Politica | Landtagswahlen 2023

„Bescheuerte Frauenquote schon erreicht“

Kein Parteiprogramm und keine Lösungsansätze, dafür viel Geschimpfe und Polemik. Wie Jürgen Wirth Anderlan mit seiner Liste JWA in den Landtag einziehen will.
„Mittlerweile habe ich 30 Kandidaten für meine Liste beisammen. Es sind Menschen zwischen 18 und 70 Jahren, wir haben alle Bezirke abgedeckt und die bescheuerte Frauenquote auch schon erreicht“, erklärte Jürgen Wirth Anderlan bei der heutigen (18. Juli) Pressekonferenz. Diese hatte mehr von einer Satire und einer künstlerischen Performance denn von einer seriösen Vorstellung einer politischen Bewegung und ihrer Kandidaten. Bei mehreren Aussagen drängte sich einem unwillkürlich die Frage auf, ob er seine Sager wirklich ernst meint oder die versammelte Journalisten-Schar damit nur auf den Arm nehmen will. So erklärte er beispielsweise, dass er sich die Politik antue, weil er sehr gute Leute aus dem „österreichischen und deutschen Vaterland“ hinter sich habe, die von Politik etwas verstünden, „weil ich würde die ersten zwei Jahre drin sitzen und überhaupt nichts mitkriegen“. Beste Voraussetzungen.
 
 
Ich würde die ersten zwei Jahre drin sitzen und überhaupt nichts mitkriegen.
 
 
Doch der Bauer aus Kaltern und ehemalige Landeskommandant der Schützen scheint es tatsächlich ernst zu meinen mit der Kandidatur seiner Liste JWA. Im Zeichen des Bartes – dieses stehe nicht nur für den Spitzenkandidaten, sondern auch für Durchhaltevermögen – will Anderlan bei den kommenden Landtagswahlen antreten und seinen politischen Gegnern das Fürchten lehren. Bisher steht nur ein weiterer Kandidat für die neue politische Bewegung fest, und zwar der ehemalige Obmann der Südtiroler Bauernjugend Wilhelm Haller, bis vor Kurzem Gemeinderat für die SVP in St. Lorenzen. Laut eines Berichts der Tageszeitung Dolomiten sollen auch der ehemalige Bozner Schützenkommandant Arthur Bacher und der Gemeinderat für die Süd-Tiroler Freiheit in Olang, Matthias Hofer, Interesse an einer Kandidatur auf Wirth Anderlans Liste zeigen. Was das Parteiprogramm betrifft, so gibt es keines. Die Begründung dafür lautete, dass die anderen Parteien schließlich auch nur leere Versprechungen anbieten würden. Aber zumindest Ziele hat sich die „Bart-Liste“ gesteckt, zu denen der Einsatz für das Südtiroler Volk, die Verteidigung der Grund- und Menschenrechte sowie die Selbstbestimmung für Mensch und Land gehören.
 
 
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Jürgen Wirth Anderlan, Spitzenkandidat der JWA: „Eine links-grüne Minderheit vergewaltigt unsere Muttersprache, schreibt uns vor, wann wir die Zähne zu putzen haben, wie wir zu heizen haben, welches Auto wir fahren sollen und ob wir Fleisch essen dürfen oder nicht.“ (Foto: Seehauserfoto)
 
 
Zur Performance des ehemaligen Schützenkommandanten gehörte auch eine Generalabrechnung mit der Südtiroler Landesregierung: „Eine links-grüne Minderheit vergewaltigt unsere Muttersprache, schreibt uns vor, wann wir die Zähne zu putzen haben, wie wir zu heizen haben, welches Auto wir fahren sollen und ob wir Fleisch essen dürfen oder nicht“, polterte Wirth Anderlan und meinte, dass die Klima-Hysterie mittlerweile so weit gehe, dass bis ins kleinste Detail in das Privat-Lebens eingegriffen würde. Auch das Gendern nahm der ehemalige Schützenkommandant aufs Korn und erklärte, dass zukünftige Lehrer in den Universitäten darauf gedrillt würden, Mädchen und Buben nicht mehr als solche anzusprechen. „Universitäten mutieren zu einem Mutanten-Stadel“. Noch weitaus polemischer als die Freiheitlichen oder Süd-Tiroler Freiheit besetzt Wirth Anderlan das Thema „Ausländer“, wobei insbesondere der Neid-Faktor ausgereizt wird. Während unbescholtene Südtiroler Bürger vor Gericht gezerrt würden (wahrscheinlich meinte er damit sich selbst), könnten sich die „Neu-Bürger“ alles erlauben. Seine Lösung? Ein Migrations-Stopp! Wie er die Migration stoppen will, verriet er allerdings nicht.
 
 
Politische Korrektheit wird mir auch weiterhin am Allerwertesten vorbei gehen.
 
 
Autonomie, Ehrenamt, Proporz, Bürokratie, Bettenstopp, Sanität, Strom und Wasser – laut JWA-Spitzenkandidat ein einziges riesiges Desaster, dass man beinahe annehmen müsste, Südtirol liege in Schutt und Asche. Vorschläge und Lösungen für die aufgezählten Missstände blieb Wirth Anderlan in der Pressekonferenz schuldig, diese werde man in den nächsten Tagen und Wochen präsentieren. Fündig wird man allerdings auf der neu eingerichteten Webseite der Liste, auf der es heißt: „Vollständige Kompetenzen bei Bildung, Sicherheit, Migration, Wohnen, Wasser, Energie, Landwirtschaft, Steuern und Gesundheit. Doppelte Staatsbürgerschaft für deutsche und ladinische Südtiroler, die diese wollen.“ Wie diese Ziele erreicht werden sollen, steht allerdings nicht dabei.
 
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Jürgen Wirth Anderlan: „Wir sind keine No-Vax-Partei.“ (Foto: Seehauserfoto)
 
 
Wie Wirth Anderlan erklärte, sei er im Vorfeld mit mehreren Parteien im Gespräch über eine mögliche Kandidatur gewesen. Am Ende übrig geblieben sei Josef Unterholzners Enzian-Fraktion, deren Vorstand sich aber gegen seine Kandidatur ausgesprochen habe.
„Wir sind keine No-Vax-Partei“, betonte der JWA-Spitzenkandidat abschließend mit dem Verweis, dass einige Kandidaten auf seiner Liste geimpft seien und diese Bezeichnung als Beleidigung auffassen würden. Mit den Worten „Politische Korrektheit wird mir auch weiterhin am Allerwertesten vorbei gehen“ entließ er die Journalisten-Schar. Sollte Wirth Anderlan es tatsächlich schaffen, sämtliches Wählerpotential der Unzufriedenen einzusammeln und damit in den Landtag einzuziehen, ist zumindest für Unterhaltung in der kommenden Legislatur gesorgt – obwohl – dafür wäre eigentlich das Theater zuständig.

 

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Florian Hinteregger Lun, 07/31/2023 - 11:40

In risposta a di Manfred Klotz

Während ich bei Ihnen ausnahmsweise persönlich werde, gehören bei Ihnen die persönlichen Angriffe, die arrogante Art und der teils beleidigende Ton zum gewohnten Umgang, mannik. Davon kann sich jeder Leser selbst ein Bild machen. Menschen wie Ihnen, muss man auch ab und zu auf der persönlichen Ebene begegnen, damit Ihnen klar wird, wie Sie beim gegenüber ankommen.

Lun, 07/31/2023 - 11:40 Collegamento permanente
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Hartmuth Staffler Mer, 07/19/2023 - 17:40

In risposta a di Stereo Typ

@ Stereo Typ: Natürlich ist es das gute Recht des Herrn Anderlan, Impfungen für schädlich zu halten und Corona für ungefährlich. Er darf auch glauben, dass die Erde eine Scheibe ist oder dass die Amerikaner niemals am Mond waren. Das alles verbietet ihm niemand. Was richtig oder falsch ist, liegt allerdings nicht im Ermessen des Herrn Anderlan. Es gibt dafür die Wissenschaft, die übrigens, im Gegensatz zu Herrn Anderlan und seinen Jüngern, niemals absolute "Wahrheiten" erklärt, sondern Fakten untersucht und darlegt und daraus folgert, welche Antwort auf eine Frage mit größerer Wahrscheinlichkeit richtig ist. Im Bezug auf Impfungen ergeben sich dank der Unmengen an Erfahrungsdaten Antworten, die eindeutig sind und denen man glauben muss - oder man glaubt eben dass die Erde eine Scheibe ist.

Mer, 07/19/2023 - 17:40 Collegamento permanente
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Stereo Typ Mer, 07/19/2023 - 22:18

In risposta a di Hartmuth Staffler

Corona war nicht ungefährlich, das wissen wir. Die Impfungen waren allerdings weit schädlicher als gedacht. Hier braucht es noch viel Aufklärungsarbeit, die die Wissenschaft hoffentlich übernimmt. Wer sie dafür finanziert, weiß ich allerdings nicht. Das Interesse der Wissenschaft, eigene Mängel aufzudecken, hält sich in Grenzen.

Mer, 07/19/2023 - 22:18 Collegamento permanente
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Manfred Klotz Ven, 07/21/2023 - 11:43

In risposta a di Stereo Typ

Wo waren die Impfungen schädlich bitte? Hört doch endlich mit diesem Bullshit auf. Bis heute wurden weltweit fast 14 MILIARDEN Impfdosen verabreicht. Selbst wenn die Anzahl Menschen betreffen würde, die drei Dosen erhalten haben, müssten über 2,5 MILIARDEN Menschen tot sein oder schwerwiegende Probleme davongetragen haben. Dass das nicht so ist, müssen wohl auch Sie zugeben. Wo ist also der Beweis für die Gefährlichkeit der Impfungen?

Ven, 07/21/2023 - 11:43 Collegamento permanente
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Hartmuth Staffler Mer, 07/19/2023 - 21:11

Einzeln genommen sind sowohl Kickl als auch Anderlan bereits absolute Spitze der echten oder vielleicht auch nur gespielten Unvernunft. Vereint, und das scheinen sie ja, zumindest im Geiste, zu sein, sind sie wohl nicht mehr zu überbieten.

Mer, 07/19/2023 - 21:11 Collegamento permanente
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Graf von Rothpeiler Mer, 07/19/2023 - 23:53

Vox populi, vox dei.

Leben wir in einer Demokratie oder nicht? Am Ende entscheidet der Wähler. Die Häme hier ist völlig unangebracht. Die Wahlberechtigten entscheiden im Herbst, was sie der Liste JWA zutrauen.

Im Herbst werden wir dann sehen, ob die Freunde der Demokratie das Wahlergebnis auch schlucken oder nicht. Demokratie ist für manche Zeitgenossen leider nur dann verteidigungswert, wenn die eigene Partei vorne ist. Aber leider ist Demokratie keine Einbahnstraße...

Mer, 07/19/2023 - 23:53 Collegamento permanente
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Am Pere Gio, 07/20/2023 - 10:12

In risposta a di Graf von Rothpeiler

Vollkommen richtig! Billigster Populismus, was Salto und seine üblichen Kommentatoren hier betreiben.
Jeder Wähler sollte sich bei JWA nach dem Unterschied zwischen dem Bartigen und einem Studienabbrecher Achammer, der als Bildungslandesrat fungiert oder eine Amhof, die für Arbeitnehmer da zu sein scheint, fragen. Bei dem Thema fällt mir der verdutzte Locher ein, der des Italienischen kaum mächtig mit 2 Universitätsprofessoren delikate Themen wie Strom behandeln sollte. Seit Monaten ist auch ein ehemaliger Gemeindesekretär Landesrat für Gesundheit, die Liste könnte man noch ellenlang weiter ziehen.

Gio, 07/20/2023 - 10:12 Collegamento permanente
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Herta Abram Gio, 07/20/2023 - 07:03

...manche (Bürger,Politiker) glaubten an den Populismus, aber Populismus ist nicht daran interessiert, Lösungen zu finden. Populismus will trennen, will ausgrenzen. Populismus will, dass Probleme bleiben.
...und manche sind nur zu beschränkt, um zu merken, was sie mit ihren Slogans anrichten.....
Demokratieerhalt geht anders...

Gio, 07/20/2023 - 07:03 Collegamento permanente