Fast 30 Jahre nach ihrem Einstieg in die Politik und ihrer Wahl in den Landtag der Provinz Rom 1998 hat Giorgia Meloni den Sprung an die Spitze geschafft. Das verdankt sie ihrer Zielstrebigkeit und ihrem politischen Instinkt. Es war der langjährige Vorsitzende des Movimento Sociale MSI, Gianfranco Fini, der die Aktivistin im römischen Stadtviertel Garbatella 2008 mit nur 31 Jahren zur jüngsten Ministerin der italienischen Geschichte beförderte. Meloni absolvierte ihre gesamte Karriere im Dunstkreis neofaschistischer Bewegungen und Parteien. Auf einer Kundgebung der Rechtsparteien vor 3 Jahren, auf der sie die Linke angriff, weil diese die "traditionelle Familie und christliche Werte in Frage stellten", porträtierte sie sich selbst in Kurzform: "Sono Giorgia, sono una donna, sono una madre e sono cristiana."

Besonders die Boulevardpresse beschäftigt sich in diesen Tagen ausführlich mit Melonis Familie. So will sie von ihrem Mann, dem Mediaset-Journalisten Andrea Giambruno wissen, ob er sie auf offiziellen Auslandsreisen begleiten werde. "I viaggi di stato? Se bisogna andare e quando Giorgia me lo chiederà, lo farò con piacere. Ma non smanio per esserci."

Wesentlich interessanter und konkreter als diese Klatschgeschichten ist die Frage nach ihrem Einflüsterer, nach dem Mann, dem sie ihren jetzigen Erfolg verdankt. Der war in der Öffentlichkeit bisher kaum zu sehen. Es handelt sich um den 50-jährigen Giovanbattista Fazzolari, einen Journalisten sizilianischer Herkunft, der als Diplomatensohn in Frankreich, Argentinien und der Türkei aufgewachsen ist und im römischen Küstenort Fregene wohnt. Er ist keiner, der die Öffentlichkeit liebt, sondern einer, der eher hinter den Kulissen agiert - als Einflüsterer. Er hat das französische Lyzeum Chateaubriand in Rom besucht und an der Sapienza-Universität der Hauptstadt promoviert. Der Corriere würdigt ihn als ideologo di Giorgia: "E´diventato il metronomo del nuovo che avanza. Quando gli alleati recapitano una richiesta a Giorgia Meloni, la leader risolve tutto con un "Chiedete a Fazzolari."

Fazzolari gilt nun als Anwärter auf einen der wichtigsten Posten in der neuen Regierung - jenen als Staatssekretär im Ministerratspräsidium

Er gilt nun als Anwärter auf einen der wichtigsten Posten in der neuen Regierung - jenen als Staatssekretär im Ministerratspräsidium - eine wesentliche Schlüsselposition an der Drehscheibe der politischen Macht.