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Economia | US Dollar

Verliert der Dollar an Bedeutung?

US-Präsident Trumps Politik bringt nicht nur Welthandel und Weltwirtschaft in Turbulenzen, sondern schwächt auch den Dollar
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
US Dollar
Foto: Pixabay
  • Der US-Dollar ist die wichtigste Währung der Welt und wird deshalb auch als Leit- oder Reservewährung bezeichnet. Präsident Trumps erratische Handelspolitik hat nicht nur negative Auswirkungen auf Welthandel und Weltwirtschaft, sondern hat auch den Dollar unter Druck gebracht. Seit Jahresbeginn ist der Dollar Index (DXY) 1/ um fast 9% gefallen. Der Dollar-Index (DXY) ist ein Maß für den Wechselkurs des US-Dollars im Vergleich zu einem Korb von sechs wichtigen Währungen: Euro, japanischer Yen, britisches Pfund, kanadischer Dollar, schwedische Krone und Schweizer Franken. Angesichts zunehmender geopolitischer Fragmentierung und Konflikten im internationalen Handel befürchten manche Ökonomen und Finanzexperten, dass der Dollar an Bedeutung verlieren könnte.

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  • In Zeiten volatiler Märkte betrachten globale Anleger den Dollar üblicherweise als sicheren Hafen. Doch das scheint sich geändert zu haben. Die Angst vor einer Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums und einer steigenden Inflation als Folge höherer Zölle, sowie die wachsende Unsicherheit unter Investoren wegen der hohen Schulden und der steigenden Zinsbelastung in den Vereinigten Staaten trägt zur Schwächung des Dollars bei. Investoren befürchten, dass US-Staatsanleihen, die bislang als sichere Anlage für Investitionen galten, keine zuverlässige Anlage mehr sind. Im Mai stufte die Ratingagentur Moody’s die USA von ihrer höchsten Bewertung herab und begründete dies mit der massiven Schuldenlast von über 36 Billionen Dollar, die keine Anzeichen einer Entspannung zeigt, sondern durch Trumps Steuerpolitik noch weiter zu steigen droht.

  • Seit wann ist der US-Dollar die Weltreservewährung?

    Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts diente das britische Pfund einem Großteil der Welt als Reservewährung oder Leitwährung 2/. Mit einem Anteil von 50 % an der weltweiten Wirtschaftsleistung, waren die USA nach dem 2.Weltkrieg die mächtigste Wirtschaftsmacht der Welt, die US-Goldreserven machten über zwei Drittel der weltweiten Bestände aus und die amerikanische Industrie boomte. Im Gegensatz dazu war die Wirtschaft in Europa und in Asien vom Krieg massiv geschwächt. Der Dollar erlangte somit große Bedeutung. 

    Im Juli 1944 wurde das Bretton-Woods-Abkommen unterzeichnet: ein neues internationales Wechselkurssystem wurde eingeführt, das den Dollar an Gold und die meisten anderen wichtigen Währungen an den Dollar koppelte. Der Dollar wurde zur Leitwährung und somit zur Basis des internationalen Finanzwesens. Alle teilnehmenden Länder vereinbarten feste Wechselkurse zum Dollar und die US-Notenbank verpflichtete sich im Gegenzug, Zentralbanken aller Teilnehmerländer Dollar gegen Gold zu einem festen Kurs von 35 US-Dollar pro Feinunze zu tauschen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) wurde unter anderem auch gegründet, um das Funktionieren des internationalen Wechselkurssystems zu gewährleisten. Die Golddeckung des Dollars nahm im Laufe der Jahre ab, 1971 entkoppelte Präsident Nixon den Dollar vom Goldstandard, was zu flexiblen Wechselkursen führte. Trotz der Beendigung der Goldkonvertibilität des US-Dollars behielt er seine Position als weltweit führende Reservewährung oder Leitwährung. 

  • Welche Rolle spielt der Dollar als globale Reservewährung?

    Der Dollar fungiert als die international wichtigste Transaktions-, Anlage- und Reservewährung. Die wichtigsten Merkmale einer Reservewährung sind: Stabilität, verbreitete Akzeptanz, Liquidität, und Vertrauen.

    Stabilität: eine Reservewährung muss stabil und weniger anfällig für extreme Schwankungen sein, was sie für andere Länder als Währungsreserve attraktiv macht.

    Verbreitete Akzeptanz: Eine Reservewährung wird international akzeptiert und genutzt und wird in vielen Ländern für Handel und Finanztransaktionen verwendet.

    Liquidität: eine Reservewährung muss in großen Mengen verfügbar sein und muss leicht in andere Währungen umgetauscht werden können, was sie für Zentralbanken und Investoren attraktiv macht.

    Vertrauen: Die wirtschaftliche Stärke und politische Stabilität des Landes, das die Reservewährung herausgibt, tragen zum Vertrauen in diese Währung bei.

  • Foto: Brookings
  • Die Zentralbanken der meisten Länder halten ihre Devisenreserven zu einem großen Teil in Dollar, was die Nachfrage nach dem Dollar verstärkt und seine Rolle als Leitwährung festigt. Etwa 57% der weltweiten Devisenreserven werden in Dollar gehalten. 

    Ausländische Regierungen und Unternehmen leihen sich Geld in Dollar, um ihre Gläubiger gegen Wechselkursrisiken abzusichern; 65 % der internationalen Schulden lauten auf Dollar.

    Der Dollar dient als Referenzwährung im internationalen Handel, 54% des internationalen Handels wird in Dollar verrechnet.  Wichtige Rohstoffe, wie Erdöl und Gold, werden in Dollar gehandelt.

    Mit 58 % macht der Dollar einen großen Teil der internationalen Zahlungen aus.

    Zudem erfolgen auch die meisten Devisentransaktionen in Dollar.

    Der Dollar ist die Hauptwährung in den globalen Finanzmärkten, einschließlich Anleihen und Aktienmärkten. Das bedeutet, dass es viele Möglichkeiten gibt, in Dollar zu investieren oder zu handeln, was die Liquidität des Dollars fördert. Die USA bieten bei weitem den größten Finanzmarkt der Welt, der allen Anlegern offensteht. In diesem Zusammenhang ist vor allem der riesige Markt für US-Staatsanleihen von großer Bedeutung. Die US-Staatsanleihen (englisch: Treasury Bonds) spielen eine zentrale Rolle im globalen Finanzsystem. Sie gelten als sichere und liquide Anlage, die als Benchmark für viele andere Finanzprodukte dient.  Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat dies den Vereinigten Staaten ermöglicht, zu extrem niedrigen Zinsen Kredite aufzunehmen. Vor allem Japan und China haben in den vergangenen Jahren gewaltige Summen in US-amerikanische Anleihen investiert und zählen deshalb zu den größten Auslandsgläubigern der Vereinigten Staaten. 

    Der Dollar wird von Ländern, internationalen Organisationen und Investoren als stabile und vertrauenswürdige Währung gehalten, um internationale Transaktionen abzuwickeln, Währungsreserven zu verwalten oder auch wirtschaftliche Stabilität zu sichern. 

    Die USA haben die größte Volkswirtschaft der Welt. Die wirtschaftliche Stärke verleiht dem Dollar Vertrauen und Stabilität. Die politische Stabilität und die rechtlichen Rahmenbedingungen in den USA tragen auch dazu bei, dass der Dollar als sichere Währung angesehen wird.

    Der Dollar verfügt über eine sehr hohe Liquidität, da er die am meisten gehandelte Währung der Welt ist. Es ist einfach Dollar zu kaufen und zu verkaufen, was den Dollar für Investoren und Unternehmen attraktiv macht.

  • Was versteht man unter „Entdollarisierung“

    Entdollarisierung (englisch: de-dollarisation) bezeichnet den Prozess, bei dem Länder oder Institutionen/Unternehmen versuchen ihre Abhängigkeit vom Dollar zu verringern und alternative Währungen oder Zahlungsmethoden zu verwenden. Die Entdollarisierung ist kein völlig neues Phänomen, ein Trend zu einer langsamen Entdollarisierung ist schon seit längerer Zeit zu beobachten, geopolitische und wirtschaftliche Veränderungen könnten den Prozess der Entdollarisierung beschleunigen. 

    In den vergangenen Jahren haben verschiedene Länder, wie China, Indien und Russland ihre Währungsreserven diversifiziert und neben Dollarreserven auch Reserven in anderen Währungen, wie z.B. in Euro und mehr Goldreserven angelegt, um sich gegen geopolitische Risiken abzusichern und die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern. Vor allem die wirtschaftlich aufstrebenden BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika)3/ streben eine Schwächung des Dollareinflusses auf ihre Länder an. Kürzlich hat sich auch der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN)4/ verpflichtet die Verwendung lokaler Währungen im Handel und bei Investitionen zu fördern, das heißt im Klartext: der Handel in US-Dollar soll, zugunsten heimischer Währungen, abgebaut werden.

  • Foto: IMF
  • Im Jahr 2000 erreichte der US-Dollar mit einem Anteil von 71 % seinen Höchstwert an den weltweiten Devisenreserven. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Anteil der Dollar-Reserven stetig gesunken und betrug 2024 nur mehr 57%. Der Euro ist die zweitwichtigste globale Reserve-Währung und macht rund 20 % der weltweiten Devisenreserven aus, es folgt der japanische Yen mit 6% und das britische Pfund mit 5%. Auch der chinesische Yuan wird seit einigen Jahren als Reservewährung genutzt. Es zeigt sich ein klarer Trend, dass sich die Dominanz des Dollars bei den weltweiten Devisenreserven verringert.  

    Schon seit den 1990iger Jahren gab es immer wieder Versuche von wichtigen Erdölexporteuren den Dollar im Erdölhandel mit anderen Währungen zu ersetzen, allerdings ohne Erfolg. Als Folge der Sanktionen gegen Russland haben sich die Öl- und Gaslieferungen zum größten Teil nach China und Indien verlagert. Die russische Öl- und Gasindustrie macht etwa 80% ihrer Geschäfte in Rubel und chinesischem Yuan, so der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak. Auch manche ölreichen Länder im Nahen Osten haben begonnen einen Teil ihrer Ölverkäufe in Euro oder in anderen Währungen abzuwickeln. 

    Ökonomen und Investoren schlagen schon seit Jahren Alarm wegen der extrem hohen US-Staatsverschuldung. Wenn die Nachfrage nach US-Staatsanleihen, die weltweit sehr gefragt sind, auch als Folge von Präsident Trumps Politik nachlässt, würde das zu erhöhten Zinszahlungen der USA führen und die bereits prekäre Schulden-Situation noch verstärkenDer Verschuldungsgrad der USA beträgt 124% der Wirtschaftsleistung (BIP). Von den 36 Billionen Dollar Schulden fallen fast ein Viertel auf ausländische Gläubiger. 

    Präsident Donald Trumps unberechenbare Politik hat die Volatilität am Anleihenmarkt, dem normalerweise ruhigen Fundament der US- und Weltwirtschaft, gesteigert. Das könnte das Vertrauen in den Dollar und in die Stabilität der US-Wirtschaft senken, was zu einer Beschleunigung der Entdollarisierung führen könnte. 

     

  • Gibt es Alternativen zum Dollar?

    Alternative Währungen, wie der Euro oder der chinesische Yuan weisen nicht alle erforderlichen Eigenschaften auf, die den Dollar so dominant gemacht haben. 

    Die meisten Staatsanleihen in Europa werden von einzelnen Mitgliedsstaaten und nicht von der EU ausgegeben, auch die Eurokrise hat die Attraktivität der Währung geschädigt. Ein gut entwickelter Euro-Kapitalmarkt, den es derzeit nicht gibt, könnte dazu beitragen, die Liquidität zu erhöhen und Investitionen in den Euro zu fördern. Christine Lagarde, die Chefin der Europäischen Zentralbank, sagte vor Kurzem, dass der Euro eine tragfähige Alternative zum Dollar werden  könnte, wenn es den Regierungen gelänge die Finanz- und Sicherheitsarchitektur des Euro-Blocks zu stärken. Sie räumte ein, dass es noch sehr viele Hürden zu nehmen gebe, so müsste die „geopolitische Glaubwürdigkeit, die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit sowie die rechtliche und institutionelle Integrität“ gestärkt werden.

    China ist derzeit die zweitgrößte Volkswirtschaft nach den USA und wird die US-Wirtschaft in absehbarer Zeit überholen.  Manche Länder, wie z. B. Russland, nutzen den chinesischen Yuan für den Handel, um sich von der Abhängigkeit des Dollars zu lösen, diese Tendenz könnte in Zukunft steigen. Allerdings gibt es noch viele Faktoren, die für eine breite Akzeptanz des chinesischen Yuan als globale Reservewährung nicht ausreichen, wie  beispielsweise der Kapitalverkehr. Die chinesische Regierung hält strenge Kapitalkontrollen aufrecht, um ihre Wechselkurse zu kontrollieren, was den Geldtransfer aus dem Land erschwert. Zudem kann der Yuan auf dem Devisenmarkt nur begrenzt gehandelt werden. 

    Kurz- und mittelfristig wird der Dollar die Reservewährung bleiben, längerfristig könnten sich Alternativen zum Dollar entwickeln. Manche Ökonomen halten es für möglich, dass es in Zukunft mehrere Leitwährungen geben wird, die in verschiedenen  Wirtschaftsblöcken, Regionen und Ländern und für unterschiedliche Zwecke die Rolle des Dollars übernehmen könnten. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang folgende Aussage von Pan Gongsheng, Gouverneur der chinesischen Zentralbank am 18. Juni: „In Zukunft könnte sich das globale Währungssystem weiter in Richtung einer Situation entwickeln, in der einige souveräne Währungen nebeneinander existieren, miteinander konkurrieren und sich gegenseitig kontrollieren und ausgleichen.“ Pan sagte weiter, es gebe weltweit Diskussionen darüber, wie man die übermäßige Abhängigkeit von einer einzigen Währung reduzieren könne, und fügte hinzu, dass der globale Status des Yuan in den letzten Jahren gestiegen sei.

  • 1/ Der Dollar-Index (DXY), ist ein Maß für den Wert des US-Dollars im Vergleich zu einem Korb von sechs wichtigen Währungen. Dieser Index wird verwendet, um die Stärke oder Schwäche des US-Dollars zu bewerten. Ein Anstieg des Dollar-Index deutet darauf hin, dass der Dollar im Vergleich zu diesen Währungen stärker wird, während ein Rückgang auf eine Schwächung hinweist. Der Dollar-Index ist ein wichtiges Instrument für Investoren und Händler, um Trends auf den Devisenmärkten zu analysieren.

    2/Eine Reservewährung ist eine Währung, die von Ländern und Institutionen als Teil ihrer Währungsreserven gehalten wird. Diese Währung wird zudem für internationale Handelsgeschäfte, Investitionen und Finanztransaktionen verwendet. Mehrere Länder haben ihre Währungen an den Dollar gebunden oder ihn als offizielle Währung übernommen. Währungsreserven sind die Währungsbestände, die eine Zentralbank oder Regierung hält, um die Stabilität der eigenen Währung zu sichern, Zahlungsbilanzprobleme zu bewältigen und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Sie bestehen hauptsächlich aus ausländischen Währungen, Gold und anderen liquiden Vermögenswerten.

    3/Die BRICS-Staaten sind eine Gruppe von aufstrebenden Wirtschaftsnationen:  Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.  Am 20. September 2006 fand auf Vorschlag des russischen Präsidenten Wladimir Putin das erste BRICS-Ministertreffen statt. Ziel der BRICS-Staaten ist es, die wirtschaftliche Zusammenarbeit und politische Koordination zwischen den Mitgliedsstaaten zu fördern, sowie eine multipolare Weltordnung zu fördern und die  die Interessen der Schwellenländer auf globaler Ebene zu vertreten, sowie ihre Position in der Weltwirtschaft und in internationalen Institutionen zu stärken. Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate wurden 2024 Mitgliedsstaaten, 2025 wurde auch Indonesien als vollwertiges Mitglied aufgenommen.

    4/ Zu den ASEAN Staaten gehören folgende Länder: Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.