Politica | Wohnungsnot

„Unsere Ressourcen sind erschöpft“

„Wir haben nichts gegen Flüchtlinge, aber unsere Ressourcen sind erschöpft“, sagt der Welschnofner Bürgermeister Markus Dejori und fordert die Schließung des Flüchtlingsheimes.
Koffer Obdachlosigkeit
Foto: Pixabay
  • Gestern (18. Dezember) ließ Markus Dejori, Bürgermeister der Gemeinde Welschnofen, mit einer Pressemitteilung aufhorchen. Darin forderte er die Schließung des örtlichen Flüchtlingsheimes. Der Grund? Man fühlt sich von der Landesverwaltung im Stich bzw. mit den Problemen, die damit einhergehen, alleine gelassen. „Wir haben den Gang an die Öffentlichkeit nicht leichtfertig gewählt, aber die Probleme sind nun akut geworden und wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir keine andere Möglichkeit mehr sehen“, sagt Dejori, der die Verantwortungsträger dazu auffordert, der Problematik auf den Grund zu gehen. Für die Gemeindeverwaltung zum „Problem“ geworden sind nicht die Bewohner des Flüchtlingsheimes, sondern die Herausforderungen, insbesondere was die Wohnungssuche betrifft, mit denen die Gemeinde durch den Zuzug der Neu-Bürger konfrontiert ist. 

  • Markus Dejori, Bürgermeister der Gemeinde Welschnofen: „Der Aufwand für die Wohnungssuche hat jeden Rahmen gesprengt.“ Foto: Gemeinde Welschnofen

    Im Jahr 2017 wurde das ehemalige „Hotel Panorama“ in Welschnofen zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. 25 Personen können in der vom Land angemieteten Struktur bis zur Klärung ihres Status bzw. bis zur Aufenthaltsbewilligung untergebracht werden. Geführt wird das Flüchtlingsheim vom Roten Kreuz, das auch für die Betreuung der Bewohner zuständig ist. „Sobald die Aufenthaltsbewilligung erteilt wird, muss der Betreffende das Heim verlassen. Nachdem wir für alle unsere Bürger zuständig sind, sind wir auch dafür verantwortlich, dass sie eine Unterkunft bekommen“, erklärt Bürgermeister Dejori, der berichtet, dass sich Einzelpersonen in der Regel selbst organisieren würden, teilweise sei auch die Gemeinde bei der Wohnungssuche behilflich gewesen. Anders verhalte sich die Situation bei Familien, wo es insbesondere in einer kleinen Gemeinde schwierig sei, genügend große Wohnungen zu finden. Im Mai konnte eine siebenköpfige Familie in einer leerstehenden Wohnung des Wohnbauinstitutes, die von der Gemeinde angemietet wurde, untergebracht werden. Die Familie musste nach ihrem Auszug aus dem Flüchtlingsheim zeitweilig in Schlafsäcken vor der Bibliothek übernachten. „Der Aufwand für die Wohnungssuche hat jeden Rahmen gesprengt“, berichtet der Bürgermeister. 

  • „Nun, nachdem der Zustrom auch nicht abreißt, sind wir an einem Punkt angelangt, wo die Ressourcen erschöpft sind.“

  • In der gemeindeeigenen Wohnung sei bereits eine Flüchtlingsfamilien untergebracht und auch die Wohnung im Widum sei von Flüchtlingen belegt. Nun stehe erneut eine Familie mit drei schulpflichtigen Kindern auf der Straße, die in den vergangenen Wochen vorübergehend in einer Ferienwohnung unterkommen konnte. Während der letzten sechs Jahre sei es der Gemeindeverwaltung nur unter großen Schwierigkeiten und mit der Unterstützung und dem vollen Einsatz aller Sozialeinrichtungen gelungen, genügend Wohnraum zu finden. „Nun, nachdem der Zustrom auch nicht abreißt, sind wir an einem Punkt angelangt, wo die Ressourcen erschöpft sind“, erklärt der Bürgermeister und berichtet, dass der Sozialsprengel der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern südtirolweit versucht habe, eine freie Wohnung aufzutreiben jedoch ohne Erfolg. In der Folge habe man sich vor einer Woche sowohl an das Wobi wie auch an die zuständigen Mitarbeiter des Sozialbereichs gewandt und sie über die untragbare Situation informiert. „Null Reaktion – nicht einmal ein Telefonat ist zustande gekommen“, so Dejori, der betont, dass man nichts gegen das Flüchtlingsheim habe, aber Unterstützung bei den Aufgaben brauche, die damit einhergehen und welche die Gemeinde alleine nicht mehr zu lösen imstande sei.