Società | Gastbeitrag

Der angerichtete Schaden ist groß

Viruslast - PCR - Ct – Quarantäne. Südtirol ist sturer als der Rest der Welt.

Quarantäne
Foto: upi
Wissenschaft ist das aktuelle Maß der Dinge. In Sachen Quarantäne und Bewertung von Tests hinkt Südtirol diesbezüglich leider hinterher oder liegt sogar falsch. Viel zitierte Quellen wie das RKI, Bundesministerium für Soziales und Gesundheit oder eben internationale Publikationen in PubMed sprechen aktuell eine andere Sprache.  Am Südtiroler Dialekt kann es nicht liegen.
Es geht dabei um ein kleines Detail (Ct), welches wir auf unseren PCR*-Testergebnissen leider nicht vorfinden. Früher stand dort einfach nur „positiv“ oder „negativ“. Und weil selbst das nicht allen klar genug war, ist man dazu übergegangen das Ergebnis in (Virus) „nachgewiesen – detected“  oder „nicht nachgewiesen“ auszuweisen.  Aber zurück zum Detail welches auf den Namen „Ct“* hört und eben nicht drauf steht. Ct steht für „Crossing threshold*“. Einfach erklärt wären das die Zyklen bei der Auswertung einer PCR (polymerase chain reaction). Das heißt, jeder Corona-Abstrich wird bei der PCR mehreren Temperaturzyklen unterzogen. Wird beispielsweise bereits beim 13. Zyklus das Virus nachgewiesen bedeutet das eine hohe Viruslast oder starke Infektion. Zudem weist ein so niederer Wert auch auf ein frühes Erkennen hin. Wird das Virus hingegen erst nach 30 Zyklen nachgewiesen deutet das auf eine sehr geringe Viruslast hin. International ergeben die meisten Auswertungen Ct-Werte zwischen 18 und 28.
Und was macht Südtirol? Es lässt die Betroffenen im dunkeln und gibt den Ct-Wert im Laborbefund einfach nicht an, obwohl es längst wissenschaftlicher Konsens ist, dass ein Ct-30 eigentlich die Freiheit aus der Quarantäne bedeuten müsste.  Sogar das RKI-Entlassungsmanagement sieht einen Ct-Wert >30 als Kriterium für die „Freiheit“ vor.  In Österreich kommt man mit Ct-30 auf jeden Campus und mit Ct-35 sogar in PCR-Labor – als Labortechniker wohlgemerkt.
In Südtirol ist man hingegen selbst mit einem Wert von Ct-35 in Quarantäne. Ganz einfach weil eben noch „Virus detected“ (nachgewiesen) – egal in welcher Menge oder Qualität.
 
 
Hinweis: Es muss natürlich hinzugefügt werden, dass dabei verschiedene Variablen berücksichtigt werden müssen. Ein positiver PCR-Test mit Ct-30 kann auch sofort nach einer Infektion festgestellt werden, was bedeutet dass der Wert noch extrem sinken wird, also die Testperson erst noch richtig infektiös wird. Oder dass bei der Entnahme extrem wenig Untersuchungsmaterial erhascht wurde. Zudem liefern nicht alle PCR-Auswertungsgeräte dieselben Ergebnisse und nicht jeder Test wird sachgemäß abgenommen. ABER die wissenschaftlichen Studien sagen heute sehr klar und übereinstimmend, dass ein überwachter oder monitorierter Patient mit steigendem ct-Wert spätestens bei 30 in die Freiheit entlassen werden müsste. Oder auch wenn die nachgewiesene Infektion  mindestens 10 Tage zurück liegt. Und sofern der Betroffene natürlich symptomfrei ist und keine Pneumonie (die Lunge wäre in diesem Fall der wesentliche Ort der Virusvermehrung) aufweist.
Tausende Südtiroler könnten wahrscheinlich teils 3 bis 7 Tage früher zurück an den Arbeitsplatz. Und wir hätten wohl 2000 Personen weniger in Quarantäne. Jede Woche versteht sich. 
Vielleicht war auch unser Gesundheitslandesrat Thomas Widmann genau darum ein gutes Monat lang in Quarantäne. Zuletzt wahrscheinlich mit einem Ct von >35. Zwischen damals und Heute hat sich allerdings viel getan. Die Studienlage ist eine andere. Und wenn sonst schon immer das RKI als Referenz heran gezogen wird, dann sollte es auch hier der Fall sein.
 
Der angerichtete Schaden ist groß. Wirtschaftlich wie sozial. Tausende Südtiroler könnten wahrscheinlich teils 3 bis 7 Tage früher zurück an den Arbeitsplatz. Und wir hätten wohl 2000 Personen weniger in Quarantäne. Jede Woche versteht sich.  Die sowieso schon leere INPS/Inail-Kasse (Krankenstand der Arbeitnehmer) würde sich ebenso freuen. Selbständige und Unternehmer schauen dabei sowieso finanziell durch die Finger da private Krankenversicherungen Corona-Krankenstand meist nicht anerkennen. Zudem können sie auch operativ ihrer Arbeit nicht nachgehen und zahlen somit tagtäglich drauf.
Der soziale Aspekt darf diesbezüglich, speziell jetzt vor Weihnachten, auch nicht außer Acht gelassen werden. Die Quarantäne zerreißt schließlich ganze Familien.
Auch die Testzentren und Auswertungslabors könnten entlastet werden. Schätzungsweise um mindestens 5% bis 10% . Weniger PCR-Tests bedeutet auch weniger öffentliche Kosten.
 
 
PCR-Methode - Vervielfältigung von DNA - Polymerase-Kettenreaktion einfach erklärt - DNA-Analyse 3, von Die Merkhilfe