Cultura | Kulturraum Berge

Frauen auf den Bergen

Am 15. und 16. August war es wieder soweit: die Kultur-Tour„Frauen am Berg – Feuer in den Alpen“, bei der sich Bergsteigerinnen zu einem gemeinsamen Bergerlebnis und zu kulturellen Aktionen treffen.
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Foto: Tommaso Vian

Elf Frauen waren es diesmal, die für zwei Tage den Alltag in den Talniederungen ließen und sich zur Bezwingung höchster Alpengipfel aufmachten. Die Tour führte in den Vinschgau, von Kurzras im hinteren Schnalstal hinauf über geröllige Berghänge zum Bildstöckljoch, über sonnige Gebirgsmulden zum Schluss steil absteigend zur Oberetteshütte im Matschertal. Mit Teufelsegg, Egg- und Finailspitze sowie Similaun im Auge erlebten wir ein Bergpanorama, das strahlend ruhig in der Abendsonne vor uns lag.

Seit zehn Jahren organisiert der Verein Pro Vita Alpina die Frauenbergtouren, die am Alpenhauptkamm in der Grenzregion zwischen Nord- und Südtirol erwandert werden. “Dieses Jahr sind uns die Nordtiroler Kolleginnen abhanden gekommen,” meint Luise Gafriller, Obfrau des Südtirol-Ablegers von Pro Vita Alpina. “Das Thema Grenzgängerinnen ist jedoch auf vielfältigste Weise zu verstehen, es muss sich nicht geografisch abzeichnen.” Frauen müssten heutzutage viele Herausforderungen bewältigen, privat wie beruflich und in der Gesellschaft, eine Bergtour wie diese fördere die Abenteuerlust und stärke die Kraft der Frauen. Das ist während der manchmal gemächlichen, manchmal anstrengenden Wanderung (1.000 Höhenmeter) immer wieder deutlich zu spüren: Frauen am Berg achten aufeinander, helfen einander mit lockeren Gesprächen und wohlwollenden Anweisungen über schwierige Passagen hinweg und legen sich auch gerne in die Sonne, denn die Zeit für den Aufstieg wurde so eingeteilt, dass es zu keiner Hetze kam.

Am Abend in der Oberetteshütte gab es den Kulturteil mit der Poetry-Slam-Literatin Lene Morgenstern und der Sängerin Margie Sackl. Die eine lautmalte erotisch-gewitzte und gesellschaftskritische Texte und die andere klopfte die Trommel zu litauischen und persischen Liedern. Ein aufrüttelnd-inspirierter Abend in der Zirmstube auf 2.690 Metern.

Die Frauenbergtouren von Pro Vita Alpina sind dem Motto “Mut, Witz und Widerstand in den Bergen verpflichtet”. Bereits 1972 gründeten der Volkskundler Hans Haid und einige Freunde die Arbeitsgruppe,  immer unter dem Aspekt der Förderung von sparten- und grenzübergreifenden Kulturinitiativen.  Gerhard Prantl, Sonja Steger und Florentine Prantl sind heute die Operativen, die Musik, Kunst, Volkskultur und Film mit den touristischen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten im Ötztal und darüberhinaus zu vereinen trachten.

Bei der Frauenbergtour 2013 gab es auch am zweiten Tag genug zu wandern: Von der Oberetteshütte ging es wieder hinauf aufs Joch und von dort wanderten wir absteigend zu den Saldurseen, die sich hellblau, türkis und grün leuchtend in der Augustsonne darboten, vom Gletscherwasser gespeist. Knierüttelnd ging es zum Schluss über einen steilen Hang hinunter zu den Glieshöfen im Tal.