Galerist mit 24
salto.bz: Sie haben eine eigene Galerie eröffnet. Wie ist es dazu gekommen?
Denny Staschitz: Ich habe nach der Matura am Humanistischen Gymnasium zuerst ein Jahr in der Firma meines Vaters gearbeitet und gelernt, also Produkt- und Werbefotografie, bin dann nach Wien an eine Akademie für Fotografie gegangen. Im darauffolgenden Jahr habe ich in Verona ein Wirtschaftsstudium begonnen. Das habe ich aber nach einem halben Jahr abgebrochen, weil es mich einfach nicht interessiert hat und ich mich eher im Kreativbereich wiederfinden wollte. Nach dem Abschluss meines Studiums in Wien habe ich ein-zwei Jahre in der Firma meines Vaters als Fotograf gearbeitet. Wir sind eben auch im Druck tätig, vor allem Fine Art Print, sodass ich immer schon Kontakt zur Kunst hatte und davon fasziniert war, aber ich konnte mich nie dazu entschließen, Kunstgeschichte zu studieren und das als Beruf zu wählen, weil mir das zu riskant war. Aber wie es im Leben oft geht, bin ich jetzt wieder zur Kunst zurückgekommen. Vor zwei Jahren habe ich den Künstler Walter Baldessarini kennengelernt, wobei, seine Bilder begleiten mich eigentlich schon, seit ich ein kleiner Junge war, weil mein Vater und er sich schon zwanzig Jahre kennen und wir immer Bilder von ihm zu Hause hatten. Aus der Bekanntschaft wurde dann eine Freundschaft und schlussendlich entstand daraus eben die Idee, diese Galerie hier zu gründen.
War das ein logischer Schluss, wo Sie doch aus einer Fotografenfamilie kommen, selber auch etwas mit Fotografie zu machen?
Fotograf werden wollte ich schon als kleines Kind. Also da stimmt schon das Klischee vom Jungen, der den Vaterberuf nachahmen will. Und ich konnte dann schon in der Oberschulzeit bei einem der größten Projekte mitmachen, die mein Vater betreut hat, nämlich die Digitalisierung der Ötzi-Mumie in Zusammenarbeit mit der EURAC, und ich habe damals schon viel Einblick in den Beruf bekommen. Ich war auch schon als kleines Kind immer in der Firma zwischen den ganzen fotografischen Arbeiten und habe mich dort sehr wohl gefühlt. Mit meinem Vater verstehe ich mich auch super und irgendwie hat mich einfach die Arbeit an sich fasziniert, nicht immer im Büro vor dem Computer, man hat sehr viel Abwechslung. Und so habe ich dann auch diese Richtung eingeschlagen.
Wäre dann nicht der logische Schluss gewesen, eine Fotogalerie aufzumachen? Wollten Sie das bewusst nicht, um sich doch von der Familientradition abzugrenzen?
Ich bin in meiner Kunstbegeisterung einfach sehr auf Malerei und Skulptur fokussiert. Ich finde zu Kunstfotografie schwerer einen Zugang und deshalb war sie für mich nicht die erste Wahl für die Galerie. Es hat einfach jeder seinen subjektiven Zugang zu Kunst. Und Walter Baldessarinis Bilder kenne ich ja schon seit der Kindheit, die haben natürlich einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.
Was war denn dann zuerst da – das Huhn oder das Ei? Hatten Sie zuvor schon die Idee, eine Galerie zu eröffnen, oder hat sich der Gedanke erst durch die Freundschaft zu Walter Baldessarini entwickelt?
Das war immer schon ein kleiner, nicht zu Ende gedachter Traum, der aber nie so richtig im Raum stand. Erstens habe ich kein entsprechendes Studium und zweitens ist eine Galerie zu eröffnen und in den Kunstbereich einzusteigen, auch nicht das Einfachste der Welt. Deshalb konnte ich mich einfach lange nicht dazu entschließen, das Risiko einzugehen. Aber die Bekanntschaft und dann die Freundschaft zum Künstler waren der entscheidende Anstoß, es doch zu wagen. Und ich bin sehr, sehr froh, dass ich heute hier bin.
Wir werden in den nächsten Jahren dann auch Ausstellungen in Italien und im Ausland organisieren und Kunstmessen besuchen.
Das heißt, die anfänglichen Ängste und Sorgen haben Sie inzwischen über Bord geworfen?
Ja, auf jeden Fall. Ich bin sehr zufrieden, wie die Sache angelaufen ist. Und es steht jetzt ein wichtiger Schritt an: Einer der weltweit wichtigsten Kunstverlage wird eine Monografie von Walter Baldessarini publizieren – die Details dazu sind noch nicht öffentlich – und wir haben auch schon verschiedene Projekte für die nächsten zwei Jahre vorbereitet. Ich bin da sehr zuversichtlich.
Stichwort Zukunftspläne: Was soll in nächster Zeit in der Galerie am Meraner Rennweg passieren?
Die Galerie fungiert als Standort für Italien, von wo aus wir operieren. Wir werden in den nächsten Jahren dann auch Ausstellungen in Italien und im Ausland organisieren und Kunstmessen besuchen. Hier in Meran werden Walter Baldessarinis Werke dann kontinuierlich zu sehen sein, mit zwei bis drei themenbezogenen Ausstellungen im Jahr, um Schritt für Schritt das Gesamtwerk des Künstlers zu zeigen.
Die aktuelle Ausstellung heißt „Opus Vitae“, welche Werke werden hier gezeigt?
Jetzt gerade zeigen wir eine Auswahl aus all seinen Themengebieten. Sein Werk lässt sich in vier große Felder unterteilen. Einmal sind da die Landschaften, die während seiner Reisen im Mittelmeerraum entstanden sind, diese werden wir später dann nach geografischen Gebieten aufgeteilt ausstellen.
Der zweite große Themenbereich sind die Kompositionen, wo man Einflüsse aus der Gotik, Romanik, auch aus der byzantinischen Kunst und der Renaissance sehen kann. Da fließen dann auch mythologische Themen mit ein, vor allem aus der antiken und biblischen Mythologie, etwa die Offenbarung des Johannes. Sehr präsent ist da auch das Pferd als Leitmotiv.
Der dritte Schaffensbereich sind die Stillleben. Walter Baldessarini ist ein Mensch, der sich für die kleinen Dinge genauso stark begeistern kann wie für die großen. Man könnte ihm eine Weltreise anbieten und er würde sie nicht gegen den Platz eintauschen, an dem er gerade sitzt. Und er hat eben eine Riesenfreude an Kleinigkeiten, zum Beispiel an Blumen wie der Iris oder der Delphinium. Für ihn kommt in solchen Dingen die Schönheit des Lebens zum Ausdruck und deshalb strahlen seine Stillleben so viel Lebensfreude aus.
Der letzte große Themenbereich fundiert auf seiner großen Liebe zur klassischen Musik, besonders zur Oper und zu Mozart. Teils malt Walter Baldessarini hier sehr szenengetreu, teils aber auch frei, immer aber kommt die Tragik und auch die Lebensfreude von Mozarts Werken zum Ausdruck.
Können Sie sich vorstellen, wenn Sie sich als Galerist etabliert haben, auch andere Künstler zu vertreten?
Auf jeden Fall. Ich habe mit den Projekten zu Walter Baldessarinis Werk sicher die nächsten Jahre alle Hände voll zu tun, aber wenn ich einen anderen Künstler finde, der mich genauso begeistert, kann ich mir eine Zusammenarbeit gut vorstellen.
Sie sind 24 und haben eine eigene Galerie. Was sagen Sie jenen, die nicht an Sie glauben?
Meistens gar nichts. Ich versuche, die Kommentare bei dem einen Ohr hinein- und bei dem anderen wieder hinauszulassen. Es gibt ja das Sprichwort: Wer nach zehn Meinungen baut, baut ein schiefes Haus. Am besten ist es, auf sich zu hören und weiterzumachen. Wir haben so viele gute Projekte und bekommen so viele positive Rückmeldungen, dass ich diese Kritik, glaube ich, an mir vorbeigehen lassen kann, ohne völlig an mir selbst zu zweifeln.