Società | Frau und Arbeit

Tagung “Die gläserne Decke” in Bozner Handelskammer

Eine hochkarätige und vor allem ausschließlich männlich besetzte Diskussionsrunde schloss die Veranstaltung der “Networking women – wnet” am 17. Mai in der Bozner Handelskammer ab. Die massive Männerpräsenz als Redundanz zum Tagungsthema?
Chantal Loïal
Foto: (c) Salto.bz

“Wie halten Sie’s mit der Frauenquote?”Acht Vertreter von Südtiroler Wirtschaftsverbänden stellten sich der Eingangsfrage von Moderatorin Jutta Wieser nach Frauenvertretung in den Entscheidungsgremien ihrer Institutionen. Passen mussten mehr oder weniger alle, in den Verwaltungs- und Aufsichtsräten Südtirols sind Frauen nach wie vor Ausnahmeerscheinungen. Eindrucksvoll kamen die entsprechenden Zahlen daher; im 20-köpfigen Exekutivausschuss des Handels- und Dienstleistungsverbandes Südtirols ist keine einzige Frau zu finden, bekannte Präsident Walter Amort und gab gleich die Vermutung dazu, dass “Frauen oft die Männer in die Gremien vorausschicken und selbst kein Interesse dafür haben”. Auch der Unternehmerverband, am Podium vertreten durch Nikolaus Tribus, kann nur eine einzige Frau als Vorstandsmitglied präsentieren: Karin Roner ist die eine weibliche von 15 Entscheidungsträgern. Der Hotelier- und Gastwirteverband schickte Ex-Präsident Walter Meister und dieser hatte endlich Gutes zu berichten, denn immerhin seien 60% der Hotels und Gastbetriebe in Frauenhand; trotzdem auch hier nur 3 Frauen auf 14 Vorstandsmitgliedern. Gerhard Brandstätters Bilanz in seiner 10-jährigen Amtszeit als Präsident der Stiftung Sparkasse fiel ebenfalls betrüblich aus, 1 Dame, so Brandstätter gab es bereits damals im Stiftungsrat, dann kamen noch einmal zwei vor fünf Jahren dazu, aber jetzt wolle man endlich konkreter werden: Bei den nächsten Wahlen für die Mitgliederversammlung habe man bereits 13 Frauen gefunden, die sich dafür aufstellen lassen. Und so weiter…

Was ist es nun, das die Frauen in ihren unmittelbaren beruflichen Wirkungskreisen zwar tüchtig und wie immer wieder betont wird, bessere Arbeit leisten lässt als die männlichen Kollegen, den Aufstieg in das höhere Management jedoch zu verwehren scheint?

Christiane Funken von der Technischen Universität Berlin warnte die Verbandsvertreter vor Handlungsuntätigkeit, denn die heute 25-30jährigen ließen sich nicht mehr auf die traditionellen Rollenbilder ein. Diese sehr gut ausgebildeten Frauen wie Männer der nachkommenden Generation würden von den Betrieben eine flexible und genderunabhängige Arbeitsmentalität erwarten und seien ihrerseits bereit, dafür hochmotivierte Leistung zu erbringen. So sollten sich die Unternehmen bereits heute klar darüber sein, dass die gute Absicht allein nicht zählt, betonte Funken, es brauche Fakten. Fakten wie etwa den Betriebskindergarten, den der HGV laut Walter Meister einrichten wolle. Oder die 30%ige Frauenquote in den Gremien des Handwerkerverbands, Gert Lanz will die Statuten dafür ändern.

Überraschend unter diesem Gesichtspunkt das wirklich klare Bekenntnis des Bauernbundes zur Genderfrage: die Südtiroler Bäuerinnenorganisation vertritt 15.000 Frauen in 152 Ortsgruppen und leistet seit 30 Jahren überzeugende politische und gesellschaftliche Arbeit.

Fazit: Leider kam die Diskussion kaum weg vom Thema, wie Frau Arbeit und Familie unter einen Hut bekäme, der Aspekt dass auch kinderlose Frauen nur schwer in die höheren Berufsebenen vordringen, wurde zwar gestreift, jedoch nicht klar genug in den Fokus gerückt.