tickst du noch richtig?
im grossen uhrwerk gesellschaft hat auch sein kleinstes, zartestes zahnrad seine berechtigung und aufgabe. dabei ist das kleinste zahnrad, das kind in einer familie, das wohl brüchigste und wertvollste. hängt es nicht von ihm ab, ob das uhrwerk in zukunft auch richtig tickt?
die ersten jahre eines kindes sind die ausschlagebenden für eine sichere bindung zu seiner bezugsperson (meistens die eltern). dass verhaltensauffälligkeiten wie agression und feindsehligkeit in späteren kindesjahren aus unsicheren bindungen hervorgehen, wurde eingehend untersucht (Fearon, 2010). gegen die betreuung außer haus spreche laut dieser studie nichts, wenn nur der übergang zwischen familiärer und ausserhäuslichen betreuung ein sanfter, begleiteter ist. der einfluss der qualität der betreuung ist sehr groß. dabei spielt die einfühlsamkeit der betreuenden person, die kleine überschaubare gruppengrösse und der (bestenfalls nicht stattfindende) wechsel der betreuungsperson die größte rolle.
wenn wir nun diese basisaussagen weiterstricken und den faden der gleichberechtigung zwischen mann und frau mitaufnehmen, so stellt sich doch bald heraus, dass das frauen und männerbild der (später erwachsenen) kinder in diesen ersten jahren mitgeprägt wird. die vorbildfunktion der betreuenden personen und das gestaltete umfeld (spielarrangements) sind dabei wohl signifikant. nicht zuletzt trägt auch das geschlechterspezifische spielzeug am markt zur verfestigung des veralteten rollenbildes bei.
männerquote in kindergärten und volksschulen?
vielleicht müssen wir am anderen ende anfangen, um zu verändern. wir brauchen in unserer gesellschaft mehr männer, die dafür einstehen, dass familie und beruf für alle beteiligten besser vereinbar sind, und zwar unter entwicklungspsychologisch sinnvollen bedingungen. wir brauchen mehr männer, die der "familienarbeit" (fürsorge) gewichtung geben, mehr initiativen in diese richtung. und vor allem ein umdenken unserer gesellschaft. die gleichwertigkeit der familienarbeit zum wirtschaftlichen erwerb muss erreicht werden. eine familie stellt den kleinsten "wirtschaftlichen Betrieb" in unserer gesellschaft dar. dieser funktioniert nur, wenn es allen mitgliedern gut geht. dabei wird lebensqualität heute stark über den zeitwohlstand definiert.
das uhrwerk gesellschaft läuft momentan viel zu schnell und auf die komplexen zusammenhänge zwischen den zahnrädern wird meist vergessen. gezielte maßnahmen (wie beispielsweise die gesetzliche frauenquote) erinnern in manchen debatten dem stündlichen zurückdrehen einer uhr. und das ist sehr mühsam. müsam für die, die mit der zeit gehen wollen und müsam für die, die ständig am uhrwerk drehen müssen. welche zusätzlichen, subtileren massnahmen gibt es, die die sensibilität in bezug auf die wichtigkeit beider geschlechter in entscheidungsfragen fördern? können wir im bildungsbereich und betreuungseinrichtungen ansetzen, und dort schon die festgefahrenen rollenbilder aufweichen?