Politica | Sicherheit

Überfällige Überführung

Nach einem Verkehrsunfall, bei dem ihre Tochter verletzt wird, übt Gemeinderätin Cornelia Brugger Kritik an Brunecks Stadtverwaltung. Bürgermeister Griessmair reagiert.

Es ist kurz vor 19 Uhr als vergangenen Freitag, 15. Juli, auf der Stegener Straße in Bruneck ein Verkehrsunfall passiert. Beim Überqueren der Straße auf einem Zebrastreifen werden zwei Jugendliche von einem PKW erfasst und zu Boden gestoßen. Eines der beiden Unfallopfer ist die Tochter der Brunecker Gemeinderätin Cornelia Brugger. Während ihr Begleiter leicht verletzt wird, trägt das Mädchen einen Schulter- und Beinbruch sowie Abschürfungen am ganzen Körper davon. Am Morgen nach dem Unfall geht Cornelia Brugger an die Öffentlichkeit. Sie sagt: “Dieser Unfall hätte vermieden werden können”, und stellt die Stadtregierung von Bürgermeister Roland Griessmair, der sie Untätigkeit vorwirft, an den Pranger. Der Adressat der Kritik lässt diese so nicht stehen. Seit Längerem versuche man “mehr als kosmetische Lösungen” für die Stegener Straße umzusetzen. Dass das bis dato noch nicht gelungen sei, liege jedoch nicht an der Stadtverwaltung.


Eine längst fällige Überführung

Bereits vergangenes Jahr forderte Cornelia Brugger mittels Anfrage, das Straßenstück, an dem es am Freitag zu dem Unfall gekommen ist, zu entschärfen. “Der Abschnitt der Stegener Straße auf der Höhe der Eisenbahn-Brücke ist sehr gefährlich. Es handelt sich dabei um eine Gerade, auf der viele Autofahrer teilweise mit erhöhter Geschwindigkeit unterwegs sind”, erklärt Brugger. Daher habe sie vorgeschlagen, auf dem betroffenen Straßenstück liegende Polizisten anzubringen und es mit einer Überführung für Fußgänger und Fahrradfahrer zu versehen. Die Antwort von Bürgermeister Griessmair damals: Die liegenden Polizisten könnten nicht realisiert werden, da es sich der betroffene Straßenabschnitt nicht im Stadtzentrum befinde. Was die Überführung anbelangt, so sei ihr hingegen zugesichert worden, dass bereits innerhalb Anfang 2016 mit dem Bau begonnen werden solle, berichtet Brugger. “Bis heute ist nichts passiert, die Brücke steht immer noch nicht”, beschwert sich die Gemeinderätin. Sie wirft der Stadtregierung Nachlässigkeit vor und fragt sich: “Wartet die Stadtverwaltung auf den ersten Toten auf der Stegener Straße?”

Der für Brugger “sehr gefährliche” und Roland Griessmair “unübersichtliche” Abschnitt der Stegener Straße.
 

Das Bewusstsein und das Projekt sind da

Es ist ein harter Ton, den die oppositionelle Gemeinderätin anschlägt. Auf Nachfrage von salto.bz meint Roland Griessmair: “Es ist uns nicht erst seit gestern bewusst, dass die Stelle, an der der Unfall am Freitag passiert ist, unübersichtlich ist und die Autofahrer dort leider Gottes immer wieder die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreiten.” Aus eben diesem Grund sei die Stadtverwaltung bereits unter seinem Vorgänger Christian Tschurtschenthaler aktiv geworden, sagt der Bürgermeister. Der Plan: eine Überführung über die Stegener Straße, mit einer flachen Rampe und daher für alle zugänglich. Das Projekt habe sich zum Zeitpunkt als Brugger die Anfrage 2015 eingereicht hat, bereits in der Umsetzungsphase befunden, stellt Griessmair klar. Richtig sei, dass der Bau für Anfang 2016 angedacht war: “Das Projekt ist zum heutigen Zeitpunkt sowohl genehmigt als auch finanziert, ausgeschrieben und die Arbeiten sind bereits übergeben worden.”

Worauf wartet man also noch? Zerknirscht erklärt Griessmair, warum der Bau der Fußgänger- und Radfahrerbrücke bis heute nicht angelaufen ist: “Wir warten immer noch auf die Genehmigung der italienischen Eisenbahngesellschaft RFI. Ohne diese dürfen wir formell nicht beginnen.” Wann mit der Genehmigung zu rechnen ist, weiß der Bürgermeister nicht, man stehe in regem Austausch mit RFI. Aber er verspricht: “Sobald sie da ist, fangen wir mit den Arbeiten an.” Und fügt hinzu: “Es tut mir Leid, dass es nicht schneller gegangen ist.”

Bis zur Fertigstellung der Überführung will man auf jeden Fall weiterhin alles Mögliche unternehmen, um die Sicherheit an der Stegener Straße zu garantieren. Wie im vergangenen Schuljahr soll auch 2016/17 ein Schülerlotse beim Zebrastreifen, an dem die beiden Jugendlichen am Freitag angefahren worden sind, eingesetzt werden. Auch Geschwindigkeitskontrollen führt die Stadtpolizei in regelmäßigen Abständen an der Strecke durch. “Aber das sind kosmetische Maßnahmen und keine Lösung”, ist sich Griessmair bewusst. Den beiden Unfallopfern wünscht er indes gute Genesung.