Società | Jugendarbeit

“Uns wird die beste Zeit genommen”

Junge Menschen erobern sich Räume zurück – zumindest symbolisch, an einem Tag.
Tag der OJA 2021
Foto: netz

“Uns wird die beste Zeit genommen.”

“Ich möchte jetzt endlich zum 1. Mal in eine Disco.”

“Maskenlose, sorglose Umarmungen fehlen mir.”

“Ich vermisse das Lachen von anderen Menschen zu sehen.”

Es sind die Stimmen junger Menschen, die am Samstag in ganz Südtirol erklangen. Schon ohne Corona werden Jugendliche oft und gerne überhört, Raum für sie ist rar und bisweilen hart erkämpft. In der Pandemie sind ihre Bedürfnisse noch weiter ins Hintertreffen gerückt. Dagegen wollte der Dachverband der Jugendtreffs, Jugendzentren, Jugendkulturvereine und anderer Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit in Südtirol netz ein deutliches Zeichen setzen: Anlässlich des Tages der Offenen Jugendarbeit – kurz OJA – fanden am Samstag (17. April) landesweit Aktionen statt, um auf die Relevanz professioneller Offener Jugendarbeit hinzuweisen und vor allem, um Anliegen junger Menschen Sichtbarkeit und ihnen Raum und eine Stimme zu geben.

 

Der Aktionstag fand unter dem Motto “Räume ge | schaffen, für die Jugend” statt. So wurden etwa riesige Plakate mit Botschaften junger Menschen auf zentralen Orten in den Gemeinden gezeigt, Tischtennis- und Calcetto-Tische ins Freie verlegt und Sitzgelegenheiten auf den Dorfplatz gestellt.


Aus der BASIS in Schlanders wurde ein Live-Konzert auf die Bildschirme und Leinwände der Jugendeinrichtungen übertragen. Jungen Künstler wie Expulze, Jimi Henndreck, FV1000 und Medea Hinteregger wurde auch hier wiederum Raum gegeben, um nach längerer Zeit wieder auf einer Bühne stehen zu können. “Es war ein Tag des Miteinanders”, freut sich Robert Perathoner, Präsident des netz. Bereits Anfang April veröffentlichte der Verband ein Positionspapier, in dem die Forderung nach der Wiederaufnahme der Offenen Jugendarbeit gefordert wird.

 

Unter anderem heißt es in dem Papier: “Unsere Erfahrungen und Ergebnisse vieler Fachpersonen und internationaler Studien zeigen, dass Jugendliche und junge Erwachsene besonders unter dem andauernden Notzustand leiden: Einsamkeit, Perspektivlosigkeit, fehlende Strukturen, große Unsicherheiten in Bezug auf ihre Zukunft, Ängste, Stress, um hier nur einige Aspekte zu nennen. Junge Menschen brauchen für Ihre Entwicklung essenziell den Kontakt zu gleichaltrigen Menschen (Peer to Peer Education). Durch Fernunterricht, Ausgangssperren und die lange andauernde Schließung der Schulen und Jugendzentren, Freizeit- & Sportangebote wurden Jugendlichen praktisch alle Peer-Orte genommen. Was bleibt ist der digitale Raum und das eigene Zuhause. Eine wichtige Entwicklungsaufgabe, die Ablösung vom Elternhaus, ist dadurch erheblich beeinträchtigt, da die dafür wichtigen Kontakte zu Gleichaltrigen und anderen Erwachsenen als wichtige Schlüsselpersonen verhindert werden.”

Und weiter: “Wenn junge Menschen ernst genommen werden, können sie in eine Gesellschaft heranwachsen, wo sie Zugehörigkeit und eine Stimme haben. Das ist eine der Voraussetzungen, dass Verantwortung für sich selbst, in der und für die Gesellschaft übernommen wird, und dass sich ein Verständnis für Demokratie entwickeln kann.”