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Das Dorf

Am 23. September zeigt Rai Südtirol den Film "Das Dorf" von Karl Prossliner. Es ist eine unmissverständliche Bestandsaufnahme.
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Foto: K. Filmproduktion

Naturns liegt für manche im Vinschgau, für manche ist es Teil vom Burggrafenamt. Für Karl Prossliner, der in Naturns aufgewachsen ist, liegt Naturns schlicht und einfach „in den Alpen“. 1987 drehte der Filmemacher eine Dokumentation über das Dorf seiner Kindheit (Naturns - Ein Dorf im Wandel der Zeit). Der alte Mauerbamer-Bauer hatte damals schon gemeint: „Früher hatten wir eine vielseitige Wirtschaft. Man hatte Vieh, ein bisschen Wein und Obst. Heute hat man nur noch eine einseitige Wirtschaft, aber dafür sind alle versichert.“ Drei Jahrzehnte später kehrt der Filmemacher wieder nach Naturns zurück, in ein alpinmediterranes Wellnessdorf.

„Das Dorf“ als geschlossenen Lebensraum gibt es nicht, das Dorf ist die Welt. 

Still und unaufdringlich erschließen sich dem aufmerksamen Zuschauer die Filmsequenzen, fern jeglicher Polemik, aber mit einer unverklärten Deutlichkeit, was die dörflichen und zeitlichen Aporien nicht immer leichter verdaubar macht. Die Gegensätze, die der Film hervorschält, sind frappant: wenn etwa der „Vize“ seine Hände ineinander-betet wie ein Domenikaner-Mönch und die Verschmelzung der Gäste mit den „Einheimischen“ proklamiert.

 

Auch die Überlappung des Friedhof-Baggers mit dem Hotelbau-Maschinenpark ist ein offener Spiegel, dessen was uns erwartet, wobei die Wellness-Zelle und das Grab wiederum herrlich korrelieren.

Ausschließlich  am 1. November auf dem Friedhof ist die Dorfgemeinschaft unter sich.

„Mich hat der Film berührt und er wirft sicher auch für Außenstehende alle jenen Fragen auf, mit der sich die Naturnser Bevölkerung seit Jahrzehnten herumschlägt: wann hört dieser Wachstums-Wahnsinn bei den Hoteliers und Bauern, aber auch sonstigen Wirtschaftstreibenden endlich auf?“ sagt ein Dorfbwohner, der den Film bereits gesehen hat und ergänzt: „Vielleicht stellen wir erneut die Bänke vor unsere Hütten, damit die Dorfgeschichten wieder gehen lernen und die fernseh-trächtige Vereinsamung und Gleichgültigkeit aufhört. Vielleicht nehmen wir dann wieder Anteil an den Schicksalen der Vorbeiziehenden, egal ob Touristen, Emigranten oder Fremdarbeiter und trauen uns wieder unsere natürliche Empathie zuzulassen.

Trailer