Wahlplakate
Foto: renate mumelter
Società | #alsodann

Isch holt passiert

Mit meiner geliebten Gelassenheit komme ich bei dem, was im Moment abgeht, nicht mehr weiter. Wird-schon-wieder-besser-werden ist vorbei, stelle ich ratlos fest.

Perplex schaue ich zu, wie Menschen, die nichts verbrochen haben, ins Exil geschickt werden, wie Menschen, die nichts getan haben, weggebaggert werden, wie Menschen, die es nicht nötig hätten, raffen und kopflos in eine glitzernde Zukunft segeln. Ich schaue zu, wie der Herbst zum Sommer wird und wie Jubelfreudige sich dem prostenden Hype anschließen während sie mit leuchtenden Augen ihre Selfiegalerie auffüllen. Und ich höre, wie sie – es isch holt so – sagen. Jo, jo, es isch holt so. Des gheart dazua, jeder muas schaugn wie er weiterkimmp. Und Spatzl Norbert Rier sagt, ich kann nix dafür, es ist halt passiert. So angeblich naiv geht’s auch.

Die Wahlkabine allein ist nicht mehr genug. Aber sie ist ein erster, wichtiger Schritt, der morgen mit dem Kopf gesetzt werden sollte, nicht mit dem Bauch.

Ich stelle fest, dass auch andere ratlos sind, wenn ich mit ihnen unter vier Augen rede. Danach gehen sie wieder heim und schweigen in der Mehrheit oder posten etwas ins Netz. Ich auch. Besser wie nix. Aber zu wenig angesichts von Exil, Verbannung, Glitzer, Faschismus.

Seit Wochen frage ich mich, was ich tun könnte. Die tatkräftige Hilfe als Freiwillige in Kultur, Schreiberei und Sozialem ist zu wenig.

Mir bleibt nichts anderes übrig als auf die Straße zu gehen, damit wir so viele sind, dass hingeschaut werden muss wie auf die 240.000 letzten Samstag in Berlin. Ich mag es zwar lieber eleganter, dialogischer, aber die eleganten Zeiten sind wohl vorbei. Und die Wahlkabine allein ist nicht mehr genug. Aber sie ist ein erster, wichtiger Schritt, der morgen mit dem Kopf gesetzt werden sollte, nicht mit dem Bauch. Alsodann....