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Nachwuchs aus Wien?

Nicht nur in Südtirols Sanität wird heftig gekämpft. Was uns ein Ausflug in Wiener Gemeindespitäler lehren kann.

Manchmal tut es bekanntlich gut, nicht nur den eigenen Kirchturm im Blickfeld zu haben. In Sachen Sanitätsreform bietet es sich derzeit an, den Blick bis in die Hauptstadt unserer Schutzmacht schweifen zu lassen. Wenig geschützt fühlen sich dort derzeit die Ärzte der Wiener Gemeindespitäler. „Stadt Wien spart 382 Ärzte ein“, titeln österreichische Tageszeitungen wie der Kurier. Hintergrund ist ein seit Jänner gültiges neues Dienstzeit-Modell, laut dem die Mediziner statt 60 nur mehr durchschnittlich 48 Stunden pro Woche arbeiten dürfen. 

In Folge heißt das Motto in Wien laut einer Einigung zwischen Stadt, Personalvertretern und Ärztekammer auch für die Spitalsärzte „Day Hospital“: Denn der Schwerpunkt der ärztlichen Tätigkeit soll zwischen sieben und 19 Uhr stattfinden, die Nachtdienste werden schrittweise um ein Drittel reduziert. Damit der Wegfall dieser gut bezahlten Dienste nicht zu allzu großen Einkommenseinbußen führt, sollen die Grundgehälter angehoben werden. Gleichzeitig sieht das Maßnahmenpaket einen schrittweisen Abbau von mehr als 10 Prozent der Stellen vor; statt Kündigungen wird eine Nicht-Nachbesetzung von Abgängen versprochen. 

"So war das nicht ausgemacht..."

Im März will die Wiener Ärztekammer die rund 3000 betroffenen Ärzte über das Paket abstimmen lassen, das sie mitverhandelt hat. Bereits derzeit sind Töne zu hören, die auch Südtiroler Ohren sehr vertraut klingen. Denn die Kammer  stellt Kampf- und Protestmaßnahmen in Aussicht - und erinnert auch sonst in ihren Aussagen an so manchen SVP-Bezirksvertreter. Das nun an die Öffentlichkeit gelangte Verhandlungsergebnis habe es in der Form nie gegeben, heißt es von Seiten der Ärztevertretung. „Die Reduzierung des ärztlichen Personals ist in diesen Strukturen völlig illusorisch und es wurde dieser selbstverständlich auch  nie zugestimmt“, stellt Kammerpräsident Thomas Szekeres klar. Auch die Ärzte selbst bezeichnen es als absurd zu glauben, dass die Maßnahme nicht zu einer Leistungseinschränkung führen wird. „Für die Patientenversorgung ist das jedenfalls ein Desaster“, warnt ein Mediziner.

Kurzum: Wir sind nicht allein mit unseren Schlachten - wenn sie auch anderswo unter anderen Vorzeichen geführt werden. Und: Vielleicht gelingt es ja sogar so manch empörte Wiener Spitalsärztinnen oder -ärzte für eine Arbeit im schönen Südtirol zu gewinnen. Zum Beispiel auf einer Geburtenstation - dort ist  im Gegensatz zu Wien ein 24-stündiger Aktiv-Dienst gefragt.