Tanzende Roboter
Ihrer Arbeit liegt ein einfaches Motto zugrunde: „I like to give life to all that’s in my brain“. Zum Leben erweckt hat die Andalusierin Blanca Li so einiges, seit sie vor 20 Jahren in Paris ihre gleichnamige Tanzkompagnie gründete. Tänzerin, Choreographin, Filmregisseurin, Schauspielerin – so vielseitig ihre Rollen, so breit auch das Spektrum an Ausdrucksformen in ihren Tanzarbeiten, wo sich Flamenco mit Ballett oder Hip Hop treffen. Roter Faden bleibt die pure Energie von Bewegung und Tanz - und ihr Wunsch „die Welt zum Lachen und zum Träumen zu bringen.“
Das gilt auch für das außergewöhnliche Werk, mit dem Blanca Li zum runden Jubiläum ihrer Tanzkompagnie Anfang Juli beim Tanzfestival in Montpellier Premiere feierte. Für „Robot“, das am Samstag in Civitànova seine italienische Erstaufführung hat und zwei Tage später bei Tanz Bozen gastiert, ergänzt die Choreographin ihr achtköpfiges Tanzensemble erstmals mit Maschinen: einer Gruppe von Robotern sowie den bizarren Maschinen aus der japanischen Kunstfactory Maywa Denki. Ein schräges Ensemble, mit dem die Künstlerin ihre Beobachtungen zum zunehmenden Vormarsch von Maschinen in unserem Alltagsleben verarbeitet. „Unsere Interaktion mit Maschinen nimmt Tag für Tag zu“, erklärte sie bei einer Vorstellung des Stückes vor dem Festival in Montpellier – „ob beim Einchecken am Flughafen oder beim Transport in fahrerlosen Zügen“.
Singende Maschinen
Um auch diesen Gedanken mit einem neuen Werk zum Leben zu verhelfen, begab sich Blanca Li zuerst nach Japan. Dort stieß sie auf die Maywa Denki, den Betrieb eines Geschwisterpaars, das aus der pleitegegangenen Staubsaugerrohr-Fabrik des Vaters eine Art Kunstfabrik gemacht hat. Seit nunmehr 17 Jahren werden dort nun schon die verrücktesten Kunstobjekte und -instrumente produziert: ob Gitarren, die alleine spielen, automatische Steppschuhe oder singende Roboter. Als Blanca Li dann noch auf NAO, die achtundfünfzig Zentimeter großen intelligente Robotern des französischen Roboterherstellers Aldebaran stieß, waren alle „Player“ für die High-Tech-Show vereint.
„Als ich die Roboter zum ersten Mal sah, nahm das Projekt in meiner Vorstellung Form an“, erklärt Blanca Li. Die wichtigsten Fragen, die sie in der Begegnung von menschlichen Körpern und künstlich geschaffenen Körpern aufwirft: Wo verläuft die Grenze zwischen uns und ihnen? Kann eine hoch entwickelte Maschine die menschliche Natur ersetzen? Wird ein Roboter jemals in der Lage sein, eine künstlerische Idee zu entwickeln? Und: Wenn die Roboter den Menschen immer ähnlicher werden, können wir Menschen dann vielleicht auch zu automatisierten Androiden werden?
Kybernetischer Tanz
Welche Antworten darauf die Begegnung mit tanzende Roboter tatsächlich liefern kann, wird sich am Montag Abend im Bozner Stadttheater zeigen. Auf den bisherigen Stationen scheint ihr Konzept jedoch aufgegangen zu sein – zumindest laut der Rezension der spanischen Tageszeitung El País nach der Premiere in Montpellier: „Ein kybernetischer Tanz“, heißt es dort. „Eine wahnsinnige und extravagante Aufführung, die zu einem Nachdenken über die Menschheit anregt, eine Menschheit, die unfähig ist, ohne Computer und elektronische Geräte zu leben.“
Robot! von Blanca Li kommt am Montag, den 22. Juli im Rahmen von Tanz Bozen um 21 Uhr im Bozner Stadttheater zur Aufführung. Am Sonntag den 21. Juli wird Blanca Li – ebenfalls um 21 Uhr – im Rahmen von Movie &Dance im Cineplexx-Kino bei der Vorführung des Filmes "Gli amanti passeggeri" von Pedro Almodóvar anwesend sein. Ein Film, dessen Choreographie ebenfalls von der Künstlerin stammt.