Economia | WIFO-Barometer

Zwei Seiten eines starken Jahres

Steigende Nächtigungen prägen den Tourismus 2025. Hinter guten Zahlen scheint sich jedoch ein wachsender Kaufkraftverlust einheimischer Familien abzuzeichnen. Mirco Benetello, Direktor von Confesercenti Alto Adige - Südtirol sieht darin warnende Anzeichen.
tourismus.jpg
Foto: Salto.bz
  • Das Südtiroler Gastgewerbe zeigt sich laut dem Wirtschaftsbarometer Herbst 2025 des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen in robuster Verfassung. Steigende Nächtigungszahlen, ein Zuwachs der Beschäftigtenzahlen zum Vorjahr und eine hohe Zufriedenheit mit der Rentabilität von Gastronomiebetrieben prägen das Bild eines weiterhin starken Tourismussektors. Gleichzeitig mehren sich jedoch Hinweise darauf, dass hinter den guten Gesamtdaten strukturelle Spannungen liegen – insbesondere im Hinblick auf den Konsum der einheimischen Bevölkerung, wie auch Mirco Benetello, Direktor des Handelsverbands Confesercenti Alto Adige - Südtirol, im Gespräch mit SALTO schildert. 

    Zwischen Jänner und Oktober 2025 wurden in Südtirol über 34,4 Millionen Nächtigungen gezählt, ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Übernachtungen italienischer Gäste nahmen leicht zu (+1,2 Prozent), wobei jene deutscher Gäste leicht rückläufig waren (-3,1 Prozent). Dies wurde jedoch durch einen starken Zuwachs aus dem übrigen Ausland (+14,9 Prozent) mehr als kompensiert. Auch die Beschäftigung entwickelte sich positiv: Mit durchschnittlich knapp 37.800 Mitarbeitenden lag das Plus bei 3,7 Prozent.

  • WIFO: Die Nächtigungen steigen im Vergleich zum Vorjahr. Foto: WIFO
  • Ausländische Gäste bringen den Umsatz

    In der Beherbergungsbranche bewerten nahezu alle Betriebe die Ertragslage 2025 als zumindest befriedigend, mehr als ein Drittel sogar als gut. Besonders zufrieden zeigen sich Unternehmen im Wipptal, im Burggrafenamt und im Eisacktal. Das Umsatzwachstum wurde jedoch vor allem von ausländischen Gästen getragen, während die Ausgaben italienischer Touristinnen und Touristen zurückgingen.

    Auch in der Gastronomie erzielten rund neun von zehn Betrieben ein befriedigendes bis gutes Ergebnis. Vor allem Bars und Cafés profitierten von Umsatzsteigerungen, während der Kostenanstieg moderater ausfiel als in den Vorjahren. Für 2026 rechnen Restaurantbetriebe mit stabilen Ergebnissen, wenngleich bei Bars und Cafés keine weiteren Umsatzsprünge erwartet werden.

  • Verlust an Kaufkraft bei der Lokalbevölkerung?

    Mirco Benetello: warnt davor, in die Fußstapfen von Destinationen wie Cortina zu treten. Foto: Confesercenti Bz

    Mirco Benetello, mahnt jedoch zu einer differenzierten Betrachtung. 2025 sei trotz insgesamt guter Zahlen ein schwieriges Jahr gewesen: „Auf nationaler Ebene verzichteten inzwischen rund 3,5 Prozent der italienischen Haushalte auf Urlaubsreisen“. Auch in Südtirol würden Familien zunehmend auf Urlaubsreisen verzichten. Dieser Trend zeichne sich ebenso darin ab, dass viele Familien seltener Restaurants besuchen, weil steigende Preise den Alltag verteuerten, betont Benetello. Auch in Städten wie Bozen sei dieser Effekt deutlich spürbar gewesen. „Der Tourist gibt mehr aus als der Einheimische“, so Benetello – das erkläre die guten Gesamtdaten, verdecke aber den wahrscheinlichen Rückgang des Konsums der Lokalbevölkerung.

     

     „Destinationen wie Cortina dienen dabei als warnendes Beispiel: wirtschaftlich attraktiv, aber für die Lokalbevölkerung kaum mehr bewohnbar.“

     

    Besorgt zeigt sich Benetello über die langfristigen Folgen dieser Entwicklung. Unsere Städte und Gemeinden laufen Gefahr, sich zunehmend wirtschaftlich erfolgreichen, aber für viele Einheimische schwer leistbaren Orten zu entwickeln. „Destinationen wie Cortina dienen dabei als warnendes Beispiel: wirtschaftlich attraktiv, aber für die Lokalbevölkerung kaum mehr bewohnbar“, so Benetello. Es brauche daher mehr Ausgleich und Solidarität, um Tourismus, Wirtschaft und Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung in Balance zu halten. Als Möglichkeit merkt Benetello an: „In Rom gibt es ein interessantes Konzept einer derartigen Solidarität unter der einheimischen Bevölkerung. An den Restaurantkassen zahlt der Römer weniger als der Tourist. Es sind derartige ungeschriebene Akte der Solidarität, die wir uns als Gesellschaft im Gedächtnis halten könnten“.

  • Verlust an Kaufkraft bei der Lokalbevölkerung?

    Mirco Benetello, mahnt jedoch zu einer differenzierten Betrachtung. 2025 sei trotz insgesamt guter Zahlen ein schwieriges Jahr gewesen: „Auf nationaler Ebene verzichteten inzwischen rund 3,5 Prozent der italienischen Haushalte auf Urlaubsreisen“. Auch in Südtirol würden Familien zunehmend auf Urlaubsreisen verzichten. Dieser Trend zeichne sich ebenso darin ab, dass viele Familien seltener Restaurants besuchen, weil steigende Preise den Alltag verteuerten, betont Benetello. Auch in Städten wie Bozen sei dieser Effekt deutlich spürbar gewesen. „Der Tourist gibt mehr aus als der Einheimische“, so Benetello – das erkläre die guten Gesamtdaten, verdecke aber den wahrscheinlichen Rückgang des Konsums der Lokalbevölkerung.

     

     „Destinationen wie Cortina dienen dabei als warnendes Beispiel: wirtschaftlich attraktiv, aber für die Lokalbevölkerung kaum mehr bewohnbar.“

     

    Besorgt zeigt sich Benetello über die langfristigen Folgen dieser Entwicklung. Unsere Städte und Gemeinden laufen Gefahr, sich zunehmend wirtschaftlich erfolgreichen, aber für viele Einheimische schwer leistbaren Orten zu entwickeln. „Destinationen wie Cortina dienen dabei als warnendes Beispiel: wirtschaftlich attraktiv, aber für die Lokalbevölkerung kaum mehr bewohnbar“, so Benetello. Es brauche daher mehr Ausgleich und Solidarität, um Tourismus, Wirtschaft und Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung in Balance zu halten. Als Möglichkeit merkt Benetello an: „In Rom gibt es ein interessantes Konzept einer derartigen Solidarität unter der einheimischen Bevölkerung. An den Restaurantkassen zahlt der Römer weniger als der Tourist. Es sind derartige ungeschriebene Akte der Solidarität, die wir uns als Gesellschaft im Gedächtnis halten könnten“.