Politica | Gemeindewahlen

Pürgstaller räumt den Sessel

Was war ausschlaggebend für die Entscheidung, was ist noch zu tun, was überlässt Pürgstaller gerne seinem Nachfolger, fragten wir ihn im Interview.

Albert Pürgstaller steht für eine Wiederkandidatur bei den Gemeindewahlen im kommenden Mai nicht zur Verfügung. Diese Entscheidung trifft der Brixner Bürgermeister nach 25 Jahren Politik, in denen er Landtagsabgeordneter, SVP-Arbeitnehmerchef, Präsident des Wohnbauinstituts und seit 2005 Erster Bürger der Bischofsstadt war bzw. noch ist. Was war ausschlaggebend für die Entscheidung, was ist noch zu tun, was überlässt Pürgstaller gerne seinem Nachfolger, fragten wir ihn im Interview.

Herr Pürgstaller, Sie wollen sich nach 10 Jahren als Bürgermeister ins Privatleben zurückziehen, war die Brixner Gemeindepolitik derart aufreibend?

Nicht nur die Gemeindepolitik, in dieser bin ich zwar auch schon bald 10 Jahre tätig, aber mein politisches Leben war auch vorher oft anstrengend und für meine Familie mit Opfern verbunden. Auch für mich persönlich ist praktisch wenig bis null Privatleben übrig geblieben. Ich möchte jetzt die politische Arbeit abschließen und wieder mehr Lebensqualität erlangen.

War auch das für Sie negative Ergebnis des Seilbahn-Referendums ausschlaggebend, dass Sie sagten, dem will ich mich nicht nochmals stellen?

Es war nicht unbedingt ausschlaggebend, aber sicher mit ein Grund für meine Entscheidung. Wenn man als Bürgermeister so stark für eine Sache kämpft und die Bevölkerung entscheidet sich in der Mehrheit dagegen, dann ist das sicher auch ein Zeichen und bringt nicht unbedingt neue Motivation für mich. Ich habe sehr viel Energie in die Seilbahnlösung vom Bahnhof gesteckt, weil ich nach wie vor glaube, es ist der richtige Zuschnitt nicht nur für Brixens Wirtschaft, sondern auch für jene des ganzen Eisacktals.

Was glauben Sie, werden Sie in der Seilbahn-Angelegenheit noch bis zum Frühjahr 2015 ausrichten können?

Bis Mai wird es sicher keine abgeschlossene Lösung geben, ich kann das Paket nicht fix und fertig dem neuen Gemeinderat übergeben. Was wir jetzt aber versuchen, ist, mit der Bevölkerung noch einmal in Kontakt zu treten, um uns zu konfrontieren. Was ist gewünscht, was geht gut als Übergangslösung - die Ausarbeitung eines neuen Busfahrplanes beispielsweise - und was ist längerfristig gewollt. Diesen Prozess möchte ich noch begleiten und auch die Konsensfindung innerhalb der Parteien.

Also soll die Seilbahn nicht ein weiteres Mal als Wahlkampfthema Brixen spalten?

Auf keinen Fall, das will sicher niemand mehr. Im Grunde sind nach dem Referendum alle Brixner als Verlierer dagestanden, jetzt müssen wir eben darangehen, neue Wege aufzubereiten.

Können der sich konkret abzeichnende Ausbau der Autobahnausfahrt Brixen Süd sowie die Umfahrung von St. Andrä eine Lösung für die Bus-Alternative als Zubringer auf die Plose sein?

Der Bus soll und kann keine Lösung sein, einen Übergang schafft er schon. Aber nur mit dem Bus bringen wir keine neuen Zielgruppen auf die Plose, auch wenn wir jetzt dabei sind, ein innovatives Konzept zwischen Berg und Tal umzusetzen. Die Autobahnausfahrt Süd vervollständigt den Brixner Verkehrsplan und die Umfahrung St. Andrä wird in erster Linie St. Leonhard entlasten.

Aber die Seilbahn wird kommen?

Ganz sicher, ob Zahnrad, Luft oder Schiene, ob von Milland aus oder von einem anderen Standort, wir prüfen das. Doch dass wir auch eine Verbindung zum Zug haben, ist wichtig für uns Eisacktaler. Denn gerade mit der neuen Zonenregelung von Dolomiti Superski sind wir noch mehr gefordert: Brixen ist quasi Teil des Pustertals und hier müssen wir uns infrastrukturell vernetzen, mit der Realisierung der Riggertalschleife, aber auch mit dem Ausbau des Mobilitätszentrums in Brixen.

Welche Projekt wollen Sie noch weiterbetreiben, welche liegen Ihnen am Herzen?

Sicher auch der Hofburggarten, da werden die Arbeiten im nächsten Jahr beginnen. Auch die Realisierung der Mensa in der Michael-Pacher-Schule oder das Projekt Stadt-Land-Fluss so weit zu kriegen, dass es um EU-Förderung ansuchen kann. Dass aber der Bau der neuen Stadtbibliothek nicht in die Gänge kam, tut mir sehr leid und ärgert mich. Hier haben uns Staat und Land mit dem Übergang der Staatsimmobilien hingehalten, nun kann die Unterschrift wohl unter das Auführungsprojekt gesetzt werden.

Ist Brixen schwierig zu regieren?

Es ist sicher kein leichtes Pflaster, aber das haben die Bürgermeister Giacomuzzi und Seebacher vor mir auch schon gesagt. Ich habe aber immer gerne für die Stadt gearbeitet, ich bin regelrecht verliebt in Brixen, es hat so viel Geschichte und Kultur wie keine andere Stadt.

Wenn es Sie nicht auf den Sessel des WOBI-Präsidenten zurückzieht, der jetzt ja frei geworden ist, wohin führen Sie Ihre Pläne nach dem Abgang als Bürgermeister?

Sicher an die Seite meiner Frau, endlich kann ich mit ihr mehr Zeit verleben, unsere Kinder sind ja schon groß, und es sind auch bereits Enkel da. Auch denen werde ich mich mit Freude widmen. In der Stadt werde ich mich sicher auch noch bemerkbar machen, aber dann in meinen Lieblingsbereichen Kultur und Bildung. Und arbeitsmäßig wird es die Privatwirtschaft werden, aber das bleibt eben privat.