Politica | Deutsche Schuld

OCHI heisst auf griechisch : NEIN

Zu den wichtigsten Gedenktagen gehört in Griechenland der 28. Oktober als "Imera tou Ochi", der "Tag des Nein". Eine moderne griechische Heldengeschichte.

Es war am 28. Oktober 1940 um drei Uhr früh, als der italienische Botschafter in Athen, Emanuele Grazzi, bei stürmischem Regen , Blitz und Donner aus seiner schwarzen Dienstlimousine stieg und dem damaligen griechischen Ministerpräsidenten Ioannis Metaxas in dessen Privatwohnung ein schriftliches Ultimatum von Benito Mussolini überreichte. Darin stand, Griechenland solle binnen drei Stunden den in Albanien stationierten Italienern kampflos das Feld überlassen, damit diese die anrückenden britischen Truppen zurückdrängen könnten. 

  Der eigentlich mit den Faschisten sympathisierende alte, kranke und grimmige Metaxas brauchte nicht lange nachzudenken. Er schüttelte entschieden den  Kopf und sagte : Ochi, Nein !Und , anschliessend : C est la guerre! Griechland wollte im zweiten Weltkrieg neutral bleiben. Doch der Einfall der Mussolioni-Truppen zwang das kleine Land in einen blutigen Krieg.  

Den zahlenmässig weit unterlegenen griechischen Truppen gelang es in acht Monaten nicht nur , die italienischen Besatzer zu besiegen und aus dem Land zu verjagen.  Die Griechen eroberten gleichzeitig auch noch ein Viertel Albaniens dazu -  bis die deutschen Hitlersoldaten den blamierten Mussolini-Truppen zu Hilfe kamen.

Der Widerstand der Griechen gegen die Nazis war legendär. Sie kämpften so tapfer , dass ihnen die Wehrmachtsoldaten die sogenannte Waffenehre erwiesen. Fotos und Gemälde im Athener Kriegsmuseum zeigen, wie die Wehrmachtsoldaten in Reih und Glied, Gewehr bei Fuss, abwarten, bis sich der letzte griechische Kämpfer ergeben hatte.

 Kurz darauf kamen auch wieder die italienischen Soldaten ins Land. Beide Okkupanten, also Deutschland und Italien, liessen sich - natürlich unter Druck und Drohungen -  einen Zwangskredit von der griechischen Nationalbank auszahlen. Deutschland kassierte 480 Millionen Reichsmark . Diese Schulden hat Deutschland bis heute nicht beglichen - im Gegensatz zu Italien, das den Zwangskredit nach dem Krieg zurückgezahlt hat.

Die deutschen Nachkriegsregierungen redeten sich immer damit heraus, dass Deutschland ja zweigeteilt sei und somit die Schulden auch von der DDR gezahlt werden müssten.  Nach der Wiedervereinigung wollte die damals noch in Bonn angesiedelte Regierung wieder nichts von der Schuldenrückzahlung wissen. Erst kürzlich behauptete ein Sprecher des deutschen Finanzministeriums, Griechland habe nach 1989 keine entsprechenden Forderungen gestellt.

Das aber ist eine Lüge : 1995 hinterlegte der damalige griechische Botschafter in Deutschland, Ioannis Burloyannis ein Memorandum, in dem die alte Schuld eingefordert wurde. Wieder stiess die Forderung auf taube Ohren. Bis heute ist der Zwangskredit ( durch Inflation und Umrechnung ohnehin stark geschrumpft) nicht zurückbezahlt.

Die Griechen sind sauer: auch , weil sie Deutschland bei der Sieger-Schuldenkonferenz von 1953 in London die Hälfte der Reparationsschäden erlassen haben, um dem zerstörten Land einen wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen. Auch nach dem Fall der Mauer, als Deutschland mit Verweis auf die Wiedervereinigung sämtliche Stabilitäts-Kriterien verletzte, drückten die Griechen, wie die meisten anderen EU-Staaten,  beide Augen zu .

Dass ausgerechnet Deutschland  die  Griechen seit Jahren verhöhnt und zurechtweist, zeugt nicht gerade von Dankbarkeit oder zumindest diplomatischer Zurückhaltung .  Im Gegenteil: Deutschland und der IMF ( Internationale Währungsfonds ) schreiben den Griechen vor, wie sie zu wählen hätten : nämlich so, wie es die EU-Bürokraten in Brüssel gerne hätten. Und die möchten wieder einen Vertreter der korrupten griechischen Oligarchie an der Regierung haben,  den sie wie in der Vergangenheit manipulieren können. 

  Sogar die Regierung in Wien hat kürzlich dieses arrogante Verhalten kritisiert und Deutschland daran erinnert, dass freie Wahlen das demokratische Grundrecht  jedes  Volkes sei. Und dass dieses Volk jetzt erst recht den linken Spitzenpolitiker Alexis Tsipras wählt, ist so gesehen auch verständlich.