Società | Journalismus
Hirnlose Journalistin
Foto: Suedtirolfoto.com / Othmar Seehauser
Die Frau gilt als ausgezeichnete Reporterin. Jetzt hat die Journalistin aber einen Schritt gemacht, der nur durch einen Ausfall des Zentralgehirns erklärbar ist.
Am Mittwoch wurde die Frau (der Name ist der Redaktion bekannt) in der Abteilung Pädiatrie des Brixner Krankenhaus im Zimmer des kleinen Anthony vom Sanitätspersonal überrascht. Die Reporterin wollten Filmaufnahmen von dem dort eingelieferten 5jährigen Flüchtlingskind Anthony machen. Das Kind war vor drei Tagen allein und stark unterkühlt unter einem Eisenbahnwaggon am Brenner gefunden worden.
Die Journalistin arbeitet nicht etwa für einen obskuren Privatsender, sondern für die römische Radioredaktion der staatlichen RAI. Das Jagdfieber nach dem großen Scoop dürfte der Journalistin jeden Skrupel aber auch große Teile des Verstandes genommen haben.
Denn die Aktion ist gleich ein mehrfacher Verstoß nicht nur gegen die Standesregeln der Journalistenkammer, sondern auch ein Bruch der bestehenden Gesetze. So sind Minderjährige durch das Gesetz besonders geschützt. In der sogenannte „Carta di Treviso“ werden Journalisten und Journalistinnen in der Berichterstattung verpflichtet sind, die Anonymität von Minderjährigen zu schützen.
Das Jagdfieber nach dem großen Scoop dürfte der Journalistin jeden Skrupel aber auch große Teile des Verstandes genommen haben.
Die Aktion in Brixen war das genaue Gegenteil davon „Diese Rechte wurden mit den Füßen getreten, indem die Journalistin trotz des vom Personal des Südtiroler Sanitätsbetriebes ausgesprochenen Verbots in das Zimmer des Jungen eindrang und vom minderjährigen Patienten Aufnahmen machte“, erklärt der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Thomas Schael nach dem Vorfall. Schael verweist darauf, dass die Journalistin auf frischer Tat ertappt wurde, wie sie Aufnahmen mit ihrem Mobiltelefon machte. Erschwerend hinzukommt, dass sich die Frau weder als Journalistin ausgewiesen, noch ihren Namen genannt habe.
Der Sanitätsbetrieb hat jetzt in Absprache mit dem Land Südtirol die Staatsanwaltschaft kontaktiert, um zu überprüfen, ob rechtliche Schritte gegenüber der Journalistin vorzunehmen sind. Gleichzeitig richten die Südtiroler Verantwortlichen einen Appell an die Journalistenkammer, diesen Vorfall klar und deutlich zu verurteilen. Thomas Schael: „Auch bei vollster Anerkennung der Pressefreiheit und des Rechts zur Information darf es in keinem Fall soweit kommen, dass ein Kind, das bereits ein schweres Schicksal trägt, auch noch Gegenstand eines journalistischen Scoops wird.“
Inzwischen hat das Polizeikommissariats Brixen Vorerhebung aufgenommen. Dabei wurde auch die römische RAI-Journalistin angehört. Nach Informationen von salto.bz hat die Frau dabei eine mehr als skurrile Erklärung für ihr Verhalten abgeben.
Der kleine Anthony sei ihr beim Betreten der Abteilung entgegengelaufen, deshalb sei sie ihm gefolgt und durch Zufall im Zimmer gelandet.
Es ist ein fadenscheinige und äußerst schwache Ausrede für ein Verhalten, das sowohl beruflich, wie menschlich völlig unannehmbar ist.
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