Cronaca | 

Beppe Grillo bei Bruno Vespa

Beppe Grillo ist heute bei seinem Intimfeind Bruno Vespa zu Gast, den er als tendenziösesten Moderator Italiens attackiert hatte. Wenn es um die Macht geht, bleiben die Prinzipien auf der Strecke.
"Wer kriecht, kann nicht stürzen". Wenn es um Bruno Vespa geht, kommt Beppe Grillo die Galle hoch. Im Juni vorigen Jahres kürte sein Blog den bekannten TV-Journalisten zum "moderatore piú fazioso" und zum Gewinner des "hölzernen Mikrofons", Auszeichnung der Fünfsterne-Bewegung für grobe Einseitigkeit und übelsten Servilismus. Das ist freilich vergessen. Am heutigen Montagabend kommt Grillo in Vespas biederen talk "Porta a porta" . Es ist die erste Begegnung der beiden seit gut 30 Jahren. Damals war der Komiker ein erfolgreicher TV-Moderator mit zahlreichen Nobelkarossen und Jacht an der Costa smeralda. Vergessen scheint auch Grillos rigoroses (und absurdes) Verbot der Teilnahme an talkshows.
Erstes Opfer seines Verdikts war Bolognas Gemeinderätin Federica Salsi, die wegen Teilnahme an der RAI 3-Sendung Ballarò vom Parteigründer gefeuert wurde. Dann kam der im Latium gewählte Senator Marino Mastrangeli an  Reihe, der aus der Bewegung ausgeschlossen wurde, weil er mit einem TV-Auftritt gegen die "norme comportamentali condivise" verstoßen hatte. Nun begibt sich Grillo selbst zum "tendenziösesten Moderator" Italiens und bestätigt damit, daß das geheiligte M5S-Gleichheitsprinzip "uno vale uno" nur für das Fußvolk gilt. "Il talk show uccide", hatte der Ex-Komiker Federica Salsi
wissen lassen. Der Fall demonstriert einmal mehr, was die schrägen Dogmen des Movimento 5 stelle wert sind. Die Wahrheit ist freilich simpel. Grillo will an die Macht.  Um jeden Preis. Um dieses Ziel zu erreichen, einigt er sich auch mit dem von ihm als Kriecher verleumdeten Vespa. Ganz nach  dem im Wahlkampf täglich beteuerten M5S-Motto: "Noi siamo gli unici a fare ciò che diciamo."