Politica | Landtagswahlen

“Kein Kirchturmdenken, aber...”

Auf der Zielgeraden zur SVP-Kandidatenkür liegt ein neuer Stolperstein. Ein potentieller weiterer Eisacktaler Kandidat lässt Bezirksobmann Herbert Dorfmann aufhorchen.
SVP Eisacktal
Foto: SVP-Mediendienst

Der SVP läuft langsam die Zeit davon. Den selbstgesteckten Termin vom 10. Juni hat man nicht einhalten können. Und auch der 18. Juni ist verstrichen, ohne dass die Liste mit den zehn Kandidaten, die Parteiobmann und Spitzenkandidat, sprich Landeshauptmann, für die Edelweiß-Liste bei den Landtagswahlen am 21. Oktober ernennen können, vollständig ist. Und nun könnte der Haussegen in der SVP erneut kippen.

 

Schützenhilfe aus Lüsen?

Eigentlich sollte der Zehnervorschlag am gestrigen Montag (18. Juni) der Parteileitung vorgelegt werden. Doch schon vor der Sitzung am Nachmittag stand fest: Man hat es nicht geschafft. Sieben von zehn Namen zirkulieren seit Längerem: Arno Kompatscher, Philipp Achammer, Helmuth Renzler, Ulrike Oberhammer, Gert Lanz, Martin Telser (Präsident im Dachverband für Soziales und Gesundheit) und Dieter Pinggera (Bürgermeister von Schlanders).
Es fehlen: zwei Männer und eine Frau. Und insbesondere Kandidaten aus dem volkstumspolitischen Lager.

Fündig geworden ist man unter anderem in Lüsen. Der Name von Martin Federspieler wurde am Montag in der SVP-Leitung auf den Tisch gebracht. Federspieler, Jahrgang 1970, ist Jurist, Gemeindesekretär und vor allem Schütze. In der Kompanie seiner Heimatgemeinde fungiert er als Fähnrich. “In einer Zeit, in der wir in Europa Gefahr laufen, zu einer von den Massenmedien ferngesteuerten Einheitsgesellschaft zu werden, stelle ich mich als Schütze der Aufgabe, Tiroler Identität zu wahren und zu gestalten, aktiv an einer freien und selbst bestimmten Zukunft in Tirol mitzubauen”, tut Federspieler auf der Homepage der Schützenkompanie Lüsen kund.

Noch am heutigen Dienstag soll Arno Kompatscher bei Federspieler vorstellig werden, um die Gespräche fortzusetzen und bestenfalls die Kandidatur in trockene Tücher zu bringen.

 

Ein zweites Pustertal?

Martin Federspieler? “Da müssen Sie den Obmann fragen.” Herbert Dorfmann weilt derzeit in Brüssel, war am Montag bei der Sitzung der Parteileitung nicht dabei – und scheint vom potentiellen Kandidaten für die Landesliste nichts zu wissen als salto.bz ihn am späten Nachmittag am Telefon erreicht. Doch die Aussicht, dass ein weiterer Eisacktaler Kandidat am 21. Oktober ins Rennen gehen soll, irritiert den SVP-Bezirksobmann Dorfmann gelinde gesagt.

Der SVP-Bezirk Eisacktal hat am 25. Mai seine Bezirkskandidaten nominiert: Magdalena Amhof, Paula Bacher und Helmut Tauber. Auch Parteiobmann Philipp Achammer ist ein Eisacktaler Kandidat, genauso wie der JG-ler Alex Fischer. “Es ist nicht so, dass der Bezirk Eisacktal kleinkariert wäre, aber grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir unsere Verpflichtung auf der Landesliste schon getan haben – wir sind ja nicht der größte Bezirk”, stellt Herbert Dorfmann die Rute ins Fenster. Jeder weitere Kandidat erhöht das Risiko, dass sich die Stimmen aufsplitten und der Bezirk am Ende weniger Kandidaten durchbringt.

Wie im Pustertal, wo die Bezirksleitung in Bozen aufbegehrt hatte, weil mit Gert Lanz ein achter Pusterer Kandidat vorgesetzt wurde – ohne Absprache mit dem Bezirk. Am Ende zog Christian Tschurtschenthaler seine Kandidatur zurück und machte damit den Weg für Joachim Reinalter als Bezirkskandidat frei, der ansonsten auf der Liste von Parteiobmann und Landeshauptmann gelandet wäre.

“Bei uns herrscht sicherlich kein Kirchturmdenken”, betont Herbert Dorfmann angesichts eines möglichen sechsten Eisacktaler Kandidaten. Aber man müsse auch auf die Bezirkskandidaten achten und “schon schauen, dass sie eine Chance haben”.

Die Uhr jedenfalls tickt. Am kommenden Samstag, 23. Juni, will die SVP ihre vollständige Kandidatenliste präsentieren. Nicht wie ursprünglich geplant auf der Plose, sondern im Haus Voitsberg in Vahrn. Dort soll auch der Parteiausschuss die Liste absegnen. “Ja, ich hoffe, dass die Kandidatenkür am Samstag zum Abschluss gebracht wird”, stellt Herbert Dorfmann klar. Viel Wasser wird den Eisack bis dahin nicht hinunterfließen. Will man im SVP-Bezirk Eisacktal dem Pusterer Vorbild folgen und auf der Zielgeraden Druck auf Bozen machen? “Die Kandidaten der Landesliste sollten gleichmäßig territorial aufgeteilt werden”, hatte der Pusterer SVP-Bezirksombann Meinhard Durnwalder, mit dem Dorfmann parteiintern häufig eine Linie fährt, zuletzt betont. “Ich werde sicher noch mit dem Parteiobmann reden”, kündigt Dorfmann an. Für salto.bz war Philipp Achammer nach der Parteileitungssitzung am Montag nicht zu sprechen.