Wir haben sehr, sehr viel gebaut in den letzten Jahren. Wir haben einen Zuwachs von Einwohnern gehabt, aber noch mehr an Wohnraum. Trotzdem finden die Menschen keine leistbaren Wohnungen.

Denn wenn ich heute auf die Website von Airbnb schaue, sehe ich ganz viele Wohnungen, die eigentlich für die normale Vermietung gedacht wären, aber dem Wohnmarkt entzogen werden. Wenn wir alle Wohnungen, die wir auf Airbnb haben, auf den Mietmarkt oder auf den Kaufmarkt bringen, dann haben wir das Problem gelöst!

Aber das geht natürlich nicht so einfach.

Fakt ist, wenn ich eine freie Wohnung auf Airbnb stelle, habe ich mehr Rendite und weniger Probleme. 

Wenn ein Kunde mir sagt, er möchte eine Immobilieninvestition machen mit maximaler Rendite, muss ich ihm zur Kurzzeitvermietung raten. Zehn Prozent Rendite und mehr, wenn ich in einer guten Lage bin.

Natürlich muss ich auch dafür arbeiten. Die Wohnung auf die Plattform stellen und danach das Geld abholen, so einfach ist es nicht. Man muss fast rund um die Uhr erreichbar sein, auch am Wochenende. Der Service muss passen, weil sobald du eine schlechte Bewertung hast, wirst du runter gerated und deine Rendite geht automatisch zurück.

Aber es gibt ja mittlerweile spezialisierte Leute, die die Wohnungen für dich bewirtschaften. Sie bekommen ein Honorar für ihre Leistung und das, was darüber hinausgeht, kriegst du.

Wir haben heute viele Fälle, wo Investoren alte Wohnungen kaufen, sanieren, teilen und dann zwei kleine Wohnungen vermieten, weil die Rendite bei kleineren Wohnungen besser ist. Du hast für deinen Umbau steuerlich etwas zurückbekommen, sparst also Einkommenssteuer, und kassierst dann die Miete. Also ein Top-Investment. Kein Wunder, dass es so viele machen. 

Jeder, der mal mit Airbnb gearbeitet hat und sich eine gute Rendite geholt hat, wird diese Wohnung nicht mehr freigeben.

Fakt ist, wir haben relativ viele (nicht konventionierte!) Wohnungen, die Leuten von auswärts gehören. Die sind eine gewisse Zeit im Lande, vielleicht im August und zu Weihnachten, die restliche Zeit ist die Wohnung leer. Kondominiumsspesen, laufende Kosten, GIS und so weiter fallen natürlich das ganze Jahr über an. Also vermieten sie über Airbnb.

Das heißt, wir haben zwei Kategorien. Der Hiesige, der eine gute Rendite sucht, und der Auswärtige, der sagt, die Wohnung war teuer und soll nicht leerstehen.

Fakt ist auch, wenn ich in meiner Mietwohnung jemanden drin habe, der mir Probleme mit den Nachbarn macht, die Miete nicht zahlt, die Wohnung kaputt macht, den bekomme ich nicht raus. Bei Airbnb ist die Wohnung nach einer Woche wieder frei. Ich kann frühzeitig festlegen, wann ich vermiete und wann ich die Wohnung selbst nutze.

Der Garantiefonds für Langzeitvermieter soll das Vermieten attraktiver machen. Aber der Garantiefonds, so er denn kommt, wird die Mietpreise weiter nach oben treiben. Der Vermieter wird immer höhere Mieten verlangen, weil er sie ja zur Not über den Garantiefonds bekommt.

Wenn ich zwei Interessenten habe, nehme ich den, der mir mehr bietet, auch wenn ich weiß, dass er in drei Monaten mit dem Zahlen nicht mehr nachkommt. Mein Geld bekomme ich ja sowieso.

Das haben wir ja bereits beim Mietbeitrag erlebt. Wir geben für den Mietbeitrag 30 Millionen Euro im Jahr aus. Seit man das macht, sind die Mieten explosionsartig nach oben gegangen.

Das haben wir ja bereits beim Mietbeitrag erlebt. Wir geben für den Mietbeitrag 30 Millionen Euro im Jahr aus. Seit man das macht, sind die Mieten explosionsartig nach oben gegangen. Der Vermieter verlangt von dir 1.200 Euro und sagt dir, du bekommst sowieso 500 Euro Mietbeitrag, also zahlst du eh nur 700 Euro. 

Der Artikel 39, die famose Konventionierung „gegen den Ausverkauft der Heimat“ ist ganz stark abgeschwächt worden. Heute kann ich fünf Wohnungen auf Airbnb vermieten und trotzdem in einer konventionierten Wohnung leben. Ob es im Sinne des Erfinders gewesen ist, weiß ich nicht. Die Landesregierung sollte wenigstens verlangen, dass du die Wohnungen zum Landesmietzins langzeitvermietest

Warum hat man eine Wohnbauzone gemacht? Warum hat man Handwerker- und Industriezonen gemacht? Weil man in einer Handwerkerzone keine Wohnqualität hat. 

Die Wohnung in den Gewerbezonen werden gebaut werden. Heute ist die Nutzung streng geregelt, aber was passiert in ein paar Jahren? Dass da dann irgendwann Probleme kommen, das ist vorprogrammiert. Hundertprozentig.

All das ist natürlich nicht nur ein Südtiroler Phänomen, sondern ich habe diese Problem überall da, wo es viel Tourismus gibt. Wir sehen es ja zum Beispiel in Barcelona, wo die Leute auf die Straße gehen, weil sie keine Wohnung mehr finden. Und natürlich läuft Airbnb in den Ballungszentren am besten, und nicht in Pawigl, wo mir eh keiner hingeht.

Airbnb ist eine harte Konkurrenz zu Ferienwohnungen, zu Hotels und Urlaub auf Bauernhof. Weil jeder will am Kuchen mitnaschen. Hier gibt es aber ein klares Ungleichgewicht bei den Renditen. Es gibt Kategorien, die steuerlich begünstigt sind und sogar Beiträge bekommen, was den Unmut der Betreiber von „normalen“ Ferienwohnungen hervorruft. Sie haben die ganzen Auflagen, keine Beiträge und steuerlich höhere Belastungen, über die andere Kategorien nur lachen.

Wie kriege ich eine Airbnb-Wohnung wieder auf den Mietmarkt, und wie schaffe ich es, dass ich die Attraktivität von Airbnb für Wohnungsbesitzer bremse?

Der Staat und das Land haben ja schon einige Hürden eingebaut, damit diese Airbnb-Geschichte nicht noch mehr explodiert. Man hat versucht, Airbnb durch die Einführung der CIN-Nummern und neue Auflagen etwas zu bremsen.

Man wird versuchen, die GIS ein bisschen nach oben zu drehen. Bis vor kurzem war sogar die GIS bei einer Airbnb-Wohnung geringer, als wenn ich langzeitvermiete. Das ist absurd. Wenn die Politik die eine Form billiger macht als die andere, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn es in diese Richtung geht.

Die GIS für Kurzzeitvermietung muss steigen. Gleichzeitig muss man die Mehreinnahmen für das leistbare Wohnen zweckbinden.

Dieses Geld ist dann im Gemeindehaushalt für Projekte für das leistbare Wohnen vorgesehen. Wie es ja bei den Ausgleichsgeldern für die Stromproduktion bereits passiert, die in Umweltmaßnahmen investiert werden müssen. Dann wird die Gemeinde Projekte fördern, die der einheimischen Bevölkerung zugutekommen. Und die Jungen können bleiben.

Vor der Abwanderung der Jugend, über die wir jetzt so heiß diskutieren, haben wir mit dem Jugendring schon vor zehn Jahren gewarnt. Es war klar, dass das passieren wird.

Jetzt brennt die Bude und wir können nur mehr versuchen, zu löschen. Hätten wir uns rechtzeitig gekümmert, wäre es vielleicht nie so weit gekommen. 

Schnelle Lösung wird es keine geben. Das Dilemma am Wohnungsmarkt ist langsam aufgebaut worden, es muss auch langsam abgebaut werden. Auch beim Mietbeitrag kann ich nicht sagen, ab morgen gibt es keinen mehr.

Aber wir müssen die Probleme endlich angehen!

Natürlich kann ich mit meiner Wohnung tun, was ich will. Aber wir müssen die Voraussetzungen schaffen, dass es Sinn macht, eine Wohnung normal zu vermieten.

Dann wird ein Umkehrtrend entstehen.

Doch es werden nicht ab morgen Milch und Honig fließen. Wir werden es vielleicht in der Peripherie richten, wir werden es in strukturschwachen Gemeinden richten. 

Aber wo wir heute einen hohen Tourismusanteil haben, wo die Rendite der Kurzzeitvermietung einfach gewaltig ist, da wird es ganz schwierig.