Von Mann zu Mann
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366 Männer – zumeist zwischen 40 und 60 Jahren – nahmen den Männerberatungsdienst der Caritas letztes Jahr in Anspruch, dies entspricht einem Zuwachs von 101 Personen im Vergleich zum Jahr 2022. Weiters gab es 2.438 Beratungsgespräche, 2022 gab es derer 1.722. Die Männerberatung bietet seit der Gründung 2001 Einzelberatungen mit Psychologen für Männer an. Seit Herbst gibt es auch zwei Männergruppen, einmal auf Deutsch und einmal auf Italienisch, um sich untereinander austauschen zu können, gedacht als Gespräche „von Mann zu Mann“. Sind viel mehr Männer in Krise oder suchen sich Männer vermehrt Hilfe? „Es mag besorgniserregend klingen, dass zunehmend mehr Männer in Krise geraten. Zuversichtlich stimmt, dass sie nicht mehr alles in sich hineinschlucken, sondern Rat und Hilfe suchen.“ kommentiert Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer.
„Wenn der Mann es nicht schafft seine Gefühle sowie seine Frustrationen zu verstehen und kommunizieren, kann das gefährlich werden.“
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Die Themen, welche die Männer beschäftigen und wegen derer sie Beratung suchen, seien zum Großteil Lebenskrisen, Überforderungen und Beziehungsprobleme. „Wir sind überzeugt, dass mehr Männer bereit sind, über ihre Probleme zu sprechen und professionelle Hilfe suchen, um diese Probleme in den Griff zu bekommen“, so Mairhofer weiter. „Männer kommen zunehmend mit ihren Lebenskrisen zu uns“, berichtet Guido Osthoff, Leiter der Männerberatung. Es gehe in der Beratung oft darum, Männern durch Verhaltensänderungen zu helfen, die Rolle des Vaters und des Ehemannes wieder gut ausführen zu können, wie auch größere Schäden nach Möglichkeit zu vermeiden: „Wenn der Mann es nicht schafft seine Gefühle sowie seine Frustrationen zu verstehen und kommunizieren, kann das gefährlich werden.“ Kommunikation würden Männer oft erst erlernen müssen. Es komme nicht von irgendwo, dass mehr oder weniger weltweit Männer öfter Suizid begehen als Frauen und dass Männer öfter Gewalt ausüben, sei es gegenüber anderen Männern, Partnern oder den eigenen Kindern. Trotz erlebter Frustrationen und Krisen sei man letztendlich aber immer für das eigene Handeln verantwortlich, dafür gebe es keine Ausreden. Daher rühre die Wichtigkeit die eigenen Gefühle zu erkennen, ernstzunehmen und auszusprechen, um Gewaltausbrüche zu verhindern. Speziell darum geht es beim Anti-Gewalttraining, das freiwillig oder verpflichtend (bei Verurteilung wegen Gewalttätigkeit) angeboten wird. Osthoff berichtet, dass einige der „gezwungenen Besucher“ letzendlich froh waren, dabei gewesen zu sein. Sie hätten gelernt mit anderen Männern über Frustrationen zu reden und neue Denkmuster zu erlernen. „Wir stehen für ein neues Männerbild. Wir wollen, dass Männer es schaffen, alle ihre Rollen gut wahrnehmen zu können und wehren uns gegen alteingesessene Bilder und Partnerschaften.“, schließt Osthoff seinen Diskurs ab.
„Es geht um Solidarität zwischen Menschen, und in diesem Fall insbesondere zwischen Männern.“
Gabriele Munarini, der die italienische Männergruppe leitet, bestätigt nochmal: „Die Rollen können nicht mehr die gleichen sein wie früher.“ Bewusstsein für die eigene Identität, die eigenen Krisen zu schaffen, das sei der Weg, vor allem in der Gruppe, wo sich die Männer austauschen können. „Es geht um Solidarität zwischen Menschen, und in diesem Fall insbesondere zwischen Männern.“, so Munarini zum Ende der Pressekonferenz.
Der Mann, das Mängelwesen…
Der Mann, das Mängelwesen. So kommt das Ganze rüber. Dabei ist der Vatertag dazu gedacht, die Leistungen der Väter zu würdigen. Macht man doch am Muttertag auch so.