Sanierung erfolgen soll, steht derzeit nicht fest. Wird es bei zwei Baracken bleiben oder gibt es in Antersasc bald einen Gastbetrieb? „Wird dadurch das Gebiet durch einen Gastbetrieb landschaftlich erhalten? Wohl kaum.“, kritisiert Andreas Riedl.

Wie der Streit um Antersasc ausgehen wird, stellt sich in den nächsten Wochen heraus. Wer auf der Alm in Zukunft die Sommerfrische verbringen darf, das ist noch offen: Kühe oder Menschen.