Wenn die Berge online gehen
Was haben Wandern und die Soziale Medienplattform Instagram gemeinsam? Ganz einfach: Ein Foto für Instagram ist heute von kaum einem Wandertag mehr wegzudenken. Klickt man sich durch Südtiroler Nutzerprofile, strahlen Einem saftige grüne Hügel auf weiß-kantigen Berghintergründen entgegen, lächelnde Bergsteiger vor urigen Almhütten, und in der Sonne glitzernde kristallblaue Bergseen. Die Gesichter blicken dank Filter strahlend und nicht verschwitzt in die Kamera, die Frisur sitzt trotz stundenlangem Aufstieg immer perfekt.
So kam es letzten Sonntag, dass ich mit zwei Freundinnen die Seiser Alm bestieg und vor einer besonders schönen Kulisse plötzlich ausrief: „Hey wartet kurz. Lasst uns hier ein Foto machen...für Instagram!“ Wir lachten alle drei, denn wer mich kennt weiß, ich bin weder Nutzer bei Instagram, noch habe ich vor, mich in diese virtuellen Abgründe zu begeben. „Na Julia, moch dir jo koan Instagram“, riet mir eine weise Freundin daraufhin, „Sem hängsch lei mehr afn Bildschirm umer“. Diese Aussage verwirrte mich, denn bis vor wenigen Wochen hatte ich mich noch dafür rechtfertigen müssen, kein Profil auf dieser „tollen Plattform“ zu haben. Da hieß es immer „Dai, moch dir Instagram!“ Schwindet der Hype um Instagram langsam? Wird dieses Medium dasselbe Ende finden wie Snapchat (Was war das nochmal?) oder Messenger (Wer schreibt heute noch SMS?)
Die Zahlen deuten auf eine steile Kurve nach oben für das Soziale Netzwerk hin: Italien steht, gemeinsam mit Deutschland, an zehnter Stelle in der Liste der Länder mit den meisten Instagram Mitgliedern. Nutzten vor drei Jahren noch 9 Millionen Italiener monatlich die Plattform, so sind es heute 19 Millionen allein im Stiefelstaat. Weltweit hingegen verdoppelte sich die Zahl der „Instagramer“ zwischen 2016 und 2018 auf 1 Milliarde Nutzer.
Moch dir jo koan Instagram, riet mir eine Freundin, sem hängsch lei mehr afn Bildschirm umer
Diese Reichweite birgt enormes Potential für die Wirtschaft und das Marketing. Aus diesem Grund haben bereits 25 Millionen Unternehmen ein Profil auf Instagram. Laut Statistik erreichen Werbeanzeigen auf Instagram monatlich 895 Millionen Nutzerprofile. Auch die heimische Wirtschaft hat mittlerweile die Wichtigkeit von Sozialen Medien erkannt, insbesondere im Bereich des Tourismusmarketing, erklärt Wolfgang Töchterle vom Südtiroler Marktingunternehmen IDM: „Instagram ist sehr stark visuell geprägt und baut auf emotionalen Bildern auf. Aufgrund der vielen Naturschönheiten Südtirols sind wir daher mit einer sehr starken Präsenz auf der Plattform gesegnet. Mehr und mehr Tourismusbetriebe entdecken Instagram als Werbekanal für sich.“ Der Vorteil sei, so der Vorsitzende der Marketingabeilung Töchterle, dass man mit dem System Instagram gezielt Kunden nach bestimmten demographischen oder geographischen Gesichtspunkten, sowie Interessen wählen könne und Werbekampagnen darauf abstimmen.
Der Erfolg von Instagram sei aber für einige Wirtschaftsbranchen relevanter, wie für andere, gibt Töchterle zu bedenken: „Instagram eignet sich natürlich vor allem für jene Unternehmen, die emotionale und ästhetische Inhalte kommunizieren können. Ein schönes Bild der Drei Zinnen oder des Ifinger kommt besser an als die Schrauben, die ein Unternehmen produziert. Eine Schraube lässt sich nun mal schwer in Szene setzen und emotionalisiert Menschen nur bedingt.“ Dennoch versuchten vermehrt Südtiroler Unternehmen ihre Werbungen auf Instagram zu schalten. Auch aus anderen Themenbereichen. Was zähle, so der Marketingexperte Töchterle, sei die richtige Strategie.
In Südtirol liegt die Schmerzgrenze für Influencerposts bei ca. 2000 – 4000 Euro. Internationale Unternehmen lassen sich einen Post mitunter mehr als eine Million Dollar kosten
Ein beliebtes Format auf der sozialen Plattform ist sogenannter „Snack-Content“, also ein klein portionierter Inhalt, wie ein Schokoriegel. Dieses schnelle Konsumieren der Inhalte entspreche vor allem dem Mediennutzungsverhalten der 19-35-Jährigen, erklärt Töchterle. Daher mache dieses Publikum auch die größte Zielgruppe von Instagram aus. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass die restlichen, etwas älteren Kunden eher schwer mit Instagram zu erreichen sind. Marketingexperte des IDM Töchterle geht also nicht davon aus, dass klassisches Marketing in naher Zukunft an Bedeugung verlieren wird: „Die tendenziell zahlungskräftigeren Altersgruppen von 45-65 Jahren mit spezifischen Interessen wie z.B. dem Mountainbiken konsumieren auch heute noch klassische Printmagazine. Und auch Fernsehwerbung ist alles andere als tot. 92% der Deutschen konsumieren klassisches TV, 40% Smart-TV, Tendenz steigend“, so Töchterle.
Nicht nur die Art des Marketings hat Instagram verändert, sondern auch einen neuen Beruf hat die Plattform hervorgebracht: Sogenannte Influencer, also einen „Beeinflusser“. Junge Menschen, die eine bestimmte Anzahl an Followern haben, also Personen, die sich deren Profilseite regelmäßig anschauen, werden von Unternehmern bezahlt, ihre Produkte „zu empfehlen“. Je mehr Follower, desto höher die Anzahl an potentiellen Werbekonsumenten, und umso höher daher auch die Bezahlung der Unternehmen. „In Südtirol liegt die Schmerzgrenze für Influencerposts bei ca. 2000 – 4000 Euro. Nichts im Vergleich zu dem, was internationale Unternehmen zu zahlen bereit sind. Diese lassen sich einen Post mitunter mehr als eine Million Dollar kosten,“ erzählt Töchterle vom IDM.
Die Instagramer Onlinewelt und die Südtiroler Bergwelt werfen beide auch Schatten. Nämlich dann, wenn man nicht auf ihrer Spitze steht, um die Sonne zu genießen
So posiert die Südtirolerin Magdalena Mittersteiner in Sportklamotten namhafter Firmen wie Mamut oder Peak Performance, für die Müslimarke Verival Bio und natürlich für Tourismusvereine in der Südtiroler Bergwelt. Bei ihren Wander-, Rad-, und Klettertouren folgen ihr fast 93.000 Menschen. Ähnlichen Erfolg hat ihr Landsmann und Ski-Freestyler Alex Meliss, ebenfalls Influencer mit rund 84.000 Followern. Er erreichte seine Fans bereits für etliche Firmen wie etwa GoPro, NorthFace und Redbull. Zwar sind die Beiden noch nicht so groß wie Italiens Influencerin Nummer Eins Chiara Ferragni: Sie erreicht 17 Millionen Menschen über die online Plattform Instagram und kann schon mal 58.000 Euro mit einem einzigen Post verdienen. Dennoch wächst die Followerzahl der beiden Influencer aus Südtirol kontinuierlich, und immer mehr junge Menschen wollen sehen, in welch tolle Orte ihre Idole reisen und wandern, und dabei dieselben coolen Klamotten tragen, ähnliche Abenteuer erleben, vor den gleichen Kulissen staunen. Und so kommen wir zu einer weiteren Gemeinsamkeit zwischen der Instagramer Onlinewelt und die Südtiroler Bergwelt: Beide werfen auch Schatten. Nämlich dann, wenn man nicht auf ihrer Spitze steht, um die Sonne zu genießen.
“Man muss als Generation Z schon selbstbewusst sein. Mit diesen ganzen Instagramposts kommt einem das eigene Leben doch richtig mies vor!” Das sagte eine der Freundinnen während besagter Seiser Alm- Wanderung, Lehrerin von Beruf, und daher mit den Problematiken der Jugend von heute vertraut. Ein großer Teil Jugend nimmt das, was er liest, für bare Münze. Die wenigsten erkennen die Filter zwischen der Realität, und den Posts auf Instagram, und vergleichen das eigene Leben daher direkt mit der virtuellen Realität, die sich ihnen in Form von wunderschönen lächelnden Gesichtern, atemberaubenden Kulissen und aufregenden Erlebnissen zeigt. Zahlreiche Studien bestätigen mittlerweile die Intuition vieler Lehrerinnen. Insbesondere Instagram schade der Psyche von Jugendlichen, vermindere ihr Selbstbewusstsein und vermittle ihnen ein falsches Körper- und Selbstbild sowie das Gefühl, etwas in ihrem Leben zu verpassen. Und auch die Warnung meiner Freundin „Donn hängsch leimehr auf Instagram umer“, kommt in den Studien hervor: Laut Ergebnissen, besitzt Instagram ein höheres Suchtpotential wie Alkohol und Zigaretten. Höchste Zeit, durch Sensibilisierungsarbeit den Kindern- und Jugendlichen einen gesunden (und vor allem kritischen!) Konsum von sozialen Medien nahezulegen.
Penso sia importante esserci
Penso sia importante esserci anche su Instagram, perchè si può sviluppare un proprio modo, anche originale, di vivere anche questo social network. Sentendo alcuni discorsi di ragazzi fa impressione il fatto che diventi subito un impietoso metro di giudizio. Delle ragazze consideravano per esempio una loro coetanea "sfigata" solo perchè ha pochi follower su Instagram. E c'è chi ha più account per poter perseguire intenti manipolatori.