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In Meran nichts Neues

Vor den Wahlen war der Ost West Club ein beliebtes Wahlkampfthema in Meran. Nach der Sommerpause ist der Bürgermeister neu, der Standort der alte. Alles wie gehabt?

Im Wahlkampf vor den Gemeinderatswahlen ließen weder Paul Rösch noch Gerhard Gruber kaum eine Gelegenheit aus. Mehrfach betonten die beiden Bürgermeisterkandidaten die Wichtigkeit des Ost West Clubs für die Stadt. Beide Lager versprachen, bei der Suche nach einer neuen Bleibe “alle mögliche Unterstützung” aufzubringen. Sowohl Rösch als auch Gruber sind nun Teil der Koalition, die Meran regiert. Beinahe vier Monate hat man gebraucht, um ein Programm auf die Beine zu stellen, mit dem Bürgerliste, Grüne, SVP, PD und Alleanza per Merano leben und arbeiten können. Viel hat man in die 35 Seiten gepackt, nur für einen schien auf einmal kein Platz mehr zu sein: den Kulturverein Ost West Club. Dieser wird mit keinem Wort im Fünf-Jahres-Programm erwähnt.

Bekanntlich öffnet der Club seine Tore wieder am Samstag den 19. September wie gehabt in der Passeirergasse, wünscht sich aber weiterhin eine baldige und zufriedenstellende Lösung in der Frage des neuen Standortes. (Homepage Ost West Club)

“Komisch”, findet der frisch gebackene Präsident des Ost West Clubs, Erwin Seppi, “dabei hatten wir noch vor einem Monat ein großes Gespräch mit dem Bürgermeister.” Immerhin seien mit den Versprechungen, die vor den Wahlen gemacht wurden, eine Menge Erwartungen verbunden. Und wenn diesen nicht nachgekommen werde, riskiere die Politik, ihr Gesicht zu verlieren, ist Seppi überzeugt. Seit vergangener Woche steht er dem Meraner Kulturverein vor, am Donnerstag trat er offiziell seine Stelle als neuer Präsident an. Hauptthema seines Engagements wird für Erwin Seppi wohl die Suche nach einem neuen Standort sowie nach einer langfristigen Finanzierung für den Ost West Club sein. “Denn in der aktuellen Situation ist vieles nicht umsetzbar”, bedauert Seppi. Viel schlimmer als für ihn persönlich seien die eingeschränkten Möglichkeiten aber für jene Leute, die seit drei Jahren mit Herz und Seele bei der Sache dabei seien, so der neue Präsident – und sich immer noch mit denselben leidigen Themen auseinandersetzen müssten. Dazu zählen unter anderem Vizepräsidentin Giorgia Lazzaretto sowie Thomas Kobler, der als Vorstandsmitglied seit Langem versucht, zwischen Ost West Club, seinen Mitgliedern, Politik, Polizei und Anrainern im Steinachviertel zu vermitteln. Einige der Bewohner, die in unmittelbarer Nähe des Clubs in der Passeiergasse leben, werden nicht müde, sich über Lärmbelästigung, Schmutz und das Publikum des des Clubs zu beschweren.

Das ist auch dem neuen Bürgermeister bekannt. “Erst vor kurzem waren einige Anwohner wieder bei mir”, berichtet er, “das sind dann acht Leute, die seit Jahren immer wieder über den Ost West Club schimpfen und dabei fast alle Mittel ausgenutzt haben. Einer ist sogar bis zur Volksanwaltschaft gegangen”, weiß Paul Rösch. Am Freitag stellte er gemeinsam mit Vizebürgermeister Andrea Rossi und Diego Zanella das Programm der Meraner Regierungskoalition für die kommenden fünf Jahre vor. Darin kündigt Rösch an, die Vergabekriterien für die Bezuschussung der Kulturvereine überdenken und gemeinsam mit den betroffenen Vereinen neu definieren zu wollen. “Bestehende Einrichtungen sollen langfristig abgesichert werden”, liest man auf Seite 24. Ein gutes Zeichen für den Ost West Club, dem von der vorherigen Stadtregierung noch kurz vor Amtsabtritt die bereits spärlichen Zuschüsse zusätzlich gekürzt wurden. Dabei kann sich das Programm, das der Verein über das Jahr anbietet, sehen lassen. “Wir organisieren 150 Veranstaltungen pro Jahr, für insgesamt inzwischen 1.600 Mitglieder”, zählt Thomas Kobler auf. Doch das kleine Lokal im Steinachviertel bietet schon länger nicht mehr genug Platz für den stetig wachsenden Verein.

“Wir sind im Gespräch mit der Gemeinde, die wiederum in Kontakt mit Kulturlandesrat Philipp Achammer steht”, berichtet Giorgia Lazzaretto. Genaueres über einen möglichen neuen Standort für den Club will sie aber noch nicht verraten, “auch, weil es noch nichts Neues gibt”, sagt sie. Dass man fieberhaft auf der Suche nach einer neuen Unterbringungsmöglichkeit sei, bestätigt Paul Rösch. “Wir haben zum Beispiel ein Gebäude gegenüber vom Bahnhof ausgemacht”, informiert er. Die Stadtregierung und allen voran ihr Bürgermeister scheinen ehrlich engagiert. Doch so wichtig wie im Wahlkampf ist das Thema “Ost West” knapp vier Monate nach der Stichwahl nicht mehr. Auf die fehlende Erwähnung im Fünf-Jahres-Programm angesprochen, reagiert Paul Rösch etwas unwirsch: “Der Club ist nicht das Zentrum der Welt.” “Etwas zugespitzt gesagt”, fügt er hinzu. Er müsse sich um alle Probleme der Stadt kümmern, der Ost West Club sei nur eines davon. In der Passeiergasse ist man zuversichtlich und vertraut auf die neue Gemeindepolitik. Darauf, dass sie den viel versprochenen und dort lang ersehnten Wandel bringt. Und glaubt man den Worten des Bürgermeisters, darf ruhig weiter gehofft werden: “Ich bin für alle da”, sagt Paul Rösch.