Politica | Kriegsflüchtlinge
„Wir rechnen mit steigenden Zahlen“
Foto: Salto.bz
Am 24. Februar – vor knapp einem Monat – startete die Russische Föderation einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) sind seit Kriegsausbruch rund 3,3 Millionen Menschen vor den Kampfhandlungen geflohen – überwiegend Frauen und Kinder.
Eine Welle der Hilfsbereitschaft erfasste Europa und große Teile der Weltgemeinschaft. Wenige Tage nach Kriegsausbruch verständigten sich die EU-Mitgliedstaaten auf eine schnelle und unkomplizierte Aufnahme. Auf Basis der 2001 beschlossenen Richtlinie zum temporären Schutz von Flüchtlingen gewähren die Mitgliedstaaten den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zunächst Schutz für ein Jahr, der auf insgesamt drei Jahre verlängerbar ist. Die Schutzsuchenden haben Anrecht auf den Zugang zu Sozialhilfe, zudem erhalten sie eine Arbeitserlaubnis.
Aufnahme fanden die Menschen vor allem in den Nachbarländern Polen (1,975 Millionen Flüchtlinge), Rumänien (508.692), Republik Moldau (355.426), Ungarn (291.230), Slowakei (234.738) und der Russischen Föderation (184.563) – Stand 18. März. In Deutschland ist die Zahl der Kriegsflüchtlinge laut Tagesspiegel auf rund 175.000 gestiegen. „Die tatsächliche Zahl dürfte aber deutlich höher sein, weil sich viele Flüchtlinge zunächst nicht registrieren lassen“, berichtet das deutsche Medium. In Italien haben laut Angaben des Innenministeriums (Stand 17. März) 50.649 Flüchtlinge aus der Ukraine Zuflucht gesucht. Davon sind 25.846 Frauen, 20.478 Minderjährige 4.325 Männer.
Keine genauen Zahlen
Auch in Südtirol bereitete man sich auf die Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine vor. Am 8. März hat die Landesregierung eine Task Force eingerichtet, welche die Unterstützungsmaßnahmen für die Flüchtlinge koordiniert.
Wenige Tage später wurde neben der Bozner Messe das sogenannte Erstbetreuungszentrum für Kriegs-Flüchtlinge aus der Ukraine in Betrieb genommen. Wie Landeshauptmannstellvertreterin Waltraud Deeg, neben Landesrat Arnold Schuler Koordinatorin der Flüchtlings-Task-Force, Salto.bz gegenüber erklärt, wurde mit dieser Anlaufstelle erstmals ein Zentrum eingerichtet, an dem alle notwendigen Beratungsstellen und Ansprechpartner zusammengefasst sind. „Dies war auch dringend notwendig“, so Deeg, um die zahlenmäßig größte Gruppe von Flüchtlingen, die nach Südtirol kommen, zu betreuen – „wir rechnen nämlich mit stark steigenden Zahlen“. Momentan sei die Situation noch überschaubar, doch werde es wohl notwendig sein, das Angebot auszuweiten, um für eine größere Anzahl an Flüchtlingen gerüstet zu sein.
Angesprochen auf die bisherigen Erfahrungen erklärt Deeg, dass man noch nicht „Weltmeister in der vernetzten Zusammenarbeit sei“. Während der vergangenen drei Jahre Pandemie habe man jedoch viel lernen können, so sei die Vernetzung von verschiedenen Verwaltungsstrukturen und verschiedenen Verwaltungsebenen eine der positiveren Lehren aus den vergangenen drei Jahren Krisenmanagement.
Eine genaue Angabe über die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine, die sich zurzeit in Südtirol aufhalten, könne man derzeit nicht machen, da sich die Zahl jener, die sich an das Erstbetreuungszentrum wenden, von der Zahl der tatsächlichen Ankünfte unterscheidet. „Nicht alle Flüchtlinge aus der Ukraine, die bei uns ankommen, werden auch in Bozen Süd betreut“, so Deeg. Viele seien nämlich privat aufgenommen worden. Seit Einrichtung der zentralen Anlaufstelle in Bozen Süd haben 430 Flüchtlinge (Stand 18. März, Anm. d. Red.) aus der Ukraine die Dienstleistungen der Struktur in Anspruch genommen. Jene, die sich an die einzelnen Anlaufstellen wie beispielsweise in Vierschach oder am Brenner gewandt haben sowie an die lokalen Quästuren oder Polizeistationen, fehlen jedoch in dieser Statistik.
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