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Reisende Planeten

Wir hatten uns die kleine Ausstellung in der Bibliothek Neumarkt angeschaut und waren nun bei der Präsentation der literarischen Planet Drums. Ein kleiner Nachbericht.
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Foto: rhd
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Verschmilzt Design und Literatur mit „ihrem“ Musikinstrument: Barbara Seeber bei der Präsentation der „Planet Drums” in der Bibliothek in Neumarkt. Foto: rhd
 

Vor etwa zwei oder drei Wochen waren wir in der Bibliothek von Neumarkt, um uns die von der Pustertaler Künstlerin Barbara Seeber entwickelten „Planet Drums“ anzuschauen (und zu fotografieren). Es sind schöne Instrumente, die Musik, Literatur und Design in sich vereinen. Da für den 20. Jänner 2023, eine Präsentation angekündigt war, wollten wir uns diese dann auch anschauen, um etwas mehr über diese – wie sich herausstellen sollte – durch Südtirol ziehenden „Planet Drums" zu erfahren.

 
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Sprach über die „technischen Details“ die mit dem Brennen dieser Ton-Instrumente zusammenhängen: Luis Seiwald, selbst bildender Künstler und arbeitet immer wieder selbst mit Ton. Foto: rhd
 

Wir waren ziemlich pünktlich da und nutzten die „akademischen zehn Minuten“ bis zum Beginn der Veranstaltung für ein bisschen Smalltalk und die vom Gegenüber geteilte Meinung, dass überraschend viel Publikum anwesend wäre, denn alles über zehn – im besten Falle zwanzig – Personen wäre für eine literarische Veranstaltung gut. An diesem Freitagabend waren es sicher vierzig, vielleicht sogar fünfzig Interessierte, die den Weg in die „Bibliothek im Ballhaus“ fanden. Und in der Tat mussten noch einige Stühle herangerückt werden.

Die Bibliothek in Neumarkt hat zwar einen eigenen kleinen Veranstaltungssaal, aber die Entscheidung, die Bücherregale im Hauptraum als Kulisse zu nutzen war sehr gut getroffen. Überhaupt war die Atmosphäre und der große zentrale Raum der Bibliothek sehr passend für die Präsentation.

 
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Spielte zwischendurch für das Publikum, hat aber auch Mario Rusca während des Lesens seiner Texte begleitet: Der Perkussionist Max Castlunger. Foto: rhd
 

Die Planet Drums gibt es an und für sich bereits seit gut zehn Jahren. Wie Seeber in ihrer Einführung erzählt, war es die aus Nigeria stammende, tropfenförmige Udu-Trommel, die sie innerhalb eines Workshops mit Max Castlunger kennengelernt hatte und zu den „Planets“, den kugelförmigen Trommeln aus gebranntem Ton inspiriert wurde. Castlunger stand ihr dann auch in der konkreten Umsetzung zur Seite, und er war es auch, der dieses Instrument an diesem Abend spielte.

In der Corona-Zeit kam dann die zweite Stufe: Seeber erweiterte das Konzept mit kurzen literarischen Texten. Josef Oberhollenzer war der erste, den sie kontaktierte und er war es auch, der noch am selben Tag seinen kurzen Text schickte. Es folgten u.a. Anfragen an Kurt Lanthaler, Wolfgang Nöckler und Eeva Maria Aichner, aber auch an die ladinische Autorin Roberta Dapunt oder den in Reischach lebenden italienischen Autor Mario Rusca, die allesamt positiv beantwortet wurden. Auch Joseph Zoderer steuerte  noch kurz vor seinem Tod einen kurzen Text bei.

Somit sind die „Planet Drums” von Barbara Seeber und Luis Seiwald gewissermaßen ein Spiegelbild der hiesigen Literatur, das sich potentiell ständig erweitern könnte.

 
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Zwei witzige Texte aus seiner Vergangenheit und ein Text zu den „Bombenjahren”: Der in Reischach lebende und weit gereiste Mario Rusca las aus seiner neuen, demnächst erscheinenden zweibändigen Autobiographie. Foto: rhd
 

Luis Seiwald, selbst bildender Künstler und Lebensgefährte von Seeber, führte schließlich in die technischen Details des Brennvorgangs der Ton-Trommeln ein und übergab das Mikro an Mario Rusca, der neben dem kurzen Text für „seine“ Planet Drum, zwei Texte aus seiner Vergangenheit und einen Text zu den „Bombenjahren“ las. Die Texte sind Teil einer zweibändigen Autobiographie Ruscas, die demnächst erscheinen soll und die mit Erlebnissen und Erinnerungen des weit gereisten Reischachers gefüllt sein wird.

 
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„Amor che muovi il cosmo / inchiodati nei cuori!”: Rusca zitiert den Text „seiner“ Planet, während Castlunger diese spielte. Foto: rhd
 

Noch ein Wort zu Castlunger: Der Gadertaler Perkussionist, der auf musikalisch sehr reichhaltige Erfahrung zurückgreifen kann, gab sich sehr zurückhaltend und gut gelaunt. Er spielte nicht nur die „Planets“, sondern auch einige seine von ihm selbst konstruierten Instrumente, für die er auf bestehende Materialien zurückgreift, ob dies nun Schraubenschlüssel sind, die für ein Metallophon verwendet werden, oder ein kleiner Tisch, der zum Resonanzkörper eines Hackbretts umfunktioniert wird.

Seine Gelassenheit und sein Humor im Spiel und im direkten Kontakt mit allen Beteiligten – auf der Bühne und vor der Bühne – waren sehr angenehm, auflockernd und kurzweilig.

In der Summe war diese Präsentation eine runde, schlüssige Sache.

 
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Ein Xylophon aus Schraubenschlüsseln: Max Castlunger an einem seiner „Upcycling Instruments". Foto: rhd
 

Die Ausstellung in der Bibliothek von Neumarkt ist noch bis Ende Jänner zu sehen.

Voraussichtlich im April/Mai des laufenden Jahres, werden die „Planets” ihre Reise weiterführen und zwar Richtung Vinschgau. Das konkrete Ziel: Die Bibliothek von Prad am Stilfser Joch.

 

Links:

Homepage „Planet Drum” von Barbara Seeber: http://www.planet-drum.it/index.html
Bibliothek Neumarkt Facebook: https://www.facebook.com/profile.php?id=100075846913646
Die Fotos von salto.music zur Ausstellung: www.salto.bz/de/article/09012023/das-trommeln-der-woerter

 
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Eine schöne Kulisse für ein schönes Projekt: Das überraschend zahlreich erschienene Publikum war – das ließ sich unschwer vom Applaus ablesen – durchwegs zufrieden mit der Performance. Foto: rhd