Ambiente | Landesdienst

Der Kompromiss

Peter Gasser, langjähriger Leiter der Landesfischzucht, ist ab sofort in der Laimburg für ein Forschungsprojekt zu den Speisefischen zuständig. Geht der Streit weiter?
gasser-schuler.jpg
Foto: Provinz.bz
Seine derzeitige Befindlichkeit drückt der Mann in einem Gedicht aus:
 
"zu dunkler Nacht
da war das Werk am End` vollbracht
nach fünfundzwanzig langen Jahren
konnt` man über diese Brücke fahren.
 
da schrieb der Graf zum Knecht am Bau
und nun nimm deine Sachen schau
und lass den Schlüssel da mein Mann
damit ich nachher sperren kann!
.
der Knecht am Bau der wusste gut
wie man sonst diese Sachen tut.
 
doch schweigsam nahm er seine Sachen
legt` sorgsam hin den Schlüsselbund,
ohn` Abschied und auch ohne Lachen,
ging er von dannen, zu toter Stund.
 
so fühlt sich`s an im Dreh` der Welt
wenn kein Stern hoch im Himmelszelt
der Menschen Seelen prüft und lenkt
und Gott sein Haupt zu Boden senkt."
 
Die Gebrauchslyrik ist der letzte Verzweiflungsschrei eines hohen Landesbeamten, der in den vergangenen zwei Jahren öfters in den Schlagzeilen war, als ihm lieb ist. Peter Gasser, langjähriger Leiter der Landesfischzucht und seit langem im Fokus der Kritik.
Peter Gasser hat das Gedicht am 10. Jänner 2017 auf seiner Facebook-Seite gepostet. Einen Tag zuvor hatte er sich an seinem neuen Arbeitsplatz zu melden. Es ist für Peter Gasser eigentlich der alte: Die Versuchsanstalt Laimburg.


Die Reorganisation

 
Vorvergangene Woche stellten Landesrat Arnold Schuler, Laimburg-Direktor Michael Oberhuber und Landesdomäne-Direktor Josef Schmiedhofer auf einer Pressekonferenz die Neuorganisation des Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum in Pfatten vor.
Der Grundsatz der Reform: Die Laimburg soll sich in Zukunft ihrer Haupttätigkeit – Forschung und Versuche – widmen und den gesamten verwaltungstechnische Ballast abgeben. Demnach wird sich ab sofort die neue Agentur Landesdomäne um die Gutsverwaltung und das Vermögen kümmern, darunter den Agrarbetrieb, die Gärten von Schloss Trauttmansdorff, den Forstbetrieb und die Forstschule Latemar.
Was aber Pressekonferenz nicht gesagt wurde: Die Agentur übernimmt auch die Landesfischzucht.
Damit hat man Peter Gasser endgültig sein Spielzeug genommen. Der Agrarfachmann und Fischzuchtexperte hat die Landesfischzucht aufgebaut. Doch Gasser hat sich durch seine umstrittene Art im Laufe der Jahre den Großteil der Südtiroler Fischerei-Verantwortlichen zum Feind gemacht. Als dann herauskam, dass einige aufwändige Forschungsprojekte wegen genetischer Verunreinigungen zu Rohrkrepierern wurden, begann eine öffentliche Schlammschlacht. Gasser lies sich das nicht gefallen, reagierte öffentlich, auch indem er die Verantwortung auf andere abschob.
Damit waren die Tage des Fischzuchtleiters gezählt. Monatelang stand eine Entlassung des hohen Landesbeamten im Raum. Weil Peter Gasser aber einen persönlichen Sondervertrag mit der Versuchsanstalt Laimburg hat, war schnell klar, dass diese Trennung dem Land zu viel kosten würde.
 

Die Aquakultur

 
So hat man sich am Ende zu einer Kompromisslösung durchgerungen.
Die Landesfischzucht wird in Zukunft von der Landesdomänenverwaltung geführt. Es wurde bereits ein neuer Verantwortlicher eingesetzt. Man will jetzt noch ein paar Monate zuwarten, bis die genetisch verunreinigten Fische in den Becken wachsen und diese dann als Speise- oder Besatzfische ausserhalb von Südtirol verkaufen. Danach sollen die Becken geleert werden und ein neues Forschungsprogramm gestartet werden. Das Projekt wurde zusammen mit dem Landesfischerverband und den Fischereivereinen entwickelt.
Peter Gasser hingegen verbleibt bei seinem Arbeitgeber mit dem er einen Arbeitsvertrag hat: Das Versuchszentrum Laimburg. Dort wird Gasser für einen neuen Bereich verantwortlich sein. Der Aquakultur.
Schon seit längerem hat die Laimburg und der Südtiroler Bauernbund dieses Projekt im Auge. Es soll eine neuer bäuerlicher Erwerbszweig in Südtirol entstehen: Die nachhaltige und lokale Produktion von Speisefischen und anderen wasserlebenden Tieren.
Während das Trentino, Österreich oder die Schweiz seit längerem den Einstieg in die erwerbsmäßige Speisefischproduktion gewagt haben, hinkt Südtirol auf diesem Gebiet noch nach. Peter Gasser wird jetzt diese Projekt „Aquakultur“ leiten.
Ob damit der Streit beendet ist, steht noch in den Sternen. Denn Peter Gasser hat sich schon vor Monaten an den bekannten Arbeitsrechtler Gianni Lanzinger gewandt, der ihn gegenüber dem Land vertritt.
Und auf seiner Facebook-Seite zitiert Peter Gasser den römischen Geschichtsschreiber Titus Livius: „nondum omnium dierum solem occidisse - Af tirolerisch: es isch no net aller Tage Abend.
Na, dann gute Nacht.