Die Schneemacher

Wenn es derzeit zwar nicht schneit, und auch kein Schneefall in Sicht ist – Südtirols Skipisten erstrahlen bereits eine Woche vor Heilig Abend in glänzendem Weiß. Zu verdanken ist das den unzähligen Beschneiungsanlagen, die mittlerweile in fast allen Skigebieten aufgestellt sind und die in schneearmen Wintern für einen pünktlichen Start der Skisaison sorgen. Anfang der 1980er Jahre kamen Maschinen, die künstlich Schnee erzeugen, zum ersten Mal zum Einsatz. Nach zwei niederschlagskargen Wintern Ende der 80er stieg die Anzahl der Beschneiungslagen rasant an. Heute können laut Auskunft der Landesagentur für Umwelt etwa 80 Prozent der Gesamtfläche der Skipisten südtirolweit beschneit werden. Zum Einsatz kommen dabei auch Anlagen des Bozner Unternehmens TechnoAlpin, das heute zu den größten Anbietern von Beschneiungslösungen weltweit zählt. Und 2015 sein 25-jähriges Bestehen und das bislang erfolgreichste Geschäftsjahr feiert.
Mit weniger mehr schaffen
Seit 1990 arbeitet man in Bozen, aber nicht nur, an der Entwicklung und Optimierung von Beschneiungslösungen. “Unser Ziel ist es seit jeher, viel Schnee bei möglichst wenig Energieverbrauch zu produzieren”, erklärte der Produktmanager Juris Panzani am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, bei der Bilanz über ein Vierteljahrhundert Firmenbestehen gezogen wurde. Heute sei man bereits so weit, dass rund 30 Prozent weniger Energieaufwand als noch vor zehn Jahren nötig sind, um dieselbe Menge an Schnee zu erzeugen.
Aus einem Kubikmeter Wasser lassen sich durchschnittlich 2,5 Kubikmeter Schnee herstellen. Bei einer Beschneiung von 30 Zentimetern (=Vorbeschneiung) werden dementsprechend rund 1000-1200 Kubikmeter Wasser pro Hektar benötigt. (Landesagentur für Umwelt)
Energie und Ressourcen sparen – ein Thema, das nicht erst seit der kürzlich zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz eines ist. Der seit Wochen ausbleibende Niederschlag und die künstliche Beschneiung der Pisten haben landauf landab bereits für leere Speicherbecken gesorgt. “Insgesamt bestehen derzeit aber keine Probleme”, versicherte vor einigen Tagen der geschäftsführende Direktor des Amts für Gewässernutzung Thomas Senoner. Die Speicherbecken seien ohnehin nur konzipiert, um die erste technische Beschneiung durchzuführen. Und diese sei bereits abgeschlossen.
Ohne scheint es nicht zu gehen
Zur Zufriedenheit der Skigebiet-Betreiber, die ihre Saisonstarts trotz relativ warmer Temperaturen plangmäßig durchführen konnten. Planungssicherheit bedeute wirtschaftliche Sicherheit – und diese sei ohne Beschneiungsanlagen heute für Skigebiete und folglich ganze Regionen kaum mehr möglich, heißt es aus dem Betrieb von TechnoAlpin. Prominente Unterstützung bekommt man von niemand geringerem als Reinhold Messner. Im Gespräch mit der Trentiner Tageszeitung L’Adige verriet der Extrembergsteiger, dass er in der künstlichen Beschneiung den “einzigen Weg” sehe, um die Skisaison zu retten. “Ohne Kunstschnee ist ein erfolgreicher Wintertourismus, von dem unzählige Arbeitsplätze abhängen, nämlich nicht denkbar”, so die Antwort von Messner auf die Bedenken, die der Trentiner Präsident der Sat (Società degli Alpinisti Tridentini) ob der Endlichkeit der natürlichen Ressource ‘Berg’ geäußert hatte.
Auch im Sommer (k)eine Augenweide: Schneekanonen auf der Alm. Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser
Schnee für die ganze Welt?
Doch nicht nur am Berg wird inzwischen technisch beschneit, wie die Daten und Fakten von TechnoAlpin zeigen. Seit der Gründung des Unternehmens wurden an die 90.000 Schneeerzeuger produziert. Weltweit arbeiten knapp 470 Mitarbeiter für die Firma, davon mehr als 280 in Bozen. 77 neue Arbeitsplätze wurden im laufenden Jahr geschaffen. Aktuell ist man für mehr als 1.800 Skigebiete in 48 Ländern tätig und kann international auf 12 Niederlassungen, darunter in Skandinavien, Russland und der Türkei, sowie 25 Handelspartner zählen.
Der Firmensitz von TechnoAlpin in der Bozner Industriezone.
“2015 war ein sehr spannendes Jahr für uns”, berichtete am Donnerstag Josef Dusini, Leiter des Contract Management: “Insgesamt wurden 389 Projekte in 35 Ländern realisiert, darunter großteils im alpinen Raum, Skandinavien und Osteuropa. Aber auch in ‘exotischeren’ Staaten wie Chile, Argentinien und Neuseeland.” Ebenfalls im Visier des Betriebs sind Ägypten und China, wo derzeit an drei Projekten für Indoor-Beschneiung laufen. Die rege unternehmerische Tätigkeit hat dafür gesorgt, dass die Unternehmensgruppe 2015 nach dem Vorjahr erneut einen Umsatz von rund 145 Millionen Euro erwirtschaftete. Doch darauf will man sich nicht ausruhen. “Wir versuchen immerzu, Innovationsmotor in der Branche zu bleiben. Darin sehen wir Jahr für Jahr unsere Herausforderung”, verriet Geschäftsführer Erich Gummerer der Presse. Bleiben die Winter allerdings derart mild und schneekarg, werden die Herausforderungen Winter für Winter wachsen. Und mit ihnen die Gedanken, die man sich über die Zukunft der künstlichen Beschneiung machen werden muss.