Economia | Von Seilbahnen und Skipisten

Ein Zwischenruf

Man könne doch, so schrieb neulich jemand in seinem Kommentar auf der fb-Seite von „Für die Verbindung Helm-Rotwand“ die Anlage/n eines Tages wieder abbauen (einerseits) und die Wälder neu aufforsten (andererseits), in naher Zukunft, wenn das Ende des Skitourismus auf unseren Breitengraden gekommen sein wird. Dasselbe „Argument“ hatte ich schon früher von einem der maßgeblichen Befürworter der Seilbahnanbindung Marinzen-Puflatsch gehört.
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Foto: Foto: BTC22

Nun, es mag für einen Befürworter der Seilbahn- und Skifahrergeschichten dieser Gedanke auf den ersten Blick eine gewisse Stringenz haben – aber schon auf den ersten Blick Plus wird klar, dass es so einfach nicht ist. Denn natürlich hängt sehr viel mehr an diesen Seilbahngeschichten als „nur“ die Anlage und zerstörte Landschaft. Vielmehr geht es darum, an welcher Zukunft für unseren Wintertourismus wir arbeiten (wollen). So lange wir nämlich Seilbahnen für Skifahrer in die Gegend klotzen und also unter Wintertourismus in erster Linie Skitourismus verstehen, so lange werden eben diese Seilbahnen und Skitouristen uns daran hindern, über alternative Wintertourismus-Ideen und –strategien nachzudenken und sie – parallel zum aktuellen Skitourismus – auf– und auszubauen.

Und wenn dann eines Tages, wie selbst die Seilbahnbefürworter in Kastelruth und in Sexten einräumen, die Skifahrer endgültig ausbleiben werden, weil der Schnee fehlen wird oder das Geld oder die Lust oder alles zusammen, dann können zwar die Anlagen abgebaut und die Landschaft aufgeforstet werden – unsere Wintertourismus-Wirtschaft wird dennoch vor einem gähnenden und einem sehr, sehr langwierigen: Nichts stehen.

Denn derweil wir munter weiter basteln am Ausbau des Skitourismus – und zwar mit einer gehörigen Portion Scheuklappen in Sachen gegenteiliger Argumente/Tendenzen/Trends/Zukunftsaussichten – verhindern wir gleichzeitig und höchst effektiv, dass sich die Debatte endlich dorthin verlagern kann, wo sie schon längst stattfinden müsste, nämlich über der Frage, in welcher Richtung unser aller (wintertouristische, aber nicht nur) Zukunft zu finden sein wird.

(Alpin-)Skitourismus ist schließlich nur ein einziger Aspekt des Wintertourismus, und auch noch ein ziemlich gestriger.

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Sylvia Rier Sab, 08/17/2013 - 14:35

schon klar, und zum Glück gibt es diese kreativen Anbieter, die nach Nischen und Alternativen suchen, sie finden und gut ausfüllen, zum Vorteil aller. Bloß: Es bräuchte viel, viel mehr davon - und wenn du jetzt sagst, das wird sich von allein entwickeln, von unten nach oben, dann sage ich ja, vielleicht - aber im Grunde ist es wie mit der Quote: Viel zu langsam, wenn wir die Sache sich selbst überlassen. Systeme sind schwerfällig und änderungsresistent :-) Und gerade dieser ich nenn's mal "kreative Prozess" wird und kann nicht angeschoben werden, solange sich die große Überzahl auf die (stotternden) "Bettenfüllmaschinen" verlässt. Da könnten wir genauso gut sagen, ach, lassen wir die mehrheitliche SVP in Ruhe weiter "maatschen" - solange ihr Piraten und wir Grünen einen guten Alternativ-Job leisten, passt das schon :-) Und natürlich muss nicht zuletzt und wird (muss werden) vermarktet, wie sich ein Gebiet großflächig "positioniert" bzw. profiliert. Und das heißt, so lange wie (kostenintensive) Seilbahn- und andere Liftanlagen sich rechnen müssen, werden - wie es das Gesetz der Masse und der Macht halt mal will - sich die entsprechenden Gebiete als Ski- und Seilbahn- und Liftgebiete für Skifahrer positionieren und vermarkten. Will sagen: Wo mehr Infrastruktur, desto mehr Infrastruktur muss vermarktet werden - zum Schaden wahrscheinlich alternativer Postionierungs-/Ideen-/Marketing-Konzepte. Und nicht zuletzt: Wenn neu geplante und zu errichtende Infrastruktur schwerwiegende und nachhaltige Schäden anrichtet, für Natur und Gesellschaft im Sinne wie oben, dann muss die IMHO schon sehr sehr sehr zukunftsträchtig und ohne Makel sein :-)

Sab, 08/17/2013 - 14:35 Collegamento permanente