Politica | SVP- Neue Führung

Armer Kompatscher? Schlauer Kompatscher?

Richard Theiner umschrieb es am Montag auf der Parteileitungssitzung sacht. Eine Kandidatur kommt für ihn, den Steuermann der Partei, nicht mehr in Frage. Auch weil parteiintern an seinem Stuhl gesägt wird. Das Vertrauen in Kapitän Arno Kompatscher ist indessen ungebrochen. Wie lange noch?

Vorsichtige Manöver, geschicktes Umschiffen lautet die Devise der Stunde. Arno Kompatscher meistert sie mit Bravour, mit Gelassenheit und der nötigen Distanz weist er Spekulationen ab, stellt sich Gesprächen, wütenden Bügern. Nein, er werde nicht Parteiobmann der SVP, ja, er werde personelle Entscheidungen autonom treffen, sich vor keinen Karren spannen lassen. Zuhören möchte der Landeshauptmann gerne, vorgehen mit Bedacht. Erneuerung eben, auch dialogtechnisch. Ein Mann, ein Wort.

Unruhe mit Verantwortung lösen
So gut es geht, wird offen mit der Krise umgegangen, Richard Theiner schlägt in dieselbe Kerbe. Ja, ein Neustart sei nun angebracht, man müsse sich der Verantwortung stellen, Konsequenzen ziehen und der noch SVP-Obmann sagt nach der Parteileitungssitzung am Montag, 17. März, gegenüber Südtirol Nachrichten: "Es gibt eine große Unruhe in der Bevölkerung, und ich glaube, wir tun gut daran, dass an der Spitze der SVP Leute sitzen, die mit den Beschlüssen, die im Regionalrat getroffen wurden, gar nichts zu tun haben."

Wettern gegen Theiner
Dass Theiners Zeit als SVP-Obmann keine leichte war, das weiß er. Als "ehrenvoll" beschreibt der Vingscher seine Aufgabe als SVP-Parteiobmann trotzdem, "aber man kann dieses Amt nur ausüben, wenn man einen entsprechenden Rückhalt hat", erklärt er auf Rai Südtirol. Und präzisiert: "Der Rückhalt ist nicht so stark, wie ich ihn mir vorstelle, um wirkungsvoll die Partei nach außen vertreten zu können. Ja, bestimmte Bezirke, bestimmte Richtungen haben klar zum Ausdruck gebracht, dass sie mit dem Unterfertigten nicht mehr einverstanden waren." Und das würde er sich merken.

Zusammenstehen - um Kompatscher
Theiner verlässt die Parteispitze, doch bleibt er als Landesrat erhalten? Schützend stellte sich Kompatscher zuletzt vor seine Mannschaft, eine Regierungsumbildung wolle er abwarten. Auch hier entschieden und bestimmt: Der Chef sei schließlich er, und er habe damit auch das letzte Wort.

Alfred Pohl vom "Forum Politikerrenten" sagt auf südtirolnews.it: "Kompatscher hat es nicht verdient, ausgepfiffen zu werden. Er hat nun die Chance zu beweisen, dass er ein Macher ist, der die Dinge wieder geradebiegt.

Als unklug könnte sich Kompatschers Solidarität mit seinen Landesräten dennoch herausstellen, meint Terlans Bürgermeister Klaus Runer: "Wenn er sie jetzt in Schutz nimmt, diese alte Kaste, dann kann es sein, dass er selber mit in den Sog hineingezogen wird." Momentan sei die Basis von der Glaubwürdigkeit Kompatschers absolut überzeugt, doch das könne schnell ins Gegenteil kippen. Meint Runer und fordert: Erneuerung an der Parteispitze, Erneuerung aber auch in der Landesregierung.
Armer Kompatscher, schlauer Kompatscher oder einfach nur ein fähiger Landeshauptmann? Der den Stier an den Hörnern packt und Südtirol in der Krise sagen will: Ich bin da, vertraut mir.