„denkMAL“ (über Festivals nach)
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Schauen wir hier in die Zukunft der Festivals? Möglich. Blickt man auf das Gesamtbild des „denkMAL“-Festivals am morgigen Samstag, 18. Mai 2024, so scheint es, dass hier natürlich das Programm eine wesentliche Rolle spielt, aber noch wichtiger scheint zu sein, dass hier die Möglichkeit geboten wird sich zu treffen, sich auszutauschen und Zeit in angenehmer Gesellschaft zu verbringen. Dabei ist das Programm so breit aufgestellt, das die Chance groß ist, dass man nicht nur auf Gleichgesinnte, sprich, auf seine „Bubble“, trifft.
Wir haben unsere Gedanken in ein Interview mit Magda Tumler gepackt, die in der Organisation des „denkMAL“-Festivals von Anfang an involviert war.
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salto.music: Blickt man auf das Programm von „denkMAL“, dann entsteht der Eindruck eines komplexen, vielfältigen, verflochtenen Events. Das ist lässt ein Kollektiv hinter der Planung vermuten…
Magda Tumler: Nicht ein Kollektiv, sondern ein kleines Team mit vielen freiwilligen HelferInnen im und rund um den Verein BASIS Vinschgau Venosta in Schlanders. Viele Personen kümmerten sich im Voraus um die einzelnen Programmpunkte, die wie schon von dir gesagt, vielfältig und komplex sind, und gewährleisten während des Festivals einen möglichst reibungslosen Ablauf.
salto.music: Aus dieser Vielfalt lässt sich in unseren Augen auch ein „neues“ Festival-Konzept ablesen, das den Fokus nicht auf die einzelnen konkreten Angebote legt, sondern auf ein breites, gemeinsames Fest, in dem in erster Linie ein breites Miteinander zählt. Was sagst du zu dieser „Diagnose“?
Magda Tumler: Das ist absolut richtig. Im Festival selbst geht es nicht um den reinen Konsum der verschiedenen Angebote, sondern vor allem um ein Miteinander, ein gemeinsames Gestalten und ganz einfach solche dritten Orte wie die BASIS einer ist, zum Leben zu erwecken und für die Zukunft zu prägen. Aus diesem Grund ist es ein Festival für Kinder und Familien, für die lokale Bevölkerung, aber auch für Personen von weiter her, für Alt und Jung…
Wir wollen also allen die Möglichkeit bieten auf das Gelände zu kommen, um an all dem teilzuhaben.
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salto.music: Wenn du dir die diesjährige Ausgabe ansiehst und sie mit der erste Ausgabe von 2021 vergleichst, was hat sich verändert?
Magda Tumler: Im Grunde genommen hat sich nicht sehr viel verändert. Vor drei Jahren waren wir noch ein kleineres Team und mussten uns zuerst alles aufbauen und den Namen etablieren, aber der Grundgedanke war derselbe. Ein Festival für alle, zum Mitmachen und Mitgestalten, zum Anschauen und selbst Hand anzulegen. Auch damals wollten wir schon den Dialog schaffen zwischen verschiedenen Personen und Altersgruppen. Diese Brücke zu schlagen zwischen Menschen und verschiedenen Themen ist uns auch da schon gelungen.
salto.music: Gibt es so etwas wie Grundsätze oder Vorgaben, die ihr euch für das „denkMAL“-Festival gesetzt habt, die – unabhängig von den einzelnen Programmpunkten – gelten?
Magda Tumler: Natürlich gelten unsere allgemeinen Grundsätze zu Awareness-Themen, die wir für alle Events und den täglichen Betrieb haben. Wichtig vor allem, ist die Verantwortung und Eigenverantwortung die wir übernehmen und erwarten. Rücksicht für das Gelände, das Gebäude, die Gegenstände und unser Gegenüber. Rücksichtnahme und kein Platz für Rassismus, Sexismus oder irgendwelche anderen Formen der strukturellen Diskriminierung oder Verletzung der persönlichen Grenzen.
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salto.music: Wie macht ihr das mit der Security? Das Festivalgelände ist ja kein abgegrenztes Fußballfeld?!
Magda Tumler: Diese Prinzipien, die ich oben gelistet habe, werden bei uns vorausgesetzt und werden auch im täglichen Business und bei all unseren Veranstaltungen eingehalten. Dies zeigt uns, dass unser Publikum die Eigenverantwortung mitbringt.
Wir haben die letzten Jahre die Erfahrung gemacht, dass wir nur sehr selten Security brauchen, stattdessen haben wir Personen hier, die Awareness-Aufgaben erfüllen, also Aufmerksamkeits- und Bewusstseinsaufgaben für das gesamte Festival übernehmen. Diese Personen sprechen mit den BesucherInnen, informieren und helfen bei Fragen weiter.
salto.music: Ihr setzt heuer auf einen „solidarischen Beitrag“ seitens des Publikums, also jeder und jede kann so viel Eintritt bezahlen wie er/sie möchte. Habt ihr bereits Erfahrung damit?
Magda Tumler: Genau, der solidarische Beitrag ist eine Art freiwillige Geldspende, der den Freiraum gibt, so viel zu geben, wie man kann oder will. Natürlich sind wir auch ein bisschen drauf angewiese, dass die Leute eine kleine Spende geben, aber es ist nicht unser Hauptziel. Schon die letzten Jahre haben wir bei diversen Events und auch beim Festival, dies so gehandhabt.
Man muss den Leuten natürlich immer erklären, was es ist und was wir damit machen usw., aber es klappt meist sehr gut und die BesucherInnen geben gerne etwas.
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salto.music: Zuletzt noch zwei Fragen zur Musik: Ihr setzt auf der einen Seite auf Straßenmusik draußen und auf Electronic-Acts im „Kasino“ auf der anderen. Ihr schafft damit also einen gemeinsamen Ort für nicht-urbane und urbane Alternativ-Kultur.
Magda Tumler: Auch das ist der Grundgedanke von BASIS und vom Festival. Die Musik im Freien soll von Leuten kommen, die sich freiwillig bei uns melden und Lust haben mitzugestalten und sich auch zu präsentieren. Ein kleines Dorffeeling soll entstehen, und die Atmosphäre soll locker und heimelig sein. Am Abend im „Kasino“ soll es dann internationaler, elektronischer und technischer werden. Somit schaffen wir Momente für Familien und Personen aus der lokalen Dorfgemeinschaft und danach für junges und internationales Publikum.
salto.music: Ihr habt mit JFB einen britischen DJ gebucht, der sich vor allem im Umgang mit den Turntables einen Namen gemacht hat. Ist er der Headliner des Festivals, oder ist das falsch gedacht in Bezug auf das „denkMAL“-Festival?
Magda Tumler: Ich würde nicht sagen, dass er Headliner des Festivals ist, sondern Headliner des Clubbings am Abend. JFB ist ein einzigartig talentierter DJ und definitiv ein Künstler, auf den man achten sollte. Seine Erfolge beruhen auf seinen hervorragenden technischen Fähigkeiten an den Turntables, die er an jede Umgebung anpasst. Er mixt viele musikalische Genres von Drum & Bass, HipHop, Funk, Breaks, Dubstep, Glitch Hop, Trap, Swing und Multi-Genre-Bass-Musik, alles mit seinem ganz eigenen „JFB“-Stil. Er ist zudem Weltmeiser in Scratching und wird auch am Nachmittag, von 15 bis 16.30 Uhr einen Workshop zum Scratching machen. Er ist international auf jeden Fall eine große Nummer und wir freuen uns, dass er seine Fähigkeiten, im wahrsten Sinne des Wortes, mit uns teilt.
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Links:
„denkMAL“-Festival: https://basis.space/fkk/
„denkMAL“-Festival Facebook-Event: https://facebook.com/events/952106843249472