Economia | Erntebeginn

Marillen, frisch vom Baum

120 Marillenbauern stehen in den Startlöchern, die süßen Früchte werden in tiefen Tallagen schon gepflückt. Robert Vendt, Marillenbauer vom Nördersberg "wir warten noch". Auch auf die Knödl.
arresto di Marco Bergamo
Foto: Libro Paolo Cagnan

Gerhard Eberhöfer ist zufrieden, unbeschadet haben seine Zöglinge den nassen und feuchten Frühling überstanden. Die Marillenernte hat begonnen, zwar zwei Wochen später als gewöhnlich, aber sie wird gut ausfallen: „Wir rechnen heuer mit einer Ernte zwischen 250 und 300 Tonnen“, weiß der Geschäftsführer des Verbands der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse. Eberhöfer hat die Marillen über. Die 100 Tonnen vom Vorjahr, die bald fertig waren und viele Marillenliebhaber leer ausgehen ließen, werden also in diesem Jahr knapp verdreifacht.

Abwarten

Am Nörderberg in Schlanders heißt es noch warten. "Bei uns heroben auf 1.100 Metern ist es noch lange nicht so weit", sagt Robert Vent und fügt hinzu, "vielleicht beginnen wir mit der Ernte in der ersten Augustwoche, wenn es weiterhin so warm bleibt." Mit dem Wetter sei zu schauen, da wisse man ja nie so genau, gibt der Marillenbauer zu bedenken. Er ist mit drei Hektar Anbaufläche einer der Größeren im Vinschgau, auch als Präsident des Vereins Vinschger Marillenanbauer bekannt. Trotzdem, das Rekordminus vom letzten Jahr, als Ernteausflälle von 60 bis 70 Prozent zu beklagen waren, kann dieses Jahr zum Glück vergessen werden. "Im April 2012 hatten wir ja bis zu zehn Grad Minus, der Osterschock, vom 8. auf den 9. April, ja, das war schrecklich", erinnert sich Vent.

Traditionsreiche Frucht

Der Marillenanbau hat im Vinschgau seit über 100 Jahren Tradition, die „Vinschger Marille“ gibt es schon länger. 120 Jahre hat sie auf dem Buckel und sich in der östlichen Landeshälfte richtig gut eingenistet. Als eigenständig eingetragene Sorte, bekannt für ihre Süße, schmeckt sie am besten frisch auf dem Tisch – oder als Marmelade. Eberhöfer schwärmt: „Marillen schmecken nicht nur gut, sie sind auch gesund und haben wenig Kalorien.“ Außerdem sind sie ein idealer Eisenlieferant, wirken gut auf Augen, Haut und Schleimhäute. Kalorien hin oder her, Bauer Vent schmecken die Marillenknödl seiner Frau am besten. Er lacht: "Da schimpft sie dann schon manchmal, die ganze Arbeit mit den Hausgästen, dann wollen wir noch die Marillenknödl...." Das sei halt Tradition und gehöre zum Sommer, meint,Vendt, "wie frisches Brot zu frischer Marillenmarmelade." Das ist dann ganzjährig genießbar.